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Wilhelm" (1892) „sckien sick versammelt zu kaben, um einem Serrscker die letzte Ekre zu erweisen, dessen Namen alles in sick sckloß, was den Italienern den Glau- ben an ikr besseres Ick und an die Zukunft ikrss Staates eingeklötzt. —" Said nack 1870/71 war in den sekr freundsckaftlicken SeZiekungen zwiscken §rankreick und Italien durck den Sang der politischen Ereignisse sine Erkältung ein getreten. Sismarcks Politik zielte auf eine Annäherung Deutscklands und Öfterreick-Ungarns an Italien. Sckon das Ministerium Sella-Lanza hatte kurz vor seinem Rücktritte den König, welcker sick nack §rankreick ver- pklicktet fühlte, zu dem mit Widerstreben gefotzten Ent- scklutz bestimmt, der Einladung der Söke Serlin und Wien zu folgen. Das neue Ministerium Mingketti (seit 10. Mi 1873) begleitete den König auk der am 16. Sep tember angetretensn Auslandsreise, ln allen italis- niscken Städten, die sie berükrte, ward diese Wendung der italieniscken Politik durck Volkskundgebungsn verkerrlickt. Diese Sesucksreise nack Wien und Serlin war der Vorbote des Dreimäcktebundes, dem beizutreten seinem Sokne König Sumbert vorbekalten war. Der königlicke Sokzug errsickte, von Wien kommend, die deutscke Aeicksgrenze am 22. September vormit tags und traf um 9 Ukr 15 Minuten in der säcksiscken Grenzstadt Zittau ein. Sier fand feierlicker Empfang statt. Der Zug bestand aus zwei bückst eleganten königl. italieniscken Staats- und drei dazu gekörigen Salonwagen, in denen das Gefolge des Königs fukr. An den §enstern der letzteren bemerkte man die Minister, darunter den Premier Marco Mingketti/) und die Kgl. Adjutanten. Zum Empfange König Viktor Emanuels war eine Kompanie des Zittauer Inf.-Agts. Dr. 102 in Galauniform mit der §akne und der Asgi- rnentsmusik aufgestellt. Vor der Ekrenkompanie stan den General von Montbe und Oberst Audorkk, zwei kervorragende säcksiscke Offiziere. In Vertretung der Stadt waren Sürgermeister Saberkorn, Stadt rat köaupt und Stadtverordneten-Vizevorstand Advo- kat Stremel anwesend. Der Zug kielt vor der präsen tierenden Kompanie, wäkrend das Musikkorps die italieniscke Volksk^mne anstimmte. Der König stieg aus. Er war eine ganz ungewöknlicks Ersckeinung. Eine stattlicke, sekr kräftig gebaute und breitsckultrige §igur, mackte er mit seiner dunkelbraunen Gesickts- karbe,seinen sckarfblickenden,feurigen,dunklen trugen, dem gelockten sckwarzen Saarwuckse und eben solckem gewaltigen Schnurrbarte, der mit einer Anleihe von Sackenbarte weit über die Obren reickte, und dem langen breiten Knebelbarte einen martialiscken Ein druck. Die jugendlicke pkantasie mockts bei seinem Anblick an einen jener gefürckteten, vom Zauber der Aäuberromantik umwobenen Srigantenckeks der Ab- bruzzen, in eine Galauniform gesteckt, denken. Er bot, ohne sckön zu sein — seine Gesicktszüge waren mekr derb — das Sild einer energie-, Kraft- und tempera mentvollen Individualität. *) Oie Stiektocbter Mingkettis und seiner Gattin Uaura aus deren erster Lke, Prinzessin Lamporeaie, vor die Gemaklin des preuhiscken Gesandten Graten Dönkot in Dresden und später — nack der Trennung dieser Gke — die Gattin des späteren keickskanzlers Fürsten Otto von IZiUovv. I'voncktorei kelHHgW 6suhen,Wenciiscke 5tr. Das Zern besuchte IsZes- uncl /Xbencl-Esse Krttl^Isssiges Konrert Keinlte Konciiiorei-LrreuZnifse SeslellunZsgelckstt Verlsncl nsck auswärts lei. Z118 »r Lekmic>t vsulren Xsirsrslr. kseneuk S3S7 Viktor Emanuel nakm die Parade der Kompa nie ab und unterbiet sick, an ikr mit scknellen Sckritten auf- und abgskend, lebkakt mit dem General und dem Oberst. Dann stieg er mit Ersterem wieder ein, und der italienische Sofzug fukr über Löbau und Görlitz weiter nack Serlin. Merkwürdig! Mir vorliegende ganz kurze amt- licks Ssrickte und die mir zugänglicken Gesckickts- werke, die den Serliner Sesuck des italieniscken Königs berükrsn, bemerken nickts über die Anwesenheit des deutscken Aeickskanzlers Otto v. Sismarck und des Generalstabsckeks löelmutv. Moltke in Zittau. Lind dock ist mir deutlick in Erinnerung, sie beim Emp fang etwas abseits steken gessken zu kaben; ersteren in Kürassier-, letzteren in Generalsuniform. Ick erblickte (wir jugendlicken ,/okanniter" katten den Zaun der Saknkofsumfriedung erklettert und konnten alles ge nau beobackten) die beiden großen Männer und Lka- rakterköpfe damals zum ersten Male. Sie waren zur Segrützung des koken Gastes an die Aeicksgrenze gekommen und gaben ikm das Geleit zur Aeicks- kauptstadt. Aus diplomatiscken Gründen und wokl, weil man des Ergebnisses der Serliner Aeise des Königs und seiner Minister nock nickt sicksr war, kalte man ikr Erscheinen gekeimgekalten. Dock war der politiscke Erfolg des §ürftenbesuckes der gewünsckte. §ür die Gradkeit und §reimütigkeit des Ke galantuomo ist es sekr bezeicknend, datz, als Viktor Emanuel am 23. September mit Kaiser Wil- kelm I. allein war, sein erstes Wort war: „Ick mutz Ew. Majestät gesteken, datz ick 1870 im Segriff stand, Sie anzugreiken." Worauf der Kaiser erwiderte: „Ick wußte das!" So Kat Viktor Emanuel später selbst er- zäklt. (Vergl. Emil Olivier: „Staat und kircke auf dem Vatikanischen Konzil".) Übrigens ist dem König-Sskreier Italiens von den Serlinern sowohl wie auck den Wienern ein so glän zender Empfang bereitet worden, daß er selbst darüber aufs köckste erfreut war.