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hatte und überaus schön geworden war, erhielt sie öfters den Besuch eines schmucken Jägers. Es war aber der Teufel, der ihr in solcher Gestalt nahte und ihre Augen verblendete, daß sie nicht erkannte, mit wem sie Umgang hatte. Und dies ge reichte ihr zum Verderben. Als in der nächsten Walpurgisnacht die Burschen und Mädchen auf einer Anhöhe in der Nähe des sogenannten „Bubnik" oder der „Kleinen Landeskrone" gingen, folgte sie ihnen auch dahin. Ein großes Hexenfeuer wurde entzündet und die jungen Leute tanzten um dasselbe und sprangen darüber hinweg. Dann reichten sich zwei Burschen die Hönde, nahmen ein Mädchen auf die Arme und über sprangen mit ihr das lodernde Feuer. Auch mit unserer schönen Müllerstochter sollte dies geschehen. Als sich aber die beiden Jünglinge zum Sprunge anschickten, erscholl plötzlich ein furcht- barer Knall, den Windgeheul und Sturmgebraus begleitete. Vom Schreck gepackt ließen die beiden Träger los und das Mädchen stürzte in das Feuer. An den Folgen dieses Falles starb sie in kurzer Zeit. Sie fand aber keine Ruhe im Grabe und quälte die Bewohner der Waldmühle so lange, bis man sie an einen gewissen Ort auf dem genannten Bubnik verbannte. Walpurgiszauber durchweht auch die liebliche Sage vom „Veilchen vom Czorneboh". Ihr wollen wir zuletzt noch lauschen: Zu der Zeit, als die heidnischen Wenden ihren Göttern dienten, war unter diesen der gewaltigsten einer der Czorneboh. Auf dem Berge, der heute nach ihm den Namen trägt, bewohnte er ein prächtiges Schloß. Dasselbe barg in seinem Innern unermeßliche Reichtümer. Teurer noch als alle seine Schätze war dem alten Gott aber sein einziges Töchterlein. Unerreicht an Schönheit und Anmut war die Jungfrau der Stolz ihres Vaters. Doch cs nahte die Zeit, in welcher das Christentum seinen siegreichen Einzug in unserer Heimat hielt. Da war es aus mit der Herrschaft des alten Wendengottes. Als nun das Kreuz zum ersten Male auf der Höhe des Czorneboh er glänzte, ward des Berges Herrscher samt seinem Schlosse zu Stein, sein Töchterlein aber wurde in ein bescheidenes Veilchen verwandelt. Aller hundert Jahren, wenn die Feuer der Wal purgisnacht auf den Bergen erglühen, erwacht das liebreizende Götterkind zum Leben. Der Glückliche nun, dem es beschicken ist, das Blümlein in dieser Stunde zu brechen, erhält die holde Jungfrau mit den reichen Schätzen ihres Vaters. O.Sch. A B'gräbnis ann Windschn' Ann warklich woahre Begaabche Von M. Lehmann, Bautzen ff ees froin sich bei uns d' Loste meschantrweise immer ann meesten. Wenn innr Huckst macht. Odr wenn'r infulge vu senner Huckst sich suvill Argr uffgbündlt hoat, doaß 'r vierzeit'g obsaakt und vu dann villn Kreuze starbt. Huckst und Stärbm is abr sor de lachndn Dritten Nabmsache. Hauptsache is: doaß raicht vill ze aßn und ze trinkn goab. Denn Spoaß muß sein. Vor oalln bei dr Leiche! Nu hoa 'ch euch anne sikke B'grabnisfet'rlichkeet als jungr Mensch mitgmacht, oan die'ch denke, su lang'ch labe. Hiert ock amoul zu! Seck hoatl'ch menne irschte Stelle ann Abrlande, ganz nounde ann Biehmschen. Dou stoarb mei Unkl Arnst a Sp doas noa Gäbe cingpfoarrt is. Ich suhr also a innr dustrchn Finstrnis vu dr Grenze weg, noahm wenn Ziehlind und Scharm mit (man kunnt ne wiffn!), suhr bis ann meine Heemt, hüllte wenn Voatr oab und ging mit dar übrign bucklichn Drwandtschoaft, die'ch ou oangschoisslt hoatte, wie'ch's zu annr sikkn fürnahmen G'lagnheet g'hierte, ibrn Buusch as Wtndsche. Kindr — dou hätt'r Gstaaltn sahn Kinn. Untrschiedlich Zoig! Irschtlich hoatte kinnr de bestn Sachn oan. Denn 's fing schunn drheeme a bissl z' nieseln oan. Und dann woarn ou ahl Loite drbei. Die schuhnten de Sachen irscht raicht. Su *) Wendisch« Gegend. ou mei Grußvoatr: dar woar immr woas B'sundrsch. Ar hoatte ann ahln Bäßlich oan, dann schun sei eeqnr Grußvoatr zr Kunfrmatzion gschenkt kriegt hoatte. Dar woar uff„Foaffunk" g'oarweit, doas kinnt'r gleebm! Und an Ziehlindr hoatt'r'ch a sei gbliemltis Huckndichl eingschloin. Su woas hoatt oun oich nou kinnr gsahn: oal und grau, foadnscheing und muttn- zrfrassn, kee Hoar uff 'm Leibe. Keen Barschle kunnt die strubblchn Hoare gloatt barschtn. Und dar Grußvoatr buchte war weeß woas'r fr a guts Sticke groade a dann Ziehlindr hoatte. 'n reen Noarrn hoatt'r oa dann gfrassn. Ich wullt'n troin, wie sich doas fr su ann jungn Menschn g'hierte. O Gutt — doa woar nischt ze machn: doas teure Oangebinde goab ha a keene fremdn Hände! Also ließ mr'n. Und gtngn übr Gauß'g noa Sp Und koam'n su noa annr dritthoalb Stundn as Traurhaus. Ihr ann Abrlande denkt immer, ann Windschn gibt 's zun B'gräbnissn fick ahle, ahle Sittn und Gbräuche, sick stimmunks- vulle Eindricke, traurige Rädn und tiesdrgreifnde Szeen'. Ich hoa nischt gmarkt. Abr woas andrsch! Woar doas durt a Betrieb a dann Traurhause! Irschtns: a ewgis Begängnis, 's hoalbe Durf koam und ging. Vult, als wir vu dr doitschn Drwandtschoaft einrücktn. Kee Indianerstoamm kunnt miehr Noigierde drwecken, als unsr Mengänke. Und dannou ging de Äfferei lus. Abr oallis a gut», wohltemperiertn Oabschnittn. Irscht mußt mr a Glasl gutn Kurn trinkn. Oalle aus inn Stoampr und aus inn Nappl. Und dann soste de Leichnfrau, mr selltn'ch ock ou oan'n Tiesch setzn. Na — hiert: looft ock irscht dann weit» Waig, doaß dr Magn bis as Arbland reecht. Dou reecht 'r glei zu. Und dou woarn ou ganze Barge ou Kuchndallrn un ganze Boddrieen vu Koaffeedoassn und Koafsce- koann. Und a ganz beduhliches Weibsn — ich weeß ne, ob's ou anne Windsche woar (mr kunnt's su ne wegkriegn!) — toat ock eegoai nöt'gn. Na — 's nutzte nischt: mr mutztn 'ch ock ou roansetzn. Ich abr hoatte Angst waign wenn Schabboglack und buchte, warschl'n fülsichtgrweise zesömteglobbn und zwischen 's Fenstr und de Polza (doas is doas windsche Toapbraat) lehn. Ihr Noimodschn aus'm Abrlande kennt ja d'Gschichte. Man nimmt'n har (ne 'n Moan, sondern 'n Schabboglack!), drickt'n oan's Harze — und schun is'r zesomtegequelscht wie ane Harmonika. Ja, kommt ock mit sick noimodschn Zoige as Windsche! Kaum hoatt'ch'n a bisst zesommgmoroachlt, dou bläkte su a windscher Bauer: „Nu is Ludr azwää!" Oalles lachte. Obwull glei drnabm de Leiche loag. 3a, die Leiche. Dou koam'n ou schun de Leichnträgr. Die Haupiperson'n. Hibsche Lost und imgänglch. Abr woas mr durt vu dann gsahn hoan — nee, doas koan ich ou ne ver- gaßn. Die hoalln ne amoul Zeit, 'n Pudl runtrznahmn und 'n Bäßlch auszoziehn. 's ging glei hintrn Tiesch und langtn oalle zu. Nu hiert ock amoul, woas die oalles kriegtn. Irscht bruchln se dann Sechsn Buttr, Brut und Kaase. Doudrbei wurgtn se schun su siehre, doaß'n dr Schweetz barlnweise ibr- oall runtrlief. Machte dann Briedrn nischt. Sie noahmn drzu an klinn Klunkrch aus'm Schnoapsglasl und fieln dann noig'starkt ibrn Kuchn har. Und a innr Vartistunde woarn drei Tallr leer. Gleebt'r doas? Vu sechs Moan? Und wie se doudrmit fartch woarn, goab 's ubmdruff noa Fleesch, Schweinsknöchl. 's woar 's richtge Assn sor sick Loite. Doas oalles wär ja goar ne su schlimm gwast. Abr waign dann dickn Hamstrchn, die ne wegrücktn, kunnt doa kee andr Mensch roan oan dann Tiesch. Und doa woarn doa noa anne ganze Mengänke dou, die 'ch ou uff a paar Tage vullfuttrn wulttn. D'Frasserei schien mr ibrhaupt 's oallrirschte bei ann B'gräbnisse ze sein. Dr Tute is sichr ock Nabmsache. (ya ward su nabmbei m tgnummen!) Gott sei Dank. Die dichn Sechse woarn endlich fartg. Sie, rücktn annou und im Tiesch rim. ('s woar anne hufeisen- förmge Toafl, wu mr oan dr inn Seite mit Kaase, Buttr und Brut oanfing, und oan andrn Ende mit Schnoaps uffhierte. Drnou, also irscht noa innr stckn grutzn Stärkung, guckt mr'ch