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Riemen befestigt, den der Schütze um den Leib gespannt hatte. Zum Spannen wurde die Armbrust verkehrt auf den Boden gestellt, der Schütze trat mit einem Fuße in den bügelförmigen Ring, lehnte den Haken in die Sehne ein und spannte diese, indem er sich mit voller Kraft aus der gebückten Stellung emporrichtete, bis die Sehne in die so genannte „Nuß" einklapple, ein Scheibchen aus Bein oder Hirschhorn, in das der Abzugsbügel eingriff. Bei Frmer, Romfahrt Kaiser Heinrichs VIl., einer Ausgabe des Lociex vslcluini, eines der Mitte des 14. Jahrhunderts entstam menden Werkes, dessen Illustrationen wir die wichtigsten Ausschlüsse über die Bewaffnung und sonstige Ausstattung der Ritter entnehmen, sind mehrfach Armbrüste mit dem hier genannten Ringe zum Hineintretcn mit dem Fuß ab gebildet (Tafel 12, 19). Bei Schultz, Deutsches Leben im 14. und 15. Jahrhundert, Fig. 445, sehen wir einen Mann, dec auf einem Stuhle sitzend die Armbrust spannt. Bchaim in seiner bei Spreemann erschienenen „Waffenkunde", dessen Werk wir hier hauptsächlich folgen, bildet S. 410 einen Spannhaken ab und sagt, dieser dürfe gegenwärtig im Pariser Uusöe ü'^rtiilerie zu finden sein. Er betrachtet demnach einen solchen als eine große Seltenheit. Wir haben aus Kirschau bis jetzt zwei ganze erhallen, von einem dritten wohl ein Bruchstück. Die weitaus meisten unserer Kirschauer Bolzenspitzen sind ohne Zweifel von gewöhnlichen Handarmbrüsten ent sandt worden, Es gababer auchgrößere, Standarmbrüste, mit denen einige größere und stärkere Bolzenspitzen, die ge sunden worden sind, geschossen sein könnten. Doch ist auch möglich, daß diese Eisen zu Speeren gehörten. Neben den ziemlich rohen Bolzen mit quadratischem Durchschnitt finden sich auch einige zierliche flache Pfeile, die wohl mit gewöhnlichen Bogen abgeschossen wurden. Zum Fernkampf gehörte ferner auch die Lanze. Diese scheint aber eine geringe Rolle gespielt zu haben. Es ist ja auch klar, daß sie der Angreifer nicht viel brauchen konnte für die Beschießung der Burg aus größerer Entfernung von unten herauf; dafür war eben die Armbrust das einzig Rich tige. Eher konnte der Verteidiger von der Höhe herab den Stürmenden damit treffen. Aber bei jedem Wurf aus der Ferne ging die Lanze demSchleudernden verloren, und sie war doch schon ein recht wertvolles Stück; der einzelne konnte nicht viele besitzen. So wird man sie in der Regel lieber im Nahkampfe zum Stechen verwandt haben. Immerhin müßten sich dann, könnte man denken, mehr Lanzen finden, als der Fall ist. Denn wir besitzen in Kirschau jetzt nur eine an der Innenseite des Doppeltors gefundene Lanze. Sie ist 67 Zentimeter lang, d. h. natürlich die eiserne Spitze mit der Tülle; der eiserne Schaft, der vielleicht doppelt oder dreifach so lang war, ist natürlich nicht erhalten. Daß wir nun nicht mehr solche gefunden haben, erklärt sich jedenfalls daraus, daß nach der Einnahme der Burg diese Waffen sorgfältig aufgesammelt wurden, während man sich mit den Armbrustbolzen nicht dieselbe Mühe gab: waren doch auch sehr viele von diesen durch Aufprallen auf Mauern oder andere harte Gegenstände beschädigt, stumpf geworden oder zerbrochen. «verlausitzer L» anbSIeute bestellt «lest vte vterteljüyeltrb 2.L» SN«. - Älstitn ^»ukstbeuttere» unv ^»eltungs «»eia» «». v V, «a Das Gefecht bei Reichenbach OL. am 22. Mai 1813 diesen Tagen jährt es sich zum 114. Male, wo in und bei unserem Städtchen die Schlacht mit Napo- DWA leon stattgefunden hat. Der Wanderer auf der Staatsstraße Görlitz-Reichen- bach—Löbau, einem Teile der alten Heeresstraße Bres- lau—Dresden, gewahrt in Markersdorf am Westaus gange einen mächtigen Steinquader, der die Namen Duroc und Kirchner trägt. Dieser Stein, sowie eine an der Ostseile des Seydewitzparkes in Nieder-Reichenbach unter hohen Fich ten versteckte Gedenkplatte mit der Inschrift: „Bon hier aus leitete Napoleon I. das Gefecht bei Reichenbach am 22. Mai 18l3" erinnert an einen für den Korsen am glücklichsten ver laufenen Gefechtstag. Am 20. und 2l. Mai hatte das kaiserliche Heer gegen die vereinigte russisch-preußische Armee bei Bautzen wie schon am 2. April bei Lützen unentschieden gekämpft. Preußen und Ruffen zogen sich in der Richtung nach Löbau und Weißen berg zurück. Die beiden verbündeten Monarchen, König Fried- rich Wilhelm III. von Preußen und Kaiser Alexander von Rußland, welche keinen Augenblick vom Schlachtfelde bei Bautzen gewichen waren, verließen es am 21. Mai gegen 5 Uhr nachmittags und ritten auf der damals noch über Lauske und Rotkretscham führenden Heeresstraße nach Reichen bach. Der König der Preußen übernachtete in Reichenbach, Kaiser Alexander auf dem Gute Mengelsdorf. Die Kämpfe, die am Abend des 21. Mai abgebrochen waren, begannen schon mit grauendem Morgen wieder mit besonderer Heftigkeit. Sie begännen mit einer lebhaften Kano nade bei den Dörfern Kotitz und Nechern. Währenddessen setzte der rechte Flügel der verbündeten Armee den Rückzug über Königshain und Ebersbach nach Görlitz fort. Napoleon war bereits um 5 Uhr bei seinen Borposten erschienen und leitete das Vsrrücken des französischen Heeres mit rastlosem Ungestüm. Auf seinen Befehl ging ein 7. Korps unverzüglich in Kolonnen gegen Kotitz vor. Reiter vom Korps des Generals Latour-Maubourg begleiteten es rechts in gleicher Höhe. Ney folgte mit dem 1. Armeekorps. Lauriston führte das 5. auf dem äußersten linken Flügel über die Höhen von Gröditz und ließ, indem er die Richtung auf Reichenbach nahm, Weißenberg rechts liegen. Nachdem der Führer der russischen Nachhut, Jermolow, die bei den Franzosen stehenden Sachsen längere Zeit durch heftiges Geschützfeuer zurückzuhalten versucht hatte, ging er hinter das Löbauer Wasser und nahm bei Wasser, und Rotkretscham eine neue Stellung ein. Als es aber 2 sächsischen Schwadronen, die eine Furt durch das Lö bauer Wasser gefunden hatten — die Brücke bei Weißenberg brannte — gelungen war, eine Kosaken-Abteilung zurück- zuwerfen und die eigene Infanterie und Artillerie nunmehr folgen konnte, war Jermolow gezwungen, auch diese Stellung aufzugeben. Dieser nahm abermals hinter dem Schöps bei den Dör- fern Schöps und Meuselwitz Stellung, und als nun das fran zösische Spitzenkorps (7.) folgte, entbrannte auch hier wieder heftiger Geschützkampf. Da dieses in geschlossenen Kolonnen heranrückte, und die Reiterei des Generals Latour-Maubourg die Anhöhen bei Schöps umritt, sah sich die russische Nachhut zum Aufgeben auch dieser Stellung genötigt und zog sich bis hinter Reichenbach zurück. Hier vereinigte sich ein Teil der Nachhut des russischen linken Flügels unter Miloradowitsch mit jener Jermolows, und bereitete sich zum hartnäckigsten Widerstande vor, den die Anhöhen jenseits der Stadt erleichterten. Der rechte Flügel der vereinigten Nachhut stellte sich auf dem Töpferberge, der Windmühlenhöhe, auf, und lehnte sich an die waldigen Mengelsdorfer Berge; hier und auf dem Töpferberge, der die übrigen Höhen und alle Zugänge der Stadt beherrscht, jwar zahlreiches Geschütz aufgefahren. Der