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Georg l^unge Sein Leben und Sckaffen Von Werner Nndert-Cbersbacd u den wenigen, aber sekr svmpatkiscben Künstlern, bei denen einzig das innere Gekükl Antrieb des Schattens bedeutet, gekört Georg l^unge. Viel zu trüb kür sein Schatten und zu trüb an Jakren ist er am 1 b.März 1927 zur ewigen I^uke keimgegangen. Seine einzige Richtschnur bildete sein künstlerisches Gewissen. Er war und ist ein Eigener geblieben. Öber- fläcblickkeitsmenscben, die nickt die tieke Ekrkurcht vor der Natur kennen, versteken ikn nickt. Vie innere Wakr- kattigkeit des äußeren Erdantlitzes, mekr aber nock die reine Okkenbarung der Seele seiner Umwelt, ver suche er in seinen Schöpfungen darzustellen. Selbst- verständlick benutzte er die technischen Llusdrucksmittel einer neuen Kunstperiode. Werk und Leben zur Einkeit geformt zu kaben, das ist das Zeichen wakrer Künstlerschaft. Oen besten Lluf- scklutz über das Innenleben des nack kurzem, aber ar- beitsreickem Leben abberukenen Künstlers gibt sein Lagebuck. Nur sckwer können wir uns von den Knap pen, zwanglosen Llukzeicknungen trennen, von denen er selbst folgende Worte sagte: „Ick schreibe sekr gern Lagebuck; es strengt mich nickt an, weil ick okne be sondere §orm sckreibe, nur, was mir gerade in den Sinn kommt." In seinen Niederschriften lebt er kort, wie er gewesen ist, und ergriffen iüklt man alles, was ikn freudvoll und leidvoll bewegt Kat. Obgleick sein Lagebuck einige jakrelangen Lücken aufweist, können uns dock am besten seine eigenen Niederschriften durck sein wecksel- reickes Leben kükren. Und wo l^unges Llukzeicknungen keklten, kalken §rau Lotte I^unge und kerr Ewald Schmidt, Ebersbach, gern aus. Nickt zuletzt unterstütz ten mick kerr Max kolscbeider, Ebersbach, und der Lekrer Nunges, der Oberlausitzer Künstler Kanns Lindner, Löbau. §ür die freundliche Mitarbeit sei auck an dieser Stelle gedankt. Mit der Lausitzer Sckolle ist er verwacksen. Llm 3. Mai 1897 wurde Georg l^unge als der älteste Sokn eines kaukmänniscken Angestellten in Zittau geboren. Sckon in seiner Jugendzeit erwackte seine innige Natur liebe und die §reundsckakt mit den Sergen. Grüßten ikn dock täglick die blauen Sergketten im Süden als dos Ziel seiner Wünscke. Nack ackt Volkssckuljakren in Zittau kam er nack Löbau auk das Seminar. Er sollte Lekrer werden, und wurde einer der Scküler des bekannten Seminars, das einen Sckwär und Geißler zu seinen ekemaligen Zöglingen recknen kann. Wäk- rend der kurzen Freizeit bildeten Nickten und Malen seine Lieblingsbeschäftigungen. In sein wokl gekütetes Lagebuck schrieb er schon als Scküler wunderschöne Gedickte. Nur den vertrautesten §reunden erschloß er in seltenen Weikestunden diesen Schatz. Endlich faßte er Mut und trat an die Öffentlichkeit; er schickte eine Lluswakl seiner lyrischen Gedickte an Gerkart kaupt- mann, der ikm einen bockst freundlicken Sriek als Llnt- wort zu teil werden ließ. Jedoch verkeklten die Er- munterungen des großen vickters vorläufig ikren Zweck. I^unge wandte sich mekr der Malerei zu und brockte es kier zu einem guten können. Huck kür diese Kunst wurde der Grund in jenen Seminarjakren gelegt. Oer bekannte Lausitzer Künstler Kanns Lindner kickrte bringe in die Gekeimnisse der warben- und Grikkelkunst ein. Im Löbauer Seminar ist noch jetzt im Nebenraum des Zeickensaales eine farbige struktive Studie von §röscken zu seken, die das stark ausgebildete Öeob- acktungsvermögen und die sickere Lecknik des Semi naristen I^unge zeigt. Im Oezember 1916 legte er seins Reifeprüfung ad, um den» I^uks der §akne, zuerst an die Ostfront, zu folgen. Lluk das tiefste Kat dieses Völker morden das seelische Empfinden des keinnervigen Künstlers bedrückt. Liber die immer rettende künstle rische Lirbeit zog ikn aus der inneren Setrübnis. So kann man mancherlei Skizzen bewundern, die in diesen I obren in den karpatken und in Galizien entstanden sind. Oie Unsinnigkeit des Krieges und die Schäden der neuzeitlichen Völkergesittung kickste er am eigenenLeibe. Lim 28. September 1918 wurde er auk dem westlichen kriegssckauplatze, bei Gkeluve, schwer am Unterkiefer verwundet. Vock Beendigung des Krieges konnte l^unge endlich seinen geliebten Oeruk ergreifen; er wurde kilkslekrer in Ebersbach. Immer blieb er ein Lernender und unablässig arbeitete er an der Erweite rung und Llusküllung von Lücken seines könnens. Zwar erlakmte jetzt die künstlerische Lätigkeit, und sie wurde schließlich von ikm künstlich niedergekalten, um die nötige Zeit kür die Vorbereitungen zur Waklkäkig- keitsprükung zu gewinnen. So absickttick aber, wie er das Jakr vor der Wakstäkigkeitsprükung Stift und pinsel liegen ließ, so durstig stürzte er sich 1920 nack der wissenschaftlichen Llrbeit in künstlerische Lätigkeit. Oen mächtigsten Schwung dazu gab ikm wieder der Löbauer Künstler Kanns Lindner, dem l^unge durck Volkskockschulkurse persönlich sekr nake trat. Lindner zeigte dem jungen Lekrer sein eigentliches Llrbeits- gebiet: die Grapkik und kier die Radierung. Durch diesen anregenden Verkekr wurde er sekr tücktig ge fördert. Ein Kalbes Jakr planmäßiger Unterricht in Lindners Lttelier ersetzte ikm teilweise akademisches Studium. Seit dieser Zeit stand l^unge dauernd mit Lindner in Verbindung. Llus dem Verkältnis von Lekrer und Scküler war eine kerzlicbe §reundsckast geworden. Lluck sein äußeres Leben Kaste sich gewandelt. Er sie delte nack Neusalza über und seine Kochzeit mit Lotte IZockam IS.Mai 1921 bildeteden „letzten vollen schönen Scklußakkord" zum ersten Llbscbnitt seines Lebens. In seiner §rau fand er eine tapfere und freudige 6s- käkrtin, die mit ikm offenen Nuges durck die Sckön- keiten der deutschen keimest wanderte und ikm manchs trübe Stunde seines Lebens mit ikrem musikalischen können erkellte. In Neusalza übernakm er den ge samten Zeichenunterricht. Er wurde kreier und fertiger. So gefestigt veranstaltete l^unge von Ostern bis Pfing sten 1921 in der kumboldtbaude zu Ebersbach seine erste Llusstestung mit Llquarellen, kolzscknitten und den ersten Radierungen. Oie Wirkung dieses Unter- nekmens war gut; auch die Kritik zeigte Linerkennung und Interesse. Vock ließ ikm aber sein rastloser Schaffens drang keine I^uke, und unermüdlich arbeitete er weiter. Daß er da zu dem Vereinsleben keine Zeit katte, er scheint selbstverständlich, und dock vereinte er in seinem gastfreien kause einen geistreichen Freundeskreis, der