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dünen) zusammenweht, deren wir auch bei uns im Nor den (Buchwalde, Groß-Särchen) einige treffen. Diese Erscheinungen werden immer häufiger, je weiter wir in die norddeutsche Tiefebene kommen. Dort haben sie z. B. der Mark Brandenburg den bezeichnenden Namen „des heiligen Römischen Reiches Streusandbüchse" ein getragen. So kann uns, wie wir gesehen haben, auch der un scheinbarste Hügel in unserer schönen Heimat von den gewaltigen Inlandeismassen der diluvialen Eiszeit und ihren Einwirkungen auf die heutige Gestaltung des Land schaftsbildes erzählen. Vorläufig erscheint dieses Denkmal der diluvialen Eiszeit nicht bedroht. Seine völlige Ab tragung wird wohl die kleine Wirtschaft auf dem Gipfel des Hügels, die Häuschen des alten Windmüllers, für immer verhindern. Literatur: 1. Naumann, tzerm. Über die diluvialen Ablagerungen der Umgegend von Bautzen. Brogr. Bautzen 1878. 2. Sekt. Baruth-Neudorf Der Geol. Karte v. Sachsen (Bl. 39 und 24). Leipzig 1893 (v. G. Klemm) 3. Mörz, Ehr. Das Diluvium der Säcks Oberlausitz Eine Übersicht seiner geologischen Berböltnisse und landschaftlichen B deutung. Progr. Dresden 1909. Ein Bischofswerdaer als Blutzeuge der lutherischen Lehre u hohem Ruhme als Kanzelredner war im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts der aus Bischofswerda ^7"^. gebürtige Magister Georg Winckler gelangt. Nach seinen theologischen Studien wurde er Kaplan des Kardinals Albrecht zu Halle. Nachdem dort 1523 das neue Stift errichtet worden war, wurde er dort als Prediger ongestellt. Die gewaltige Kraft seiner Predigten zog immer mehr Hörer in die Domkirche. Doch bald wandte er sich der lutherischen Lehre zu. 1524 fing er an, das Evangelium lauter und rein öffentlich zu predigen und das Abendmahl unter beiderlei Gestalt auszuteilen. Er hatte zwar großen Zulauf, aber auch Haß und Verfolgung blieben nicht aus. Winckler war auch Luther darin gefolgt, daß er sich verheiratete und zwar mit einem nicht mehr ganz jungen, adligen Fräulein. Aber die Ehe war gegen den Willen der katholischen Brüder dieser Dame erfolgt. Im Stifte widersetzte sich vor allem der Kanonikus Conrad Hoffmann den Neuerungen Wincklers. Er wußte es dahin zu bringen, daß Winckler 1527 nach Aschaffenburg vor den Kardinal gefordert wurde, der sich damals dort aufhielt. Der Kardinal empfing seinen einstigen Kaplan ganz gnädig, da er den bedeutenden Mann immer noch liebte und ehrte. Er entließ ihn auch wieder ohne irgendwelche Bestrafung. Doch kaum war er zwei Meilen von Aschaffenburg fort, da wurde er im dichten Walde im Spessart von einigen bewaffneten, maskierten Reitern meuchlerischer Weise angesallen, verwundet und erstochen. Diese frevelhafte Bluttat setzte den Kardinal in höchste Erregung, aber allen seinen Bemühungen gelang es nicht, die Mörder namhaft zu machen. Einige sagen, die Tat wäre von Brüdern der Frau, die weiterhin dem katholischen Glauben treu blieben, ausgeführt worden. Wiederum andere erzählen, der Kanonikus Hoffmann sei selbst mit unter den Reitern gewesen, um die Reformation in Halle zu ersticken. Jedenfalls wurde Winckler von allen Lutheranern als ein Blut- zeuge der neuen Lehre betrachtet. Wie dieser Fall damals die Gemüter bewegte, geht auch daraus hervor, daß der sogenannte Pünsche Mönch, ein Geschichtsschreiber der Zeit, mit seinem Namen Johannes Lindner geheißen, nicht versäumt, in seinen Annalen die Untat zu berichten. Jedoch gibt er als Geburtsort Wincklers Goldbach bei Bischofswerda an. Ein kaiserlicher Besuch in Bautzen haben ihre Schicksale so gut wie die Menschen. Manche früher unbeachtete Stadt hat sich im Laufe der Jahrhunderte zu ungeahnter Größe erhoben, wie die vereinigten Fischerdörfer Berlin und Cölln an der Spree. Andere sind in ihrem Glanze zurückgegangen, weil der Weltverkehr andere Bahnen sich wählte, und fristen nun in stiller Beschaulichkeit ihr Dasein. Auch von Bautzen ahnen viele nicht, welch' gewaltige Bedeutung es im Mittel- alter gehabt hat, welch' glänzendes prunkvolles Leben seine altersgrauen Mauern geschaut haben, wie Kaiser, Könige, Fürsten und Herzöge hier ihre weltbewegenden Zusammen künfte hielten. Allgemein bekannt ist, daß Kaiser Karl IV., der „Vater Böhmens und des heiligen römischen Reiches Erzstiefvater" hier die Sache des falschen Waldemar entschied. Im August 1348 tauchte in der Mark Brandenburg das Gerücht auf, daß Markgraf Waldemar, mit dessen Namen die Erinnerung an Brandenburgs Glanzzeit unzertrennlich verknüpft war, und von dem man allgemein glaubte, daß er 1319 gestorben sei und im Kloster Chorin begraben liege, nicht tot sei, sondern nach langer Pilgerfahrt in das gelobte Land heimgekehrt sei. Er fordere nun sein Land von Ludwig dem Alteren aus dem Wittelsbacher Hause, der die Mark ererbt hatte, zurück. Da dieser Fürst unbeliebt war, so hielten viele den „falschen" Waldemar für den richtigen und bezeug ten es mit ihrem Eide, er sei der wahre und wirkliche, tot geglaubte Waldemar, z. B. der Erzbischof Otto von Branden- bürg und die Anhaltiner Herzöge, Verwandte des Waldemar. Diese Lage der Dinge machte sich Kaiser Karl IV. zunutze. Er reiste mit großem Hofstaate nach Bautzen. Hierher lud er sämtliche beteiligte Fürsten, die in Spremberg eingetroffen waren und im dortigen Schlosse geweilt hatten, ein. Da Waldemar nicht erschien, so belehnte er in Bautzen mit großem Gepränge den Markgrafen Ludwig den Alteren mit den Marken Brandenburg und Niederlausitz: dagegen ver zichteten die Wittelsbacher auf die Oberlausitz, die zu Böh-. men geschlagen wurde. Diese historischen Tatsachen dürften allgemein bekannt sein Weniger bekannt aber ist die Anwesenheit eines anderen deutschen Kaisers in Bautzen, nämlich des Kaisers Matthias im Jahre 1611. Kaiser Rudolf II. (1576—1611) mußte auf seinen böhmischen Thron verzichten, den sein Bruder Matthias bestieg. Ende August 1611, drei Monate nach seiner Krönung, brach der neue König von Prag auf, um in Bautzen die Hul digung der Oberlausitz entgegenzunehmen. Er nahm nicht den gewöhnlichen Weg über Zittau, wo die Pest herrschte, sondern kam auf der Straße von Rumburg her gezogen. Am 3. September traf er in Bautzen ein. Zwei Tage darauf erfolgte die Huldigung der Oberlausitzer Landstände und Städte. Das Nähere darüber schildert ein zeitgenössischer Bericht, der sich in den alten Akten der Superintendentur Spremberg befindet. Empfahung Königs Matthias den 3. Septbris anno 1611 zuBudissin. Nachdem von derer zu Hungarn undt Böheimb Königs. Majestät Unsers gnädigsten Herrn Persönlicher Ankunft die Stände des Markgrafthums Oberlausitz von Herren, Prä laten, Ritterschaft, MannschaftundtSechsköniglichenStädten avisiret, haben Sie sich zum gehorsambsten Gegenritt, Emp fahung, Begleitung undt Einführung ufs Königs. Schloß allhier, altem löblichen Brauch nach, unterthänigst gefaßt gemacht undt sindt erstlichen den 3. Septembris 1611 nach