Volltext Seite (XML)
venboren Sonntag, 25. Januar 1920 1. Jahrgang Aufruf! GammsltDolkslisder! Unberechtigter Nachöi iu c^ Erscheint oller freitags' selbst und aller Welt. Arbeit der verschiedensten Art, keine ist zu unterschätzen, ob von Geist oder Hand geleistet Arbeit rettet und bildet immer und überall die Brücke zum Aufstieg. Daß es uns im neuen Jahre an heißer Arbeit nicht mangeln wird, ja daß gerade die Arbeit es sein wird, die unser deutsches Volk wieder zur Höhe zu führen vermag, lernen nach und nach alle ahnend begreifen. Was die Arbeit von altersher gewesen, das wird sie auch ferner sein und zwar in verstärktem Maße: eine Trösterin, die Qual und Kummer mildert und im tiefinnersten Grunde Segen für uns bringt. Dieser Segen kann freilich verschiedener Art sein. Früher wurde leider oft nur dergeschäftliche Gewinn als Segens frucht der Arbeit anerkannt; aber der Preis unserer Mühe und Arbeit, wie ihn die harte Zukunft uns bringen wird, ist wohl der reinste Segen: es ist der Gedanke der Pflicht erfüllung, der Herz und Sinn beglücken wird. Hilda Mathes. „Arbeit ist des Bürgers Zierde — Segen ist der Mühe Preis" HAWir sind über die Schwelle des neuen Jahres ge treten und blicken der Zukunft mit der bangen Frage entgegen: „Was wird sie unserem deut schen Volk und jedem Einzelnen von uns bringen?" Wir wissen es nicht, aber das Eine fühlen wir, daß Arbeit und nochmals Arbeit ihr Ruf für uns heißen wird. Ist nicht, ganz abgesehen vom eigensten Betätigungstrieb, die Arbeit stets unbedingte Lebensnotwendigkeit gewesen und brach nicht von jeher dort alles kläglich zusammen, wo die Arbeit gering geschätzt wurde oder der Müßiggang sein Wesen trieb. Unser unvergeßlicher Schiller sagt mit Recht: „Arbeit ist des Bürgers Zierde". Ist doch wahrlich die Arbeit samkeit der schönste Schmuck eines jeden Menschen, ja eines ganzen Volkes. Nichts hilft zu größerer Achtung vor sich In unserem Volke ruhen noch viele verborgene Schätze. Dieser Satz hat seine allgemeine Bedeutung und ist Trost und Glaubensbekenntnis für viele, denen die Not des Vaterlandes am Herzen zehrt. An dieser Stelle aber soll der Satz eine besondere Zuspitzung erfahren. Unter den Schätzen meinen wir hier die Lieder, die im Volke leben, die von Mund zu Mund gehen, von denen keiner einen Dichter weiß und kennt. Viele, sehr viele dieser Lieder sind bereits gesammelt und ausgezeichnet worden. Dem Aufleben des Lautenspieles ist es zu verdanken, daß viele dieser Lieder auch wieder gesungen und somit immer weiter verbreitet werden. Manch altes Lied, das die Großmutter als Kind sang, lernt die Enkelin aus dem „Zupfgeigenhansel". Aber noch manches Lied, manche spaßige oder ernste Dorfballade, häufig in Mundart, lebt im Volke. Es ist die Pflicht jedes Bolksfreundes, solche Schätze zu heben und sie vor dem Vergessen zu bewahren. Aufgabe dieser Heimatzeitung aber wird es dann sein, das Gefundene der Allgemeinheit zu zeigen. Biel Freude entspringt aus solcher Sammlerarbeit. Wie glänzen die Augen der Alten, wenn sie um die Lieder ihrer Jugend aus der Spinnstube, beim Spiel oder Tanz gefragt werden. Vieles davon wird schon bekannt sein. Aber es kommen auch interessante Parallelen vor, die ebenfalls einer Aufzeichnung wert sind. Man versäume nicht bei der Sammlcrarbeit, möglichst genaue Angaben über das Alter und den Ort des Liedes zu erlangen. Die müßten dann beim Abdrucke in der „Oberlausitzer Heimatzeitung" als Fußnoten oder als kurze Einleitung beigegeben werden. Ebenso sollten alte Hausinschriften, Kinderverse und Auszählreime vor dem Vergessen bewahrt bleibe». Nach Jahren ließe sich vielleicht das gesammelte Gut sichten und als Heft herausgeben. Da gilt es aber zu nächst eifrig sammeln. Möchten alle, die sich dieser Aufgabe widmen, recht viel erfahren an Sammlerfreude und Sammlerglück! F. Th. Scholze. Bloiter für L^elmcüfunöe Schriftleitung und Geschäftsstelle in Reichenau, Sa. Fernsprech er Nr. 21S Geschichte, ^unstÄteratul" DrucP u.Verlog.ÄlwinMarx (Jrch. Otto Marx) Südlausitzer Nachrichten,Reichenau,Sa. Nr. 9