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Är. s(Dbsrlausihsr Heimaizsitung s9 abends hatte er Pietschens Ziege hereingenommen und seinen alten Bock dafür hinausgestellt." (Deshalb also das meschante Gelächter!) Ganz nebenbei fragte er mit dxr harm losesten Miene von der Welt: „Nu, Pietjch, mu millste denn su zeit'ch hie?" „Ho—ho—ho—ho ich in Putzke Ziegä gä- kooft; ho—ho ich aber Book heemgebrucht. Schoaff ich jetzt Book heem, will Ziegä hoan!" Nach diesem neuen Berschel rückte er naus, band — ohne auch nur einen Blick auf das gute Tier zu werfen — den vermeintlichen Bock ad und trabte die Huhstraße und dann die Dorfstraße von dem langen Neukirch entlang dis nach Putzkau. Dabei sagte er jedem, der es hören wollte, das Berschel: „Ho—ho—ho—ho ich" usw. Daß seine Laune jedoch beim Anblick der heute so nüchtern erscheinenden Gastwirtschaften und bei seinem eigenen Wirrnis im Kopse besser geworden wäre, wage ich nicht zu behaupten. Je näher er deshalb dem Ziele seiner Wünsche kom, desto mehr hatte er sich in eine Art unhei n- licher, innerer Wut hineinveibissen. Wehe dem, den 's traf! Endlich war er nach stundenlanger und müheseliger Wanderung auf dem Putzkauer Rittergutshofe angekommen. Protzig stellte er sich mit seinem edlen Tiere in die Mitte des Hofes. Brüllte, schimpfte. Beleidige Gott und alle Welt. Das junge Volk strömte in Hellen Haufen zusammen und umgab kichernd den alten Mann, dem vor Zorn und Wut das Gesicht blaurot anlief. Ais aber das Gejohle, und das Gestikuliere mit der Faust gar zu schlimm wurde; und als die knüppeldicken Grobheiten auf den Inspektor gar zu hageldicht fielen, mußte sich dieser wohl oder übel zeigen. Na — beinahe hätte es eine Katastrophe gegeben! Einige der Alteren aber legten sich ins Mittel und so konnte sich Pietsch nur in Worten auslassen. Da die aber sn Deutlich keit nichts zu wünschen übrig ließen, merkte der Inspektor bald, wo der Hase im Pfeffer log. Er ließ Pietschen ruhig ausbrüllen; denn das war das Beste. Und als der nicht mehr konnte, meinte er ganz seelenruhig: „Ja, Piersch, was wollen Sie denn eigentlich? Das ist ja eine Ziege! Haben Sie sich se denn schon mal richtig angesehen?" Daiaus war aber Pietsch noch nicht im geringsten verfallen. Und so „hob" er denn ungläubig seine zorngeröteten Äuglein aus und besah sich seinen treuen Begleiter von gestern und heute. Und plötzlich fiels ihm wie Schuppen von seinen Augen. Und wie zusammengeschmettert blickie er die Umstehenden an. Und das Wort blieb ihm im Halse stecken. Es würgte ihn in seiner Brust. Zum zweiten Male mußte er seit heule früh so grausam erwachen: Denn das war wirklich eine Ziege!... Dem In spektor tat Pietsch sehr leid. Er wußte, daß er stets eine treue Haut gewesen war. Bielleicht dachte er sich auch, daß mit dem armen Kerl irgendwo ein böser Schabernack ge spielt morden sei, den die alte, treuherzige Haut nicht durch schaut hatte. Vollends gestern, am Silvester. Und so ließ er sich denn alles von gestern und heute genau erzählen. Und wie es einst den Weisen im Morgenlande ergangen war, befahl er ihm ganz eindringlich, diesmal — ohne ein- zukehren! — auf einem andern Wege über Tröbigau, Naundorf und Gaußig nach seinen Penaten zu pilgern. Und diesmal hat er die Ziege auch wirklich heimgebracht. An den Mond! erklärte Wonne strahlt dein Blick. Nun wünsch ich die Sonne X) nicht zurück. Vernebelt sind nie Nichtigkeiten, die tagbeslrahlt uns irreleiten. Ich fühle die Nacht ans Berg und Feld und daß die Liebe Wache hält. Karl K«>«ze. Neujahr 1920 Z L § ß ß Ll Verträumt ruht aus nach allem Sturm dis Welt, Des neuen Jahres Nacht schwebt sanft hernieder Nnd was das alte noch gefangen hält, Löst ihrer Herrschaft milder Sauber wieder. Noch einmal bricht sich Dahn Erinnerung Nn lang durchlebte, tränenvolle Stunden, Noch einmal werden Leiden wieder jung, Blutstropfen perlen hell aus alten Wunden. Es rufen ungströstst von der Seit Todwunde Seelen himmelwärts die Klage: Es ringen sich aus der Versunkenheit Dis stummen Seugsn langdurchlebter Tage. Da bricht der Morgen an — es jlieht dis Nacht, Nnd was geschlummert, löst sich aus dem Traum. Ls ward ein Toter still zur Buh gebracht; Das alte Jahr entfloh dem Weltsnraum. Ls wahrt geheimnisvoll in ihrem Echos) Erfüllung sür ein ungszähmtes Sehnen Die neue Seit. — Ihr Herz ist risssngros) Nnd birgt des Hoffens Keims.— Weg die Tränen! Helene Helbig-Tränkner. V Z Hl Z p k Z K Ä N k V s z 8 p- P IUIUUUUUUUUUUUIUttttUUIUUUUUIUI!UUNIIIIIII»UIIttUIUUNUNUIUIINIIINUUIUUUIUINU Ballode vom Kynast uf steilem Fels ein Schlößlein stund. Lebt' drin die stolze Kunigund. Kunigunde! „Ich mag ihn nicht! Will den zum Mann, der mein Schloß auf der Mauer umreiten Kunigunde! skann!" Die Mauer, die war hoch und schmal, und tief und schaurig war das Tal. Kunigunde! Gar mancher spornte sein Rößlein an. „Lauf, lauf! trab, trab! zur Burg hinan! Lieb Rößlein, flink, trab, trab!" — Schlaf wohl, schlaf wohl, arm Menschenkind! Nicht jeder, der da wagt, gewinnt. Schlaf wohl im tiefen Grab! Ruck, rack. Die Bruck herniedergeht. Der dreizehnte am Tore steht: Ein schwarzes Roß, ein schwarz Gelock, ein schwarzes Kreuz im Wappenrock. „Schließt auf, schließt auf und laßt mich ein!" „„Wer bist Du?"" „Heinz von Suhnestein." „„Und Dein Begehr?"" — „Weit komm ich her, auf der Mauer die Runde zu reiten." „„Das heißt, in den Tod zu schreiten!"" „Warum so zag, Freund Wächterlein? Auf, auf, mach auf! und laß mich ein! — Gelt, Schwarzer, wir reiten die Runde? " Kunigunde! Er ritt. Und mit ihm ritt das Glück. „Da ist er! Seht, er kommt zurück!" Und jauchzend schallt vom Turm das Horn. Und rascher perlt im Hof der Barn. Der Burgfrau Türe öffnet sich,