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Gbsvlaufltzsv Heimatzsttung Nr.S Als ein einfach gestaltetes Glied aus der Reihe noch vor handener Gebilde jener Zeiten, welche uns die meisterhaften Arbeiten des Holzbaues in den oberlausitzer, nordböhmischen und schlesischen Landschaften als Werke urwüchsigg-'sunder Volkskraft hinterlassen haben, ist die Petersdorfer K'avelle jedenfalls weiterer Beachtung werk Entsprechen doch solche schlichte, dem Heimatboden entwachsene Gebilde dem ein fachen Sinne des Landbewohners weit mehr, als die reich und pomphaft aufgepukten Eindringlinge einer fremdlän dischen Kmistübung, welche der natürlichen Denkweise und Gefühl-^richtung der mit der Scholle verwachsenen ländlichen Bevölkerung als inhaltsleere Dekorationsstücke nie nahe gestanden haben. Denn letzten Endes ist das, was des Men schen innerstes Empfinden befriedigt, nicht der Prunk, son dern die Harmonie, der Begriff der sinnvollen Übereinstim mung von Menschenwerk und Natur. Diese immer spärlicher werdenden Überreste bäuerlicher Baukultur, die in ihrer kraftvollen Ursprünglichkeit, ihrer zierlichen Formgebung einerseits, ihrer derben Durchbildung anderseits, sowie^ihrer Volkstümlichkeit und Bodenständig keit so ganz unverfälscht die ländliche Bildunasweise der Vergangenheit wiederspieqeln, st'llen Kulturwerte dar, die es verdienen, mehr als bisher gewürdigt, geschützt und erhal ten zu werden. Liegen doch in diesen Resten bodenständiger Bauweise die Quellen zu der noch immer viel zu wenig be achteten ländlichen Verhältniskunst. In ihnen offen bart sich noch der gesunde, den Zmeckbedürfnissen nachspü rende Geist jener Zeiten, der allen Dingen gleichsam instinkt ¬ mäßig die ihnen angemessene richtige Form zu geben ver stand. Diese Quellen nicht versiegen zu lassen, sondern ihre lebendige Kraft der Pflege und Förderung altheimischer Kultur im zeitgemäßen fortschritilichen Sinne dienstbar zu machen, sollte eine Hauptaufgabe aller in unserem völkischen Sinne tätigen Kräfte sein. * » Dem Grundeigentümer ist es zu danken, daß die Kapelle vor dem Schicksale des Abbruches verschont geblieben ist. Möae seine kundgegebene Absicht, den Bau durch Wieder herstellungsarbeiten weiter standhaft zu erhalten, nicht Ver anlassung geworden sein zu Taten, die wohl gut gemeint, durch Unkenntnis in Anwendung der Mittel nur leider allzu oft zu bedauerlichen Verunstaltungen geführt haben. mmittmmmmttllmlmimmimmittmumirmlririllimsulmllmllluifunrrrlmmmruirmul 1919 ein Erinnerungsjahr der Heimatgeschichte Von 2- Schöne MWWevor das Jahr 1919 zur Rüste geht, sei es mir gestattet, noch auf ein heimatgeschichtlichesEreignis hinzuweisen, von dem uns allerdings bereits ein Zeitraum von 600 Jahren trennt. MtsMMs Am Anfang des 14. Jahrhunderts gehörte unsere Heimatlandschaft, die Oberlausitz, zu den H rrschaftsgebiete der Brandenburger Markgrafen, in deren festen Besitz sie im Jahre 1253 gelangt war. Vorher stand sie unterböhmischer Oberherrschaft. Zu genanntem Zeitpunkt hatte sie König Ottokar von Böhmen als Aussteuer seiner Schwester Bea trix deren Gemahl, dem Markgraf Otto UI. von Branden burg, verliehen. 1368 erfolgte darauf die folgenschwere Tei lung in eine westliche und östliche Landeshälste mit je einer Sonderverwaltung in die Marken Budissin (Bautzen) und Görlitz. Dadurch war der innere Verband bedenklich gelockert worden. Zwar gelangten beide Landesteile unter dem Mark grafen Wolde marde m Großen 1317 wieder unter eine Hand, doch vermochte dies das alte Zusammengehörigkeits gefühl nicht wieder zu erwecken. Das zeigte sich deutlich bei dem Tode Woldemars im Jahre 1319. Damals unterwarf sich die Mark Buddissin freiwillig dem König Johann oonBöhinen, während das Land Görlitz HerzogHein- rich von Iauer, der als Sohn einer Brandenburgerin besondere Anwartschaft auf die Besitznachfolge zu haben glaubte, als ihren Oberherrn anerkannte. So berichteten uns wenigstens bis jetzt die einschlägigen Geschichtswerke. Neuere Forschungen haben demgegenüber ergeben, daß dieser Satz in solchem Sinne nicht so ganz den Tatsachen entspricht. Die Unterwerfung der westlichen LandeshälsteBuddissin er folgte anscheinend nicht so durchaus aus freien Willen, wie man bisher annahm. Es scheint vielmehr ein gewisser Druck von Prag aus mit maßgebend gewesen zu sein. Sei dem, wie ihm wolle, zum Schaden gereicht dieser Regiments wechsel unserer Oberlausitz sicher nicht, erlebte sie doch bald darauf, nachdem 1329 auch das Land Görlitz durch Kauf an König Johann von Böhmen übergegangen war, die glanzvolle Zeit des außen und innen Macht und Ansehen erlangenden Sechsstädtebundes. Über 300 Jahre ist nun unsere Heimat unter dieser Oberherrschaft geblieben, als Nebenland der Krone Böhmens die bewegten Geschicke dieses Königreiches mit demselben teilend, ohne jedoch seine Be ziehungen zu den benachbarten Kurfürstentümern Branden-