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HberlaufitzsrHsnnaizeltung -Ar. 7 „Rupperechts"-Novelle Fulfest naht aus schnellen Schwingen. Div Weihenacht kommt eusch herkei. Christkindl wird »ns bald was bringen. „Sandnickel" *) ist ja schon vorbei. Doch eh das Christkind »ns beglücket, ists alter Brauch aus grauer Zelt, daß es zuvor ein'» Boten schicket zu allen Menschen weit und breit. Bet allen Halbwegs guten Christen Knecht Rupperecht vorm Fest erscheint. Er macht Christkindls Prokuristen, sieht nach, wer gut, wer bös es meint. Doch hört das Neuste von dem Neuen: entzogen ist das Züchtigungsrecht durchweg den himmlischen Lakaien, drum auch dem Knechte Rupperecht. Trotz alledem wolln wir nicht scherzen. War eines von uns wirklich schlecht, verschafft der Knecht ihin dennoch Schmerzen. Sern Name heißt noch: „Ruppe recht!" Bou jeher trug er Sack und Rute. Die Rute fehlt ihm aber heut. Wies scheint, gibts jetzt nur lauter gute, ganz gute, brave Lhristenleut! Bon nun ab Rupperecht, der Gute, das Betcn gar nicht erst belohnt. Gottlose Menschen init der Rute höchst eigenhändig er ver schont. Wär seine Rute Wünschelrute, hält man so leicht sie nicht verpönt, nun war sie leider Ziichtigungsknute. Drum hat inan sie ihm abgewöhnt. Gesetzt an Wünschelrutes Stelle in dieser Heilgen Weihnachtszeit ist nunmehr „Rupperechts-Novelle", Das Wiinschesiickel. — !! Neuigkeit!! Das Säckchen, heut so klein und niedlich, will zeigen, wie so gut er sei. Er möchte nämlich recht gemiitlich mal machen eine L—otterie. Den Menschen, welche Wunsche hegen, sie schriftlich auf Papier gebracht, erlaubt isls, alle einzulegen in Rupprechts Sack vor Weihenacht. Die Wünsche stellen dar die Lose zu einer großen Lotterie. Bald findet in Christkindleins Schoße Die Ziehung statt mit Garantie. Die Englein müssen sich bemühen am Fest der Liebe, uns zum Heil, ganz unparteiisch dann zu ziehen von diesen Losen einen Teil. Das Christkind mit gemischter Freude studiert Wunschzettel Tag und Nacht, drob schier verwundert, daß man heute recht mcrkwllrdge Ansprüche macht. Es liest von Teuerungszulagen, von Leben mit und ohne Gott, von Freistaat, von vergangnen Tagen, von Ausstieg und von Staatsbankrott. Auf vielen Zetteln ist die Rede — vollständig in modernem Sinn — von schwerer Menge Eßvorräte, von Spar-Prämien-Anleihe-Gcwinn. — Die Kindheit wünscht sich frohe Spiele. Selbst noch das Alter Wünsche hegt. Der Wünsche gibt es gar sehr viele. Mau viel zu viel zu wünschen pflegt. Wem nun kein Treffer ist beschicken, der zürne nicht dem Himmelsknecht: denn jede Lotterie hat Nieten, und wenns die ist vom Rupperecht. ') St. Nikolau, (k. Dezember). Max Sunghans. Unser Landschaftsbild im Wandel der geologischen Zeiten Bon I)r. C. Heinke-Zittau (Schluß) W^Mn bunter Folge wechselte das landschaftliche Ge- präge unserer Heimat. Im Silur ein flaches Meer, in dem sich die Grauwacke niederschlug, darauf im Karbon ein hochragendes Gebirge; in'der Kreide- WW^zeit wieder Meer, dessen Ablagerung der Sand stein ist. Bald öffnen sich Erdspalten, in deren Nähe sich feuerspeiende Berge auftürmen, Asche und Lava aus den Kratern herausschleudernd. Und dann wieder ein sumpfiger See mit seinen Braunkohlenwäldern: überaus warmcsKlima. Und nun sollte unsere Heimat werden, was sie bisher noch nie gewesen war: eine eisstarrende Wüste, ähnlich wie wir sie heute aus dem nördlichsten Sibirien und aus Grönland kennen. Ja, woher wissen wir denn das? Chroniken und andere Überlieferungen können es uns nicht sagen, denn es gab noch keine Menschen, wenigstens nicht in unserer Heimat. Und doch haben wir untrügliche Zeichen. Aus den Feldern rings herum, besonders aber in den Sandgruben liegen sie, die Urkunden jener Zeit. Es sind fremdartige Gesteine wie roter Granit und roter Porphyr, auch Kalke und Schiefer und dergl.Ie mehr wir uns nordwärts wenden,umso zahlreicher und größer werden diese Stücke. Wir scheinen uns also ihrem Ursprungsgebiete zu nähern. Tatsächlich müßten wir in dieser Richtung viele Tage weiterwandern.ehe wir in die Heimat all jener Fremdlinge kämen. In der Mark, an der mecklen- burgisch-pommerschen Küste, auf Rügen würden wir einige als anstehenden Fels wieder antreffen, viele aber erst jenseit der Ostsee in Skandinavien. Da fänden wir manchen Berg unzweifelhaft aus demselben Gestein aufgebaut, das als Bruchstück auch in unseren Kiesgruben zu sehen ist. Sofort drängt sich uns die Frage aus: „Wie wurden wohl diese Fremdlinge des Nordens zu uns hertransportiert ?" Unsere heutigen Flüsse können es unmöglich gewesen sein, denn sie fließen ja ausnahmslos in slldnördlicher Richtung. Daß sic früher gerade umgekehrt geströmt seien, paßt auch nicht zur allgemeinen Abdachung des Geländes nach Norden. Darum meinten einzelne Forscher, vulkanische Gewalten hätten sie aus Skandinavien zu uns herübergeworfen, 500—600 Km weit. Und wieder eine andere Anschauung: un geheure Überschwemmungen — man suchte sie mit der Sint flut der Bibel in Zusammenhang zu bringen — sollten die kleinen und großen Steine herangewälzt haben, Blöcke oft von vielen Hundert Zentnern. Auch diese Annahme wurde bald gestürzt; und man kam der Wirklichkeit schon wesentlich näher. Man sagte: Am Schlüsse der Braunkohlenzeit änderte sich das Klima. Die Temperatur nahm ab und die Niederschläge vermehrten sich beträchtlich. Dies machte sich vor allen, im Norden unseres