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I Spätherbst gA grünen Gräser stehn ganz still, M ) Wie voller Sterbenswarten, A Verblaßte Blumen blühen ab BK In einem alten Garten. K M 2» Die braunen Felder träumen schwer M In feierlichem Schweigen, A Darüber schwarze Vögel ziehn M In ruhevollem Reigen. HA HA Der Wald, geschmückt mit buntem Laub, A BK Lädt seine letzten Gäste, HA Und so, im Scheiden Schönheit noch, d Macht er den Tag zum Feste. Ein milder Glanz sonnt Berg und Tai N Den Menschen zum Entzücken, A Daß all die schweren Nebel fliehn, A A Die trauernd uns bedrücken. U BK Max Z ei big, Bautzen. MttMMMMMIttMMMUMMUMMIMMMMMMIMMMMMNMMMMttMMMHHttMM Der Turm zu Babel* (Fortsetzung) nahm sich einen Stuhl in die Mitte der Stube, sjMM und sich räuspernd, setzte er sich. „Sollt Ihr gleich erfahrn!" Seine Augen blitzten, er freute sich über seinen schneidigen hochdeutschen Ton, der ihm schon die nötige Ehrfurcht bei der Häuslerin verschaffen würde. Ja, er hatte nicht umsonst bei den Gardereitern in der Hauptstadt gedient! „Wenns olr was Gutts is!" „Ihr Häusel will ich kosen." Die alte Hanne schien nicht verstanden zu haben. „Das Häusel dahier will ich kosen!" wiederholte daher der Bauer lauter. „Doas Häusel keefn? Wie kimmste denn dodruff? Sah ich aus wie starbm, hirschte?" „Beileibe, beileibe!" „Nu also?" „Und wenn Ihr noch enne Mandel Ioahre offnehmt, Hanne: das H iusel wird feil. Junge Leute bleiben nich hier, die kenn sich ja goar nich auswirken hier." Die Hanne traute ihren Ohren nicht und horchte. „A Poar solche junge, kräftige Leut wie dein Friedel und die Minna, die müssen schon ä kleenes Gütel oder änne anständge Wirtschaft habm. Denn meine Minna, die is ein kuraschiertes Weib!" „Deine Grußmoid?" „Nu, wer denn? — Na ja, Hanne, da werd Ihr die Bude bloß verkofn!" „Gartnerbauer!" sagte die Lettenhanne, trat dicht vor den Bauer hin, aber der saß fest und fiel gar nicht vom Stuhle. „Dohar pfefft dr Wind! Ich war den Haigelsjung halfn! Dar hoat seine Mutter, fr die a surgn koann! Woas läßt dar sich mit denner Grußmoid ei! Und do füll ich su sachte rausgeschubn warn. Ha, ahlt die ich, aber ich hoa Gutt sei Dank noa wenn Brstand. Brdrhand lab ich no, Gartner- * Aus „Die Mummelswalder", Oberlausiber Dorfgeschichten, E. Reißner Verlag, Dresden. bauer! Ar wills wull machn wie dar vrlurne Sühn: Gib mir, Vater, das Teil der Gieter, das mir gehört?" „Nee, Hanne, ereifert Euch nich erscht su! Sie nahm Euch doch sicherlich zu sich!" „s is gutt! Gitt heem, Gartnerbauer! Kee Wurt mich, s is imsunst!" DerGärtnerbauer gab seine Sache so schnell nicht verloren, mußte aber doch schließlich unverrichteter Sache von dannen ziehen. Die Lettenhanne konnte kaum den Abend erwarten, um dem mißratenen Jungen ein gehöriges Kapitel zu verlesen. Friedel erklärte mit einer unglaublichen Kaltblütigkeit, daß er die Minna vom Gärtnerbauer „nehmen" wolle. Daß er sich dann mit ihr eine Wirtschaft anschaffen wolle. Er wisse schon eine, eine feine! Nur ob er sie bekommen könne, das sei noch die Frage. Na, da werde schon Rat, der Gärtner bauer werde ihm ja beistehen. Die alte Hanne rang ver zweifelt mit dem Geiste der Hoffart, der Sünde, der Unzucht. Sie erzählte ihm die Geschichte vom verlorenen Sohn und legte sie aus wie der eisrigste Geistliche. Aber ach, Friedeln rührte es nicht! Die ganze Nacht tat die Lettenhanne kein Auge zu; denn nun konnte es nicht mehr lange dauern, bis der Junge ein Ende mit Schrecken nahm! Das einsame Haus, in dem ehemals der Frieden Gottes wohnte, hatte der hoffärtige Friedel zu einer Stätte der Unruhe und des Streites gemacht. Merkwürdig, wer hier einkehrte, tat es nur noch mit der Absicht, der alten Frau Kummer zu bereiten. Selbst von Schiene-Guttliebs Ehristlieb galt das. Don einem Manne, der sonst niemandem ein Leid zusügte, der friedlich sein Korn und seine Kartoffeln baute, der die schwere Bürde der Familiensorgen in christlicher Geduld und Demut trug, so daß jede Silbe seines Namens ihre wahre Bedeutung hatte. Dieser Mann kam am andern Vormittage ins Lettenhaus. Ernst und ruhig, wie ihn das Leben gemacht hatte. Seine Gesichtszüge waren weich und — obwohl er erst die Fünf zig überschritten — sein Haupthaar grau. Die Hanne hieß ihn willkommen. Der finstere Nebel, der ihr Haupt umwölkte, klärte sich auf bei dem Gedanken: Gott sei Dank, endlich wieder einmal ein ehrbarer Mensch! Nun, erzählte Schiene-Guttliebs Ehristlieb, die Leute hätten es ihm zugetragen, daß Friedel bald die Minna vom Gärtnerbauern heiraten werde und daß sich die jungen Leute eine Wirtschaft kaufen wollten, „s is o raicht su!" fügte er hinzu. „Sickn Leutn logt ane Wirtschoaft!" So schnell die Düsternis von der Lettenhanne gewichen, so schnell war sie wieder da, aber viel drohender, viel mehr unheilverkündend. Wer denn so etwas behaupte? Ach Gutt, lauten hätte er es schon öfters gehört. Aber nun habe er es ganz bestimmt erfahren, im ganzen Dorfe sei es bekannt. Der Gärtnerbauer habe sich auch schon um eine neue Magd umgetan. „Ja, s is raicht vr denn Friedel, Hoanne. Wenn ficke Leute wie die beedn ni Grund und Boden oaschoaffn tätn, doas wär ja ane Sinde! Die ziehn woas draus, die häbm mitihrn stoarkn Oarm Schätze aus dr Arde. Schätze, Hoanne!" wiederholte er so geheimnisvoll, daß es der alle irdischen Schätze verschmähenden Lettenhanne wie ein Dolch ins fromme Herz fuhr. „Aber mir, Hoanne? Du meßt M/jfies ba uns stitt. Uns logt ane Wirtschoaft niemieh. Ane »t^arM Froe! Unglick mitn Kindern. Ba uns heeßts ok: raus^zum Sprabernel! Uns fahlt der Saign!"