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Gberlaujitzer Heimatzertung 4ö Nr. 5 verschneiten Ackern in genußvollem Gleiten durcheilte. Wie ein leichtes Flimmern durchzitterte die Kälte die ganze Atmosphäre und löste auch in mir einen seltsam ungewohnten Eindruck auf die Sinne aus wie ein Entrücktsein in ferne nördliche Zonen, die Eisgefilde Spitzbergens, die ich einst selbst betreten. Mittag war schon vorüber, als ich wieder in den Waldes dom des düster ernsten Berges Czorneboh eintrat und mich zu dem steilen Ansteigen anschickte, bei dem die Skier gar manchmal zurückglitten. Schließlich bei der Abbiegung des Serpentinwcges schnallte ich ab und trug die Skier in not' wendiger Zeitersparnis das letzte Stück des Berges hinauf Von den braven Wirtsleuten wurde ich als seltener „Ski gast" bei solch ungewohnter Kälte mit besonderer Freund lichkeit ausgenommen. Die Kälte zog wieder grimmig an, als ich bei vorzüglichem Schnee den langen Kamm des dem schwarzen Gott geweihten, auch in seiner winterlichen Ein samkeit unheimlich aumntenden Berges dahinglitt; eine glücklicherweise nicht benötigte, weithin vernehmbare Signal pfeife war mein einziges Rettungsmittel, um im Falle eines Sturzes oder sonstigen Unglücks auf mich aufmerksam zu machen und damit mich vor Erfrieren zu schützen. Am Endpunkt des malerisch in Schichten sich ausbauenden Hochsteines, dem Ziel meiner Kammwanderung, begann eine leider nur zu kurze, genußvolle Abfahrt, auf der die Skier wie „Sahne" liefen, nach Kleindehsa hinab. Damit war die Bergfahrt vollendet; nun galts, der Bahn station zvzueilen, da die Sonne sich schon zu senken begann. Zunächst der Hauptstraße folgend, das geschichtlich berühmte Hochkirch mit seiner charakteristischen, weithin sichtbaren Kirche, dem Wahrzeich-m der ganzen Gegend, linkslassend, eilte ich auf kürzestem Weg über die blendend weißen Felder in raschem, genußvollen Gleiten dahin und erreichte nach Stunden, froh und glücklich ob der seltenen und so überaus gelungenen Skitour, mit angebrochener Nacht zu Rast und Labung die gastliche Stadt Löbau. vvvvvvlllll»v»vvv»»lttll»vvllllllllllllll!lvllvlllvllllll!lvlllllvllvlvl!lvlllv»llvllvv!l> „Deutsch!" : j Of^Iete fühlen sich behaglich, sprich! ihr deulscher Mund fremdsprachlich. Andre finden dran Ergötzen, „Hochdeutsch" ja nicht zu verletzen. — Uber allen Sprackfinessen Sei die „Mundart" nicht nei-gessen! Sonst Kanns iverden, mies geschehen. Datz Deutsche Deutsche nicht verstehen: „Aiuäb!" Was ists? Willst du <s wagen, Mir den S>nn des Ausdrucks schnell zu sagen? — Anfangs kältst dus nicht für deutsche Sprache, Und der Dialekt macht dir viel Plage, Bis du später tiefer ciuncdrungcn. — Ja, es gibt verschiednc deutsche Zungen! Aruäh! — Was heißts? Wills nicht gelingen?" — „Fast französisch will dec Ausdruck klingen. Hieß Voltaire nicht ^rouat?" — „Ich glaube. Doch ein — deutscher Ausdruck ists, erlaube! Schwer fällt dirs, wein Freund, die Nutz zu knacken. Drum will ich des Rätsels Lösung sagen: Aruäh (drei Silben) sind drei Wörter, Weder ists ein Dichter noch Gelehrter; A rn Ah bedeutet garnichts weiter Als: ein rohes Ei. — Ist das nicht heiter?" Max JungHans. Wiederbelebung der Görlitzer Kurrende M. Gondolatsch - Görlitz einigen Wochen singt in den Straßen unserer Stadt wieder eine Karrende. Damit ist eine Ein- richtung wieder ins Leben gerufen worden, welche in den meisten thüringischen und sächsischen Städten bestanden hat. Für unsere Stadt ist sie für die Zeit um 1500 durch den berühmten Stadtschreiber Johannes Haß bezeugt, der in seinen Annalen berichtet, daß sich, als er 1490 die Görlitzer Schale besuchte, die fremden Schüler ihren Unterhalt durch „Gassensingen" erwarben. Wie lange diese vorreformatorische Kurrende bestanden hat, ist nicht festzu stellen, dagegen wissen wir aus den Ratsprolokollen, daß der Rat 1586 wieder einen „Armenschülcrchvr" errichtete, der einmal wöchentlich singend und Gaben sammelnd durch die Straßen zog. Als er 1669 um die Erlaubnis zu einem zwei ten Umgang bat, lehnte dies der Rat mit der Begründung ob, daß „es eine Neuerung und Beschwer der Gemeinde sein würde". Trotzdem war man später zu drei wöchentlichen Umgängen, am Montag, Mittwoch und Freitag, gekommen. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts muß die Kurrende in Verfall geraten sein; denn Kantor Döring, der 1795 sein hiesiges Amt antrat und der von 1784—88 selbst Leipziger Thomaner gewesen war, machte in der „Lausitzer Monats schrift" 1808 in einem Artikel mit der Überschrift „Wan dernde Gesangbücher" Vorschläge zu ihrer Verbesserung. Aus seinen Äußerungen läßt sich schließen, daß das Kur rendesingen um 1800 zum Teil auf den Singechor (von dem noch die Rede sein wird) übergegangen war. 1837 wurden unter Kantor Blüher Armenschülerchor und Singechor unter dem Namen „Vereinigter Gymnasial Singechor" zusammen gelegt; die Anforderungen, die eine neue Zeit an die Schule stellte, brachten es mit sich, daß 1848 das Kurrendesingen aufhörte und 1873 der Singechor völlig aufgelöst wurde. Die Mitglieder des Armenschülerchors, auch Brot schüler oder ?Luper68 genannt, waren Schüler der unteren Klassen des Gymnasiums. Sie erhielten nicht nur freien Unterricht, sondern auch ihren sonstigen Unterhalt an Brot, Kleidung und Schuhwerk. Ihre Zahl betrug seit 1742 nach Natsbeschluß 20, um 1800 waren es 12. An ihrer Spitze stand der Kreuzträger, ein Primaner, der nach seiner Tätig keit bei den Begräbnissen so genannt wurde. Die Armen schüler erhielten besonderen Gesangunterricht; in der Schul ordnung von 1616 wird bestimmt, daß sie am Mittwoch und Freitag um 12 Uhr das Singen von Chorälen üben sollten. 1756 hatten sich diese Singstunden auf vier vermehrt, für die der Kantor 10 Taler bekam. Der Gesang der Armen schüler bestand in Chorälen, die beim Zuge durch die Straßen im langsamen Gehen vorgetragen wurden. Der Weg der Kurrende durch die einzelnen Straßen war ganz genau vor geschrieben. Wie sehr die Görlitzer Einwohner an der alten Sitte hingen, beweist der Umstand, daß sich 1751 die Be wohner der Neiß- und Nikolaivorstadt beschwerten, weil sie längere Zeit keinen Gesang gehört hätten, und daß der Rat 1761 auf eine erneute Eingabe des Tuchmacher-Gewerks beschloß, „die Vorstädte wöchentlich einmal mit besingen zu lassen". Außer dem Kurrendesingen hatte der Armenschiiler- chor noch mancherlei andere Dienste zu verrichten; er war am Kirchengesang in der Peterskirche und in der Dreifal tigkeitskirche beteiligt, hatte Begräbnisse zu begleiten und auch bei Hochzeiten im Hause zu singen. Neben dem Armenschlllerchor bestand seit altersher der Singechor, eine sozusagen etwas vornehmere Einrichtung, dessen 20 bis 24 Mitglieder aus allen Klassen des Gymna-