Volltext Seite (XML)
Bald aber ergoß sich aus den Krateröffnungen und Spalten ein zähflüssiger Magmabrei oder die Lana; das war der Basalt, ;jenes blauschwarze uns allen wohl bekannte Gestein. Er breitete über den Sandstein bez. über den Granit eine riesenhafte Decke, die bis an 100 m dick war und 220 cstem umfaßte. Die Orte Schönborn, Neu gersdorf, Eibau, Oderwitz, Scheibe, Bertsdorf, Warnsdorf sind ihre Eckpunkte. Die Verwitterung, die Mandau und ihre Nebenflüsse haben diese Decke freilich im Laufe der folgenden Iahrmillionen z. T. wieder zerstört. Kleinere Decken sind der Rotstein bei Sohland und der Strohmberg bei Weißenberg. Zähflüssiger Basalt wölbte sich kuppenförmig empor, und so entstanden die Quellkuppen des Löbauer Berges und der Landeskrone bei Görlitz mit ihrer großen land schaftlichen Wirkung. Oder die Masse des vulkanischen Magmas erschöpfte sich, ehe sie die Oberfläche erreichte, blieb im Schlote stecken und füllte den Eruptionskanal aus. Nach der Verwitterung der umgebenden Gesteine, die ja im allgemeinen wesentlich weicher waren, zeigte sich nun der Eruptionsstiel oder der Stielbasalt, von dem allein in der Seifhennersdorf-Rumburger Gegend 16 Stück ver merkt werden. Der bekannteste Stielbasalt in unserer Nach barschaft ist der durch den Betrieb freigelegte Humboldt- feisen in den Mllhlsteinbrüchen von Jonsdorf. Mitunter füllte die Basaltmasse flache Spalten aus. Das sind die sog. Basaltgänge, die der Verwitterung ebenfalls länger trotzten und nun wie der Iohannisstein bei Hain als 10 in hohe Mauer die Umgebung überragen und die etwa 700 m weit verfolgt werden kann. Noch länger ist der Gang am Plissen- berg bei Schanzendorf. Meist zeigt sich der Basalt als dichte, gleichmäßige, kom pakte Masse. Vereinzelt sind plattenförmige Absonderung wie stellenweise am Löbauer Berg. Ausfällig und daher vielen in Erinnerung, die sonst weniger auf die Schönheiten der Natur achten, ist die Gliederung des Basaltes in Säulen. Berühmte Beispiele sind der Schloßberg in Stolpen bei Neustadtund derHerrenhausberg beiSteinschönau i.Böhmen. Ein prächtiges Beispiel dafür besitzen wir auch im Bruche beim Schleekretscham, unmittelbar an der Straße nach Oberseisersdorf. Hier Haden sich außerdem durch fort schreitende Verwitterung — quer zur Längsrichtung der Säulen — sehr schöne Würfel nnd zuletzt Kugeln gebildet. Die meist 5—6 kantigen Säulen werden gern als Baustein verwendet und zu Gruppen und Pyramiden vereinigt in den Anlagen aufgestellt. Auch als Grenzsteine sicht man sie oft. Man braucht ja die langen Säulen nur quer zu schlagen.— Vielleicht hat schon mancher nach der Entstehung dieser Säulen gefragt. Aufschluß hierüber gibt uns jede eintrock nende Lehm- oder Schlammpflltze. Die dabei entstehenden Risse umschließen 5—6festige Schollen, welche bei genügen der Tiefe des Schlammes und starker Austrocknung zu kleinen kurzen Säulen werden. So sind auch die Basalt säulen keineswegs Kristalle, sondern Erstarrungs- und Schrumpfungserscheinungen. Nur erfolgte hier die Ab kühlung und Erstarrung wesentlich langsamer, infolgedessen wurden die Basaltsäulcn ebensoviele Meter lang wie die Schlammschollen Dezimeter. Die Ausbrüche der Basaltlava erfolgten an mehreren Stellen (z. T. sind es die Eruptionsstiele) und umspannen einen längeren Zeitraum. Dies erklärt die verschiedenen Abarten dieses Gesteins. Die Basaltmagmaherde waren noch nicht allerorts er schöpft, als eine neue Eruptionsperiode begann. Diesmal war es graugrüne Lava, hauptsächlich aus Nephelin, Sanidin und Augst. Diese Mineralien bilden sowohl die feine Grundmasse als auch größere Brocken, sogen. Ein sprenglinge, in ihr. Diese Lava war der Phonolith oder der Klingstein, weil größere dünne Platten unter deni Schlag desHammers einen Hellen Klang zeigen. Der Kling stein überragt als jüngeres Gestein die basaltischen Ab lagerungen. Und darum sind gerade die höchsten Gipfel, wie Lausche, Hochwald, Ionsberg, Tannenberg usw. solche Phonolithkuppen oder Deckenreste. (Vielfach ergoß sich der Klingstein auch direkt über den Sandstein.) An der Lausche, am Scheibenberge, Breiteberg Kanu man die vollständige Reihe der vulkanischen Ablagerungen nachprüfen. Auf dem Granit und Sandstein ruhen zunächst Tuff, daun Basalt, schließlich Phonolith. Die glutflüssigen Massen des Basaltes wie des Phono- lithes veränderten infolge ihrer ungeheuren Hitze den durch brochenen oder überfluteten Sandstein. Dadurch wurde dieser z. T. geschmolzen, und die kieselige Masse verkittete hernach die Sandkörnchen inniger: Der Sandstein wurde gehärtet oder wie man sich auch ausdrückt: gefristet. Hitze wirkung und chemische Einflüsse verwandelten bei Jonsdorf das weiche Gestein in den zähen Mühlsteinquader, der schon seit 31/2 Jahrhunderten abgebaut wird. Der Hitze- oder Kontaktwirkung verdanken wir schließlich noch ein einzig artiges Naturwunder unserer Heimat, wie es deren in Deutschland kaum ähnliche gibt. Das ist die sog. Orgel, die kleine und namentlich die große. Hier floß einst ein Strom von Basalt oder Phonolith über den Sandstein, der nun durch die mächtige Hitzestrahlung geschmolzen wurde und nur ganz allmählich sich abkühlte, dabei in Säulen zersprang (vergleichbar den Basaltsänlen vom Schleekretscham). Das vulkanische Gestein ist jetzt aber durch die Verwitterung vollständig zerstört und nur die Sandsteinsäulen stehen gleich den Pfeifen einer Orgel da. Sie muß früher viel um fangreicher gewesen sein, denn allenthalben liegen los geschlagene Säulenstücke an den Abhängen umher. Ein paar solcher Gebilde habe ich mit ausgestellt. Nicht minder lehrreich ist weiterhin eine andere Folge des Vulkanismus. Als der Basalt und Phonolith aus ihren gültigen Herden qu die Oberfläche stiegen, mußten sie den darüberlagernden Granit- und Sandsteinmantel durchstoßen. So rissen sie Brocken dieser Gesteine mit fort und betteten sie in sich ein. Diese eingeschlossenen Granit- und Sandstein fetzen — besonders zahlreich zwischen Bertsdorf und Jons dorf — geben uns also einwandfreie Auskunft über die Beschaffenheit des Untergrundes. Als in der Südlausitz noch die Vulkane rauchten und Stätten alten Lebens unter ihren Ablagerungen begruben, da entfalteten sich dafür neue an anderen Stellen. Flachseen bedeckten damals die Gegend von Seifhennersdorf und Warnsdorf. An ihren Ufern gedieh eine üppige Welt von Sumpfpflanzen und Laubbäumen. Erlen und Weiden suchten die Nähe des Wassers; Birken, Eichen, Hainbuchen, Nuß bäume und Ahorne standen nicht weit davon. Fremdlinge wie Lorbeer, Myrte und Olbauni sagen uns, daß zu jener Zeit ein viel wärmeres Klima hier herrschte, etwa so wie heutzutage in den Mittelmeerländern. Ebensowenig fehlte es an tierischen Bewohnern. Fische und Frösche tummelten sich in dem wannen Wasser, Insekten und Vögel durch schwirrten die Luft und flußpferd-ähnliche Säugetiere wälzten sich in dem schlammigen Grunde. Aber die nahen Feuerberge bereiteten mit ihren Asche regen dem fröhlich wuchernden Leben ein jähes Ende. Unter Luftabschluß und unter dem Druck von Wasser und Geröll konnten die Pflanzen nicht verwesen, sondern sie ver-