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40S GbevlaufltzevHeimatzeltung Är. Zg Luise schritt tapfer neben ihm aus. am Biebig trennten sie sich. Magdalena ging einsam ihren Weg. Ihre Pulse flogen, ihre Wangen waren glühendheiß, trotzdem es bitter kalt war und Kriställkörnchen sich in ihrem Blondhaar festsetzten. Weiter und weiter Irug sie ihr flüchtiger Fuß. Sie achtete nicht darauf, daß die kalte Luft ihr in die Kehle drang, in angstvoller Erwartung schaute sie vorwärts, als wollte sie das Dunkel durch dringen, das sich mit dem großen Walde vor der Felsengasse ausbreitete. Da — klang nicht ein rascher Schritt, stieß nicht ein Stock in hartes Eis, ging nicht ein lauter Atem aus angstvoller Brust? Ihr Herz klopfte laut. Furcht paarte sich mit Erwartung. Es war unsicher in der Gegend, und fremdes Gesindel trieb sich auf den heimischen Wiesen und Angern gern herum. Ob es Freund war oder Fremder? An der Wegbiegung trat ihr ein eiliger Wanderer entgegen. Magdalena faßte sich ans Herz. Bei Gott, sie war erschrocken. Die Büchse geschultert, den Hut mit dem Hahnenflaum — ja — er wars. „Christian Walser," sagte sie leise und ihre Stimme zitterte. Sie hatte, seit er verehelicht war, nie wieder mit ihm gesprochen. Er stutzte, blieb stehen und sah ihr ins Gesicht. Es war ein Blick voll Bangen und Qual. „Mamsell Magdalena, habt Ihr — mein Kind gesehen?" fragte er und sein Blick irrte unstet umher. „Die Muhme Mali, die es betreut, wenn ich fort muß, hatte Gänge im Böhmischen drüben, da mag es sich einsam gefühlt haben, nun ist es fort. Ich —" Magdalena legte die Hand auf seinen Arm. „Kommt heim, Christian Walser, ick hab ein Lhristkindlein für Euch." „Ihr, Mamsell, wie könnt Ihr?" Sie schritt an seiner Seite in stiller Seligkeit und meinte, daß es imMr so gewesen sein müsse. „Ich Habs am Miinzlein erkannt, das es um den Hals trug, daß es das Eure sein müsse. Es wußte nur den Namen „Resl". „Mein Kind? " „Mamsell Magdalena, ich hab Euch nie danken können für Eure Freundlichkeit, die Ihr mir erwiesen, als ich bei Eurem Vater einkehrte. Ich bin gern eingekehrt und schwer fortgegangen aus dem Schwerinerhause. Dann mußt ich heiraten, es war wegen dem Kindl." Sie schwiegen beide, nur ein ganz unhörbarer Seufzer entstieg Magdalenas Brust. So gelangten sie an ihr Vaterhaus. Dort brannte noch ein Lichtlein, und als das Mädchen anklopste, öffnete Vater Schweriner ihr mit besorgter Miene. „Vater, das Christkindlein ist nicht für mich, hier kommt der Eigentümer," sagte sie und schob den Jäger sanft zur Tür hinein. Dann führte sie ihn an das Bett seines Kindes, dessen ruhige Atemzüge den sanften traumlosen Kinderschlaf verrieten. Er sah mit Wohlgefallen auf das liebliche Bild. „Wie soll ich Euch danken, Magdalena?" sagte er und ergriff ihre kleine zitternde Hand. „Ich weiß," erwiderte diese, „laßt mir dies Kindlein, daß ich seiner warte." „Ihr wolltet?" — „Mein Weihnachtsgeschenk." — „Magda lena !" Der ernste, einsame Mann beugte das Knie und drückte einen scheuen Kuß auf ihre Hand. „Nicht, Jäger!" wehrte sie ab. Da trat Vater Schweriner in die Kammer und sah still lächelnd die Szene und ahnte ein klein wenig, was hier mitten im kalten Winter für ein warmer Früh ling aufblühte. „Nun muß ich scheiden," sagteplötzlich Christian und nahm sein Gewehr. „Die Muhme bangt nach einer guten Nachricht, ob wohl sie Schuld an der Flucht des Kindes hatte. In ein paar Tagen geht es nach Zittau, das Vaterland ruft die Einsamen und Jungen, die Nutzlosen. Ich hab mich anwerben lassen, wußte ich doch nicht, was für ein Sonnenschein auf meinen dunklen Weg fallen würde. So hatte ich mich zu den Waffen gemeldet, im Anfang des neuen Jahres findet die Vereidung statt, die Frauen haben eine Fahne gestiftet, drauf steht: „Mit Gott für das Vaterland!" Da will auch Christian Walser nicht zurück stehen. Und dann nehmen wir Paris, da will ich auch dabei sein, wenn sie den Napoleon stürzen." Magdalena zuckte zusammen. „Jäger!" „Wollt Ihr, daß der Vater Eures Kindleins ein Feiger ist?" Er reichte ihr lächelnd die Hand. „Nein," antwortete sie einfach. „Und nun laßt uns scheiden. Wenn ich wiederkehre, soll sich zu dem grünen Kreuz*) das eiserne gesellt haben, und nun hütet mir Euer Christgeschcnk." „Ihr kehrt doch wieder, Christian?" fragte sie noch zum Ab schied bang. Da hob er die Hand. „Dasür betet zu dem da droben!" sagte er innig. Sie sprachen nichts mehr mit einander. Schweigend ließ sie ihn aus der Tür, und der stille Händedruck, den sie noch einmal wechselten, sagte mehr als alle Worte. Lange noch lauschte Magdalena in die kalte stille Nacht, wo sein Schritt mehr und mehr verhallte. Da hörte sie auf einmal Hans Nettelbarths Stimme, er kam ergebnislos zurück und war sehr unbefriedigt. Aber als er im Scheine des Öllämpchens Magdalenas Antlitz sah, wußte er alles. Da ging er heim. Magdalena aber legte an ihrem Lager schützend die Hand über ihr liebliches Christgeschenk, während die Glocken des Bergkirch leins die heilige Nacht verkündeten. *) Die Freiwilligen erhielten 1813 ein grünes Tuchkreuz auf geheftet. Deutsche Weihnacht^ A L Q 8 E Q ß Hilda Mathas-Stuttgart- 8 ß Grüner Tanne duntles Geäst, Erhellt von der Kerzen Schimmer; Deutsche Sitte hält ewig fest An Woihnachtszaubec und Flimmer. Trauter Worte heiliger Klang Erweckt uns kindliche Träume, Lieblicher, froher Weihnachtssang Tönt feierlich durch die Näums. Jubelnd zieht er wohl durch das Land And grüsit die treu deutschen Brüder, Ferne von uns, an fremdem Strand, Des Deutschtums tapssrs Hüter. Brausendes Echo zu uns bringt Der Wind und dos Meeres Weilen, Mächtig es uns zur Seele dringt, Läßt höher dis Herzen schwellen. Deutscher Scholle sind wir entstammt, Wir fühlen uns innig vereint; Fester Mut uns allo entflammt Änd echt deutscher Glaube uns eint. die Das Wunder der Christnacht Line Weihnacktssage aus der Oberlausitz Bon O. Schöne enn sich am Weihnachtsabend die Dämmerung aus die Erde heradienkt, wenn sich in Dors und Stadt jung und alt um den kerzenschimmernden Lickier- vaum versammelt, da beginnt rack altem Do ks- glouben draußen in der stillen Natur eine Nackt, rein» ist an geheimnisvollen Kräften und wunderbaren Er- scheinungen. Die in weißem Festkleide prangende Erde erschließt in dieser geweihten Nacht Wunder über Wunder. Frau Soge zieht leichten Schrittes von Ort zu Ort und verteilt in Berg und Tal, Feld und Flur ihre holden Gaben. Den einsamen