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Nr. 82 Gdertausitzsr Helmatzeltung zsr Dach /S^srlonds, schäumende, klingende Tropfen fallen. — Ein Waid LV bach fließt verträumt und leise unter blühenden Lweigsn. Blumen schauen ihm nach. — Majestätisch flutet ein Strom. Seins starken Wogen reißen dich mit fort. Losgelöst von aller Erde trägt er dich bis ans Meer der Ewigkeit. Fugenglsich klingt sein mäch tiges Atemholen. - Ein Englein wartet am Strands auf dich, das führt dich an Kinderhänden behutsam zurück ins Erdsnland. Lhopin (Kerzen brennen in einem festlichen Saal. Schöns Frauen wiegen Z^jich hsrzbsjeslt im Tanz, sind Anmut, Hingebung. — Nus seidenen Gewändern schimmert Glanz. Dosen duften. 2n kristallenen Kelchen funkelt roter Wein. — Einer steht und nimmt dis Schönheit in seine Esels aus, dis wird lebendig in Tönen. Sehn sucht träumt, Leidenschaft kämpft. Am dis Herzen der schönen Frauen wirbt seins Seels, heiß, demütig, andachtsvoll, in klingender Liebe. Marg.Äe>ch«I-Karst«n Lausitzer Iung-Künstlerschast Von Otto Flössel-Bautzen MMsie Freie Küustlcrvereinigung Bautzen erscheint gegen- MW! würtig mit ihrer 2. Jahres-Ausstellung in den Räumen des Lausiger Provinzialmuseums in Bautzen. Es ist nicht mehr die Freie Künstlervereiniguug vom vorigen Jahre, schon rein äußerlich. Künstler wie Rolf Friedmann, Fritz Kurth u. a. sind nicht mehr in ihrer Mitte. Wer die Zeitungen unterm Strich liest, weiß, daß'die im April v.I. gegründete Bereinigung, deren Mitglieder sämtlich Bautzener sind, sich im Sommer v. 3. gespalten hat. Das ist, rein objektiv betrachtet, durchaus nicht verwunderlich, es ist ein Zeichen für die gärenden, nach Klärung strebenden Kräfte, die jeder guten Neugründung, also auch der Bautzener Freien Künstlervercinigung, inne wohnen — inne wohnen müssen, oder sie ist ein totgeborenes Kind. Als vor läufigen Abschluß des Prozesses sehen wir heule in Bautzen neben der Freien Künstleroereinigung den LausitzerKünstierbund. Die Ausstellung läßt alle jene Männer zu Worte kommen, die genannter Bereinigung treu geblieben sind. (Der Lausitzer Künstlerbund will dem Verlauten nach demnächst mit einer großen Ausstellung auf den Plan treten.) Wer nur einigermaßen sich in der heimischen Kunstwelt auskennl, weiß, daß mit dem Namen „Freie Künstlervereinigung Bautzen" der andere „Ex pressionismus" eng verbunden ist, besonders eng seit jener Ab gliederung, denn Rolf Friedmann gab ihr immer noch ein starkes impressionistisches Gegengewicht. Überhaupt, eineKunstausstellung ohne Expressionismus ist heute undenkbar. Expressionismus ist „die große Mode." Und nun wäre ich soweit, zu schreiben: „Mit Achselzucken läßt sich der Expressionismus nicht abtun," „mit Lächeln sollte man an der neuen Kunstrichtung nicht vorbeigehen," und wie alle die plakatartigen Sätze heißen, die für den Expres sionismus eine Lanze brechen. Es ist überhaupt bedenklich, wenn die Kunst solcher Lanzen bedarf. Jedes wahre Kunstwerk wirkt unmittelbar durch sich selbst. Dies gilt auf den Gebieten der Musik und der Literatur wie auf denen der Plastik und Malerei. Wir tragen in uns selbst einen ganz untrüglichen Gradmesser sür den Wert einer Kunstschöpfung: Erfaßt ste uns im Innersten, wenn wir ihr gegenüberstehen, vermag sie uns ans Herz zu greisen, dann trägt sie eben jenen göttlichen Funken in sich, der die wahre Kunst beseelt. Muß man erst Erwägungen, Tüfte leien und ähnliche seelische Akrobatik anwenden und aus solchem Wege zum Verständnis gelangen, so ist das „Kunstwerk" weit von Kunst entfernt. Der Vorgang, der sich beim Genüsse eines Kunstwerkes in uns abspielt, entspricht immer dem, den der Künstler beim Schaffen seines Werkes empfunden hat. Ein Kunstwerk in sich aufnehmen, kommt einem Nachschaffen durch den Künstler gleich. Spricht das Werk unmittelbar, in stiller Größe zu uns, dann hat es der Künstler auch unmittelbar mit vollen Händen aus dem ganzen inneren Reichtum seines Gefühls heraus geschaffen. Müssen wir es uns erst ertijsteln, dann hat es auch der Künstler ertüftelt. Und in dieser Hinsicht gibt es keinen Unterschied zwischen Im pressionismus und Expressionismus. Das zeigt auch diese Aus stellung wieder. Sie bringt impressionistische Werke von ganz bedeutendem Kunstwerte. Hut ab vor ihnen und ihren Meistern. Sie zeigt aber auch Sachen, die statt Kunst Künsteleien sind, und deren Hersteller sich im Geistreicheln gefällt und darin das Wesen des Expressionismus sieht. Alle Achtung vor den jungen Künstlern, die uns die Kunst in neuer, edler Schale reichen! Jene aber, die schon in dem Anders-Sein etwas Bedeutendes sehen, sind Mit läufer, die die neue Kunst karrikiereu. Darüber hilft auch nicht hinweg, daß man den Beschauer bekehren will mit Worten wie: „Man muß doch aber den guten Willen anerkennen." Nein: „Wenn ihrs nicht fühlt, ihr werdets nicht erjagen, wenn es nicht aus der Seele dringt und mit urkräftigem Behagen die Herzen aller Hörer zwingt." Es wäre eine dankbare Arbeit, ein Feuilleton über Randglossen in einer Expressionisten-Ausstellung zu schreiben. Man braucht nicht lange zu horchen und man hat die Feder voll von Inter jektionen! die sich dem Beschauer beim Anblick der Bilder ent ringen. Auch in der Bautzener Ausstellung kann man davon hören. Im Vorbeigehen hörte ich etwa folgende: „Hungersnot" (wobei ich mich überzeugt habe, daß es sich nicht auf Berthold Hunger bezog). „Die langen Hälse". „Scheußliche Fratzen!" „Sind dies zwei Menschen oder ists einer? Zwei Beine, aber zwei Köpfe—?" „Klexerei!" Man soll derartige Äußerungen gewiß nicht als ernste Kritik nehmen, aber ganz von der Hand weisen darf inan sie auch nicht. Zum mindesten steckt etwas zum Nachdenken drin. Unter den etwa 200 Werken der Ausstellung nehmen die Alfred Glatters einen breiten Raum ein. In ihm tritt uns ein äußerst sruchsbarer Künstler entgegen. Das zeigt sich nicht nur in der großen Zahl der ausgestellten Werke, sondern besonders in deren Eigenschaft. Glatter ist ebenso fleißig wie vielseitig. Seine Werke, durchweg expressionistisch, atmen unmittelbar den heiligen Geist der Kunst. Gerade er liefert den Beweis dafür, daß Kunstwerk Kunstwerk bleibt, gleichgültig, welcher Kunst- richtung es angehört. Denn auch dort, wo er eine stark expres- sionistische Sprache redet, hat man den Eindruck, daß es ihm „aus der Seele dringt". Immer wieder ist es das Antlitz, das Glatter sich zum Vorwurf macht, und in der Behandlung des selben leistet er Großes. Der Ausdruck, der aus ihnen quillt, wie er die ganze Seele in das Auge, in die Gesichtszüge legt: das zwingt den Beschauer einfach zur Bewunderung. Dabei ist es ihm gleich, ob er mit dem Pinsel auf Leinewand oder Papier malt, ob er Statuen in Gips formt oder Plaketten in Bronze arbeitet. Meisterschaft überall. Man geht immer wieder zu seinen Handdrücken und läßt die schlichte Einfalt und stille Größe zu sich sprechen und weiß nicht, welcher schöner ist, „der Einsame", „Umarmung", „Gebet", „Trauer", „Werbung" oder wie sie sonst noch heißen mögen. Man freut sich immer wieder an seinen scharf umrissenen, erfühlten Formen und — ihrem Schöpfer. Eine ähnliche Fruchtbarkeit sehen wir bei Paul Wicke. Zwar beschränkt er sich auf die Malerei, ist aber darin äußerst vielseitig und schafft Vortreffliches in Ol sowie in Aquarell und besonders in den Handdrücken. Auch im Motivischen zeigt er große Vielseitigkeit und bringt Akte wie Landschaften und Blumen mit demselben Geschick in den Pinsel. Das große Öl bild „Madonna" lenkt allgemein die Aufmerksamkeit auf sich, wenn es freilich auch noch der Klärung im Gegenständlichen bedarf. Wertvoll durch das Erfassen des Charakteristischen ist das Bild „Aus der Lausitz", mit dem er eine typische lausitzer Landschaft dargestellt hat. Zu den besten Arbeiten von ihm gehören „Alter Mann" und „Liegendes Mädchen", das als Ergebnis der zahl reichen Aktstudien zu erkennen ist und im Handdruck fast wir kungsvoller erscheint als in Öl. Überhaupt: Auch bei Wicke ver- dienen die Handdrücke besondere Beachtung. Die Vielseitigkeit im Ausdruck teilt mit Wicke der Bautzener Künstler Georg K. Heinicke. Gerade seine Porträts sind aus- drucksreich, wie die Frau mit den verweinten Augen erkennen läßt. Und daß Heinicke scharfe Beobachtungsgabe und starkes Wieder gabevermögen in sich vereinigt, zeigt das Porträt auf Holz