zur Zeit des Barock (erstes Drittel des 18. Jahrhunderts), als ihr Balthasar Permoser den Stempel seiner gewaltigen Persönlichkeit aufdrückte. In seine Umgebung gehör n in Radibor die Figuren des hei«. Sebastian (über der Tür) und des heil. Nepomuk (in der Altarnische). Allerdings lassen sie nicht viel vom Hauch des großen Meisters verspüren. Ium Schluß sei noch ans die zahlreichen Unterglns- malereien bäuerlicher Herkunft hingewiesen, mit denen die Wände des Kirchleins geschmückt sind. Die meisten stammen aus dem 18. Jahrhundert und vom Anfang des 19. Es sind Stücke darunter, die durch Echtheit und Tiefe des Ausdrucks geradezu überraschen. Man versteht, daß unsere modernen Expressionisten aus derartigen Arbeiten reiche Anregungen schöpften. In vielen Lausitzer Bauernstuben hängen noch solche Glasbilder als geweihte Andenken an Urväterzeiten. Noch mehr wohl liegen auf Oberböden und in Rumpelkammern umher. Wir sollten stärker darauf Acht haben, daß diese Zeugen echter Heimatkunst erhalten und vor dem Untergange bewahrt werden. Noch manche Sehenswürdigkeit birgt das Kirchlein. Freiberger Apostelfolge (Abb. 9). Mit dieser Arbeit, die durchpulst ist vom mächtigen Hauch der „deut schen Sondergotik", wie man mit Recht die letzte Eutwicklungs- stufe des gotischen Stiles in Deutsch land genannt hat, sind wir bereits ans Ende des ersten Viertels des 16. Jahrhunderts gelangt. Die „Re naissance" steht vor der Tür! Für die Skulptur unsrer Gegend hat diese einen Verfall bedeutet. Sie ließ das plastische Ver mögen versiegen und innere Leere und hohles Groß- sprechertum an die Stelle seelischer Vertiefung treten. Als Beleg dafür mögen die beiden großen zu? einer Kreuzigungs gruppe gehörigen - > Figuren der Maria und des Johannes Evan gelist» (an der rechten Wand) dienen, die wohl um 1600 anzu setzen sind. Einen nuenAuf- schwung erlebt die sächsische Plastik Es steckt eine solche Fülle von Kunstwerken darin, wie man sie in der nüchternen Umgebung eines wendischen Bauern dorfes nicht vermuten würde. Man könnte Stunden ver weilen und Zwiesprache halten mit den Zeugen vergangener Kunstepochen. Wenn man sie mit der Seele erfühlt, beginnt es von den Wänden und Altären zu sprechen. Und es ist eine eindringliche Sprache, die unser Innerstes bewegt. Vergangene Jahrhunderte stehen wieder auf und das Wollen und Streben alter deutscher Kunst wird wieder lebendig. Es regnete noch immer, als wir aus der niederen Tür heraustraten und neue schwarze Wolkenballen zogen von Westen am grauen Himmel herauf. In uns aber leuchtete ein Abglanz der geschauten Schönheit. Einer der Unsrigen verabschiedete sich von dem gütigen Pfarrherrn mit den Worten: „Es war uns eine Offenbarung!" Er hatte uns allen damit aus der Seele gesprochen: Es war eine Offen barung. Und es möchten noch viele kommen und die sie er leben, damit das stille wendische Kirchlein nicht immer bleibt, was es heute ist: ein unbekanntesHeiligtum.