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aus Täuschung beruht." Ick wußte bereits, daß in der Wohnstube des betreffenden Gutes allabendlich (ja sogar die Nacht) bis nach der Geisterstunde ein Licht brennen müsse, um des Spukes willen, und wollte nun gern etwas Näheres aus dem Munde des Er- lebers erfahren, deshalb bat ich ihn, mir davon zu erzählen: „Sie werden es," so begann er in geheimnisvollem Tone, „wahrscheinlich auch nicht glauben, wie soviele andere, aber wahr ist es dennoch: denn Lügen ist nicht meine Sache." Er hielt im Reden inne, weil er wahrscheinlich erwartet hatte, daß ich etwas darauf sagen würde. Als ich schwieg, fuhr er in demselben Tone fort: „Cs mögen an die 50 Jahre her sein, als ich an einem Herbst abende in die Wohnstube des M.schen Gmes trat. Auf dem Tische brannte das bewußte Licht. Sofort kam mir der Gedanke, es auszulöschcn. Ich wollte nicht bloß wissen, was darauf erfolgen werde, sondern wollte zugleich dem Liebespärchen, von dem ich wußte, daß es Hinterm Ofen in der Hölle saß, einen Schreck ein jagen. Gedacht, getan. Hören Sie, ich werde mein Lebtag nicht ver gessen, was nun geschah. Es war, als ob das ganze Hans zusam menbrechen wollte, solch ein Gepolter war überall zu hören. Ent setzt kam die Bauerstochter Hinterm Ofen hervor und schrie: „Zulus (ortsübliche alte Form für Julius), was hast Du aber ge macht, Du weißt doch, daß man das nicht machen darf." Bor Angst zitternd brannte sie mit Hilfe eines Feuerzeuges das Licht wieder an und sofort herrschte Stille." Soweit die Erzählung des alten Mannes. Ich bemerkte hierzu, daß er es nach so langer Zeit nicht mehr genau wisse und es jeden falls anders erzählt habe, als wie es gewesen. Da kam ich aber schön bei ihm an. Was ich von ihm dächte, ob ich ihn für einen Lügner halte. Es sei ihm, als ob es erst gestern gewesen wäre, so deutlich höre er noch alles. „Das will ich ja glauben," bemerkteich hinzu, „aber Ihr Ohr hat Sic damals doch getäuscht." „Wenn Sie das denken, so ist es besser, wir reden nicht mehr davon. Was ich gesehen und gehört habe, das lasse ich mir von niemanden, auch von Ihnen nicht, ausrcden." Und dabei blieb er. Das Gut wurde später verkauft. Der neue Besitzer ließ das Licht mehr zum angegebenen Zwecke brennen, aber das Wohn haus stand auch nicht mehr lange. Es sei baufällig geworden, wurde gesagt. Hatte es einen anderen Grund? Ich habe cs nicht erfahren können. R. K°r». UNlIIINMIIIIIIIIIINMtlUIIlNMIIIMIIIIIIM ttnmnmnnnmmmnnnnnmnnnumnmm Zum 400 jährigen Bestehen der Stadt- Apotheke in Zittau ' Bon Paul Fromm m verflossenen Jahre konnte die Stadt - Apotheke in Zittau auf ein 400 jähriges Bestehen zuriickdlicken„ Leider ist das hierauf hinweisende Privileg verloren gegangen. Das ödeste vorhandene Apothekenprivileg ist vom Zitlauer Rat dem Christophorus Gtitz am 5. Januar 1615 erteilt worden. Es ist aber, wie aus der Urkunde hervorgeht, nur die Erneuerung eines bedeutend älteren Ratsprioilegs. Eh. A-Pescheck schreibt in seinem Handbuch der Geschichte von Zittau folgendes: Bon der Apotheke, zu welcher wenigstens schon in der rrsten Hälfte des 17. Jahrhunderts die obere Hätfie des Wcberzwingers zum Bau von Medizinalpflanzen gehörte (wo jetzt das Augustusbad ist), gibt es nur wenige geschichtliche Nachrichten: die Hauptstelle wild wachsender Medizinalpslanzeu soll aus dem Scheibenberge bei Hör- nitz und Herwigsdorf gewesen sein). Der Name der alten Apotheke, welcher dem einst Dornspachischen Hause, dem Eckhause zwischen der Budissiner (Bautzener) Gasse und dem Markte, jetzt gegeben wird, könnte uns irre leiten, hier wirklich die älteste Apotheke zu suchen. Allein es scheint nur D. Akoluih nach dem Brande von 1757 die Apotheke in jenes Haus verlegt gehabt zu haben, und dieser Nome erst nach Rückverlegung der Apotheke in ihren ursprünglichen Sitz entstanden zu sein. Pön ihr ist folgendes bekannt: Im Jahre 1519 erlaubte der Rat Lorenz Schulzen, Apotheker zu Breslau, in unserer Stadt eine Apotheke zu gründen. Sie zählt somit zu den ältesten Apotheken Nord-Deutschlands. Als noch älter haben zu gelten die 1409 von Prag aus gestiftete Löwen-Apotheke in Leipzig, die 1490 gestiftete Marien - Apotheke in Dresden und dir 1488 in Berlin und 1493 in Halle a. S. gestifteten Apotheken. Aber noch ältere Apotheken sind urkundlich nachweisbar. 1262 wird eine Apotheke in Rostock angegeben, 1265 ist ein Henricus Apothecarius in Hamburg, 1267 hat eine Apotheke in Münster in Westfalen bestanden usw. Im 13 Jahrhundert sind in Köln ins gesamt 7 Apotheken nachweisbar Es ist aber nicht sicher festzustellen, ob es sich bei den ersten Apotheken immer um ständige Apotheken gehandelt hat. Zu jenen Zeiten bestand das sogen. Verdingen der Aezke und Apotheker auf gewisse Jahre für einen Fürsten oder cinr Stadt: es konnte ein Arzt oder Apotheker heute hier und morgen dort sein, je nach Ablauf des Kontraktes: später traten überall die seßhaften Apotheker auf. Da man im Mittelalter auch Material warenlager Apotheken nannte, und die jetzt sog, nannten Apotheken durch die Benennung „Medizinalapotheken" von jenen unterschied, so ist die früheste Geschichte der Apothekerkunst in Deutschland etwas unsicher. Nach Schulzen war Anton Schoss 1529 Apotheker und zwar in dem Eckhause zwischen der Spür- und Kohlgasse. Schon 1540 hatte die Apotheke zwiefache Steuern. Dann war Paul Bögler Apotheker und besorgte sie selbst, bis er in den Rat kam, in welchem er Stadtrichter und Bürgermeister war. Derselbe war unter den Herren, welche beim Pönfalle 1547 die bange Reise nach Prag zu machen halten. 1561 kaufte der Rat die Apotheke Sonnabends nach Ezaudi und verkaufte sie wieder Sonnabends nach Pfingsten an Böglers Eidam Peter Kaps, der dann auch im Rate und 19 Jahre Stadlrichter und Bürgermeister war. Daß sie damals ihre jetzige Stelle hatte, ist aus der Nachricht zu ersehen, daß er mit M. Heydenreichs Witwe (in Nr. 359) einen Giebelbau gemeinschaft lich machte. Im Jahre 1576 bauten die zwei Nachbarn, der Bürgermeister: Joachim Milde und der Apotheker Peter Kaps den Bogen über die große Kirchgasse, sodaß das obere Stockwerk letzterer bekam. Da das Gewölbe im Bombardement schadhaft geworden war, ließen cs später im Jahre 1765 D. Kießling und D. Akoluth wieder Herstellen, wobei ersterer am Konrektorat sein Haus vier Stellen herausrücken ließ, sodaß damals eine Ecke wurde. Zur Erinnerung an Kaps ist der große Mörser in der Apotheke mit seinem Namen, der Jahreszahl 1570 und dem Namen des Gelbgießers Tob. Leubner, mit dem lateinischen Spruch: „Was du heut tun kannst, verschiebe nicht aus morgen." Der Mörser ist später dem Zittauer Stadlmuseum übergeben worden. Von Kops kaufte die Apotheke der Bräutigam seiner Tochter Martha, Christoph Glitz, im Jahre 1591. Derselbe war aus Meißen, hatte in Weimar gelernt und war nach und nach mil fünf und zwar lauter „frommen und ehrltebenden Frauen" verheiratet. Daß er in vielen Verbindungen freundschaftlichst stand, ist daraus zu ersehen, daß er und die Seinen fast unzählige Male als Paten im Tauf buche stehen. Glitz war auch nach den Worten seines Lebenslaufes „immer mit den notwendigen Arzcneien versehen und bewies Armen und Reichen große Treue." Nach ihm war seit 1. Oktober 1618 Johann Scydel Apotheker, der, von Bunzlau in Schlesien gebürtig, aus Leippa, wo er den Religionsversolgungen entging, nach Zittau zog. die Apotheke kaufte, sie „mit besonderem Fleiße, mit ge bührender Treue und großen Unkosten in Flora" hielt, bei einer Generaloisitation 1630 sehr gut bestand und am 8. Mai 1631 starb. Von dem Bürgermeister und Ratmunnen der Stadt Zittau wurde ein Apolhekenprioileg sür Ioh Seydel am 27. Sept. 1630 ausgestellt. Besitzerin wurde dann seine Witwe. In diesem Zeitalter lebte auch in der Webergasse der geschickte Apotheker Andreas Kießling, der aber seine Kunst hier nrcht ausgeübt zu haben scheint. Die Erlaubnis, auch andere als Apothekerwaren, z. B. Kapern, Oliven, Rosinen, Lachs, Prickcn und dergl. zu führen, bekam die Apotheke i. I. 1624. Um diese Zeit fallen auch Streitigkeiten mit anderen Gewerbetreibenden wegen Konfektbackens, Zitroncnhandels usw. Nach Seydels Witwe kaufte die Apotheke 1654 Hein. Leupold aus Schleiz, der vom Rate am 16. Aug. 1655 besondere Privilegia erhieli. Dieses Ratsprivilea ist von den Kurfürsten Ioh. Georg II. am 5. Aug. 1659 und Ioh. Georg III. am 10 Juli 1683 bestätigt woiden. Ihm folgte 1681 sein ältester Sohn Heinr. Georg Leupold, der auch zugleich Ratsherr war. 1707 wurde Ioh. Georg Bahns Besitzer. In seinem Lebenslaufe heißt es: „Er sehe den Weg zur geistlichen Besserung stets in seiner Apothekerkunst, denn in dem Herzen des Menschen wachsen unzählige Kräuter, gleich einem Gatten, gut und böse gemischt, darum muß das Herz zu einem Apothekergärtlein geschafft und gewürzt werden." Er starb 1724. Ihm folgte seine Witwe Job. Dor. Bahns. Dann kaufte die Apotheke 1744 D. Ioh Karl Akoluth aus Breslau. Er entstammte einer Gelehrtenfamilie, besuchte in seiner Vaterstadt das Gymnasium und bezog 1720 die Universität Wittenberg, um Theologie zu studieren, widmete sich dann aber der Arzeneikunde, promovierte 1722, unter nahm darauf eine Reise nach Holland und cihielt 1723 in Witten berg die Würde eines Or. meä. — Die Apotheke, die beim Bom bardement am 23. Juli 1757 zum orößten Teile zerstört wuroe. baute er vollständiger und schöner wieder her. Akoluth war auch