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gestalten von Weltruf. Faserhörner oder Fnoceramen nennt man sie. Faserhorn! Ein eigen Wort und doch kein schlechtes Wort. Es packt den Täufling bei seinem hervorstechendsten Merkmal, bei seinen Fasern. Bekanntlich besteht für ge wöhnlich eine Muschelschale aus drei Schichten: der inner sten Porzellan- oderPerlmutterschicht.der mittleren Prismen schicht und dem äußeren hornigen, braunen Überzug. Das Besondere in der Schalenstruktur unserer Faserhörner beruht nun in der starken Betonung der mittleren Prismenschicht, das sind feine, dicht aneinander gereihte Säulchen. Diese Prismen- oder Säulenschicht ist hier so dick, daß sie fast die ganze Schale zusammensetzt. Sie sind deswegen ein vorzüg liches Erkennungszeichen für unsere Kreide-Fnoceramen. Diese mehr als ein Dutzend verschiedenen Arten beim Namen zu nennen hat keinen Zweck. Nur soviel sei gesagt, daß wir hier einen ganz besonderen Vertreter dieser Sippe haben, der darum der Lausitz zu Ehren Inooerumrm l^usatias ge nannt wurde. Auch andere Muscheln lebten noch zahlreich in dem Meer «m Ausgang der Kreidezeit; darunter die merkwürdige Steckmuschel oder Pinna, die sich in den sandigen Boden einbohrte. Auck große Schwämme — wie der besonders im Elbsandsteingebirge verbreitete 3ponZit68 8uxonicu8 — wucherten auf dem Grunde des Meeres. Trotzdem bleibt die Tierwelt noch spärlich genug. Von den reichlich 160 Arten des sächsisch-böhmischen Kreidemeeres kamen bei uns kaum ein Fünftel vor. Erstaunlich aber ist die große Dicke oder Mächtigkeit der Sandsieinschichten. Sie beträgt 400—500 m. Welch ungeheurer Zeitraum war nötig, um eine solche Masse zur Ablagerung zu bringen! Die Schichten wurden fast durchgehends magerecht abgelagert. Also große Einförmig keit, die ihren höchsten Grad erreichte, als zuletzt noch der das nördliche und südliche Kreldemeer trennende Granit rücken unter Wasser sank. Gar lange dürfte aber dieser Zu stand nicht angedauert haben. Schon machten sich die ersten Anzeichen neuer Gebirgsbildung bemerkbar. Es trat offen bar eine Hebung des Meeresbodens ein Die zu Sandstein erhärteten Schichten tauchten empor und bildeten zunächst eine eintönige gehobene Platte, eine Ebene. Sogleich setzten nun wieder die atmosphärischen Kräfte, Wind und Wetter, ein. Die Flüsse nagten in dem zerbröckelten Gestein und gruben Furchen und Rinnen hinein, die sich dann zu Tälern erweiterten. Erst langsam, dann immer rascher stiegen die Erdschollen empor — ungleichmäßig. Dadurch traten Span nungen ein. Und endlich zerrissen die Schichten; aber es war nicht ein breiter offener Spalt, sondern eine sog. Verwerfung, genauer eine Überschiebung. Das heißt: im Süden rutschten die Gesteinsmassen in die Tiefe, während sie im Norden emporgehoben und z. T. auf den gesunkenen Südflügel auf geschoben wurden. Diese Verwerfung läßt sich verfolgen östlich von Meißen nach Endosten über Weißer Hirsch bei Dresden, Loschwitz, Pillnitz; mit einem einspringenden Winkel an Dittersbach vorbei nach Hohnstein, Hinter hermsdorf, Daubitz und Georgenthal. Bei Waltersdorf tritt sie in das Gebiet des Zittauer Gebirges ein und verläuft nördlich vom Hieronymusstein bei Jonsdorf, hart an der Teufelsmühle vorüber, nördlich Töpfer und Pfaffenstein bis gegen Spittelforst, wo sie an den Schiefern desIeschken- gebirges abstößt. Bei einer Länge von etwa 100 km folgt diese riesige Bruchlinie vorwiegend der Lausitzer Richtung West—Nord—West, daher der Name „Lausitzer Haupt- aerwersung. Durch diese Schollenverschiebung wurde der nördliche Teil der Sandsteinplatte fast 300 m hoch gehoben und etwas über den südlichen gedrängt. Es wurde also zu- nächst gerade das Gegenteil bewirkt von dem, was wir heute beobachten. Durch die Überschiebung aber rückten die Sand- steinschichten des Nordens in ein höheres Niveau, in dem sie der Zerstörung rascher erlagen. (Der gehobene Nord flügel senkte sich später wieder — aber bloß in unserer Gegend. So entstand das Südlausitzer oder Zittauer Becken, das im Süden vom hohen Sandsteinwall des Sannen- und Ameisenberqes, dem Töpfer und Pfaffenstein überragt wird.) An der Verwerfung, die nicht bloß den Sandstein betraf, sondern auch den unter ihm gelegenen Granit, zeigten sich mannigfache Veränderungen. Der Granit wurde in einer bis 1 l/z Km breiten Zone zertrümmert oder gar zermahlen; an anderen Stellen wurden infolge der ungeheuren Reibung der sich gegenseitigdrückenden und verschiebendenSchollenRutsch- flächen ausgebildet. Dasselbe gilt auch für den Sandstein. Spiegelglatte Harnische und gekritzte Gleitflächsu zeugen von dem ungeheueren Druck. Der zermalmte Sandstein wurde zum Teil durch Kiesel-Säure, d. h. löslichen Quarz, wieder verkittet. Solche Rutsch- oder Gleitflächen finden wir beson ders häufig vom Töpfer bis Eichgraben. (Fortsetzung folgt.) Die Hussiten vor Bautzen Nach: Ncedon, Abriß der Geschichte von Bautzen ff Kirchenversammlung von Konstanz (1414-18) war der böhmische Reformator Huß als „Ketzer" am 6. Juni 1415 verbrannt worden. Kaiser Sigis- munds Geleitbrief, der Huß sichere Hinfahrt nach RLrLLÄ Konstanz und Rückkehr verbürgte, war von diesem nicht gehalten worden. Als auch Huß' Geistesbruder Hierony mus in Konstanz den Feuertod erlitt, loderte in Böhmen die Flamme mächtigsten Bolkszornes auf. Der wortbrüchige König Sigismund wurde als König nicht mehr anerkannt — die Böhmen huldigten ihm in Breslau nicht mehr. Als Sigismund in Breslau einige Böhmen, die sich zu Huß' Lehre bekannten, hinrichten ließ, brach der allgemeine Aufstand gegen den Kaiser in Böhmen los. Der Versuch des Kaisers, sich die ausständischen Böhmen wieder zu unterwerfen, schlug fehl. Sigismunds Söldner wur den von dem Volksheer der Hussiten — wie man sic nannte — wiederholt blutig und vernichtend geschlagen. Die Oberlausitzer Sechs-Städte — treu dem Papsttum ergeben — halten dem Kaiser Sigismund in Breslau gehul digt und Söldner zu dessen Truppen entsandt. Die Vernichtung der kaiserlichen Söldnertruppen gab den Hussiten Gelegenheit, ihrerseits angriffsweise gegen die Ober lausitz vorzugehen. Bor Görlitz und Zittau erschienen sie alsbald. Für Bautzen drohte nun unmittelbare Gefahr. Der Stadt rat und die Bürgergingen eiligst ans Werk. Die Wallgräben um die Stadt wurden gereinigt, die Mauern ausgebessert und erhöht, vor dem Reichen- und Lauentore neue Wälle aufgeworfen; auch das Schloß, die Ortenburg, erneuert, Kampfqerät, darunter 118 „Büchsen", hergestellt. Die Hussiten äscherten Ostritz, Hirschfelde, Kloster Marien thal, viele Dörfer, zu Beginn 1419 Löbau ein. Am 12. Oktober 1419 erschien derHussitenführer Mole sco mit 4000 Mann vor Bautzen. Die Vorstädte außerhalb der Wälle gingen in Flammen auf. Am 14. Oktober stürmte der Gegner am Schüler- und Reichentore, am Eselsbcrge, bei der Michaeliskirche und dem Franziskanerkloster. Doch die tapferen Bürger unter der Führung des Schloßhaupt-