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bis sie schließlich ganz verflachten wie Meereswellen nach dem Sturme. Aber mitten hinein in dieses Verflachen und Einebnen schickte der Gott der Unterwelt wieder seine Boten. Nicht wie der Granit der Karbonzeit blieben sie in der Erdrinde stecken — die war ja durch Abtragung an einzelnen Stellen jetzt dünner geworden —, sondern keck durchbrachen sie das letzte Stück und stellten sich dem ausklingenden Altertum der Erdgeschichte vor als feurige Lava- und Aschespeier — als echte Vulkane. Aber weil die Magmamassen sich so kühn an die Oberfläche hinanswagten, nahmen sie ein anderesGepräge an als der körnig-kristallne Granit. Das war der Porphyr. In unserer engeren Heimat fehlen die Ablagerungen des Rotlicgenden und ebensowenig dampften hier die Porphyr- Vulkane, deren Glutschcm nur heriiberleuchtete in die all mählich schwindenden Berge der Lausitz. Bloß nebensächliche gebirgsbildende Vorgänge spielten sich hier ab. Die Bewe gung der Erdschollen aus und nieder war noch nicht in allen Teilen völlig znr Nuhe gekommen. So bildeten sich Sp illen und Risse, die den Erdboden oft bis in große Tiefen durch setzten und welche bis aus irgend einen Magmaherd herab reichten. Diesen brauchen wir nicht in Verbindung mit dem glühend-flüssigen Erdkern zu suchen, sondern er kann schon ein paar Kilometer unter der Oberfläche liegen. Jedenfalls quollen aus diesen ländlichen oder peripheren Kammern her vor unter anderem der Quarz und füllte Spalten und Klüfte aus. Von Hainewalde bis Schiuckenau, das sind 15 km, reicht ein solcher Quarzgang. Kleinere sind in der Nähe des Klosters. Wieder wo anders waren es guarzhaltige Por phyre, wie am Lerchenberg bei Eibau, Marienthal usw. Porphyrite treten bei Seifhennersdorf auf. Sehr verbreitet sind ferner Diabase — grüngraue Gesteine —, von denen allein sieben schmale Adern und Gänge bei Hainewalde zu sehen sind. Ähnliche Gesteine gibt cs vielfach auch im ganzen Neißetal. Das war also zur Zeit des Rotliegenden und des Zechsteins, das heißt in jener Epoche, wo sich in Nord deutschland Kalke bildeten und in dem eindampfenden Meer Gips, Steinsalz und die Abraumsalze niederschlugen. Auch der Kupferschiefer von Mansfeld entstand damals. Nun folgen in West- und Mitteldeutschland die Wüsten bildungen des Buntsandsteins, dann wieder ein Vordringen des Meeres, das den sogenannten Muschelkalk lieferte, und endlich wieder eine Trocken-Periode: der Keuper (alle drei zusammengefaßt als Trias). Hieran schließt sich der Jura, die Zeit der Ammonshörner und der Saurier, der ersten Knochenfische wie des ersten Vogels oder des Archaeopteryx. Wie es damals in unserer Gegend ausgesehen hat, wissen wir nicht, denn irgend welche Zeugen in Form von Gesteins-Ablagerungen vom Karbon bis zum Iura besitzen wir nicht. Falls solche hier überhaupt sich bildeten, so sind sie bereits völlig zerstört gewesen, als eine neue Zeit begann: die große Überschwemmung von fast ganz Deutschland, Festländer, alte und uralte, sanken unter. Das war zur Kreidezeit, denn im Norden entstand als charakteristisches Gestein die Kreide, anderwärts der Kalk. Nach Süden zu wurde dieses Meer abgegrenzt durch den breiten, flachen Granitrücken der Lausitz. Lange Perioden hindurch schon Halle hier die Verwitterung und Abtragung gearbeitet und die Flüsse schwemmten das Zerstörungspro- dukt hauptsächlich nach der Gegend der heutigen Elbe und dem Zittauer Lande in ein Südmeer. Dieses erstreckte sich von Freiberg über Schandau nach Reichenberg, um sich weiter im Osten über Glatz mit dem Nordmeer zu vereinigen. Der Verwitterungsschutt, den die Flüsse aus den Lausitzer Granübergen in das südliche Meer hineinschwemmten, waren naturgemäß kieselhaltige Mineralien, vor allem der Quarzsand. Die Massen erfüllten allmählich den Meeres boden und erhärteten später zu Sandstein. Als solcher tritt er uns heute in der Sächsisch-böhmischen Schweiz und im Zittauer Gebirge entgegen. Langweilig genug muß eine Wanderung an den Ufern unsers Kreidemeeres gewesen sein: Totenstille in der Luft, denn es fehlen die fliegenden Saurier und die Vögel. Und ebenso wenig weiß unsere Gegend zu erzählen von den Landsauriern, den ungeheuerlichsten Gestalten der Tierwelt. Einförmig war auch das Leben im Meere. Wo feine Pläner mergel, Kalke und Tone im Dresdener Kessel sich nieder schlügen, da muß es zeitweise Liefer gewesen sein. Sonst aber war überall nur Flachsee. Von dem Lausitzer Granitmassiv und von dem Erzgebirge trugen die Flüsse breite Schutt bänder und bauten ausgedehnte Sanddeltas hinaus in das Meer. Die zwischen den feineren Sanden und Kiesen ein gelagerten groben Gerölle zeugen wie die als Treibholz ein geschwemmten Baumstümpfe von vernichtenden Über schwemmungen. Daß auch das Meer selbst vorübergehend die Festlandsküste stark benagte, beweisen die eingeschalteten Geröll- und Geschiebedänke, die sich hernach zu den sogen. Konglomeraten verfestigten. Am Oybin treten sie uns mehr fach entgegen, zumal sie durch die Verwitterung immer deutlicher herausgearbeitet werden aus dem unförmigen Sandsteinklotz. Stets aber blieb unsere Heimat nur Flachses, und das erklärt uns die Armseligkeit ihrer Bewohner. Spärlich sind die Stellen, wo wir heute im Sandsteingediet den Zeugen jenes ehemaligen Lebens noch spüren können. Wir müssen schon jene Fleckchen wissen, „wo was zu suchen ist", sonst würden wir tagelang vergebens Klopsen. Was viele Leute für Versteinerungen oder „Abdrücke" halten, ist meist nichts anderes als ein ausgewittertes Geröll eben aus jener arob- körnigen Bank, die den alten Usersaum oder eine Über schwemmung andeutet. Am Trögelsberg — ein paar Kilometer jenseits der Grenze — liegt die berühmteste Fundstelle, die auch dem Laien bekannt ist. Jahrzehntelang pocht mau nun schon an dem lockeren Sandstein herum, und er wird yicht müde, immer wieder zu spenden aus der reichen Fülle des Lebens, das er selbst vor Iahrmillionen hier begrub. Fülle und den- noch Armut! Denn es sind fast immer dieselben Arten: nur mal größer und schöner, hochgewölbt oder flachgedrückt. Man nennt dieseBersteinerung die gerippteVola oder Pecten. Sie gehört zu den Muscheln, von denen es jetzt noch ganz ähnliche Arten gibt. Lange nicht so scharf ausgeprägt sind die sog. Terebrateln, die zu den vielfach erwähnten Brachio- poden gerechnet werden, und ferner die Exogyren aus der Familie der Austern. Eine zweite Fundstätte sind die Mühl- steinbrüche, ein Gebiet, das uns hernach noch mehr inter essieren wird. Freilich sind hier die Versteinerungen weit schwerer aus dem harten Gestein herauszulösen. Ein paar Muschelarten, so die Lima, sind sicher nachzuweisen. Andere Fundstellen (bei Lllckendorf, am Hochwalde usw.) übergehen wir und wenden uns gleich dem wichtigsten Platze zu: das ist der Sonnenberg bei Waltersdorf. Von altersher sind dort schon die Versteinerungen bekannt, und doch nie recht ge würdigt worden. Das soll nun besser werden. Recht aus giebig und mit viel Erfolg haben gerade die Schüler des Zittauer Realgymnasiums hier geklopft. Es sind prächtige Fossilien, die für die Altersbestimmung der Gesteinsschichten von großem Werte sind. Sie sind Leit- und Charakter-