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342 Gbevlausiher He!matze!Lung Nr. 29 sind einige dreiteilige Kämme, die freilich nur noch in Resten vorhanden sind, und ein Ring. Aus Silber ist eine Zweirollen fibel gearbeitet, sowie die schon erwähnte mit Gold belegte Dreirollenfibel. Im Ganzen wurden 34 Gräber festgestellt, manche allerdings schon zerstört. Beim Drainieren mögen schon vor der systematischen Nachgrabung durch die Gesellschaft mindestens 5 gefunden und zerstört worden sein. Unter diesen Gräbern sind nun deutlich mehrere Arten zu unterscheiden. Die erste Art gibt sich durch die Beigabe von Waffen deutlich als Kriegergräber zu erkennen, 11 dürften sicher als solche zu bezeichnen sein. Einige andere muß mau nach dem reichen Schmuckinhalt, dem Fehlen von Waffen und der Beigabe eines tönernen Spinnwirtels als Frauengräber ansprechen, eine dritte Art, mit kleinen Aschenhäufchen, zarten Knochen und sonst wenig Inhalt als Kindergräbcr. Eine vierte Gruppe weist große und viele Knochen, aber als Beigaben nur etwas Eisen, meist unkenntlich, oder ein Messer und wenig Gefäßreste auf: hier sind wohl Unfreie, Knechte bestattet. Zwei Gräber enthielten sowohl Waffen als Spinnwirtel und waren auch sonst so reich an Beigaben, daß wir es wohl mit Familien gräbern zu tun hatten. Bemerkenswert war vor allem ein Grab. Es enthielt eine besonders zierliche, kleine Eisenaxt, eine wohl erhaltene Speerspitze, einige Gefäßreste und Stücken von Birken rinde, wohl von einem Kästchen, und bei diesen lag die abge- brocheneKrone eines Backenzahnes, nach dem das Alter der hier beigesetzten Person auf 15 oder 16 Jahre zu schätzen war. Hier war also offenbar der dem Knabenalter kaum entwachsene Sohn eines Vornehmen bestattet. Die Zeit der Funde — um 300 —, die Kultur und Art des Stammes, die sie bezeugen, lassen in bezug auf die Zugehörigkeit dieses Stammes nur den Schluß zu, daß es sich um einen ger manischen handelt. Er wohnte in Litten und wahrscheinlich Purschwitz, aber auch in einiger Entfernung mochten einzelne Familien, die mehr die Einsamkeit liebten, sich angesiedelt haben, wie die oben erwähnten Einzelgräber von Nimschütz, Nieder- gurig, Radibor, Luppa bezeugen. Alle diese Dörfer sind nicht viel mehr als 2 Stunden untereinander entfernt. Wir haben also offenbar eine zusammenhängende Siedlung vor uns. Sehr lange kann diese allerdings nicht bestanden haben, dazu ist die Zahl der Gräber, angenommen auch, daß noch manches unentdeckt oder früher schon zerstört ist, doch auf jeden Fall zu gering. Auch ver mischen sie sich nirgends mit slawischen Funden (vielleicht Nim schütz ausgenommen), sodaß anzunehmen ist, daß diese Germanen in Litten wenigstens nicht mehr von den nachdrängcnden Slawen vorgefunden wurden. Fragen wir nun weiter, welchem Stamme diese Germanen angehörten, so weist die Bestattungsweise in Brandplättern, die in jener Zeit dem burgundischen eigentümlich war, auf die Bur gunder oder einen von ihnen beeinflußten Stamm hin. Der Durchzug der Burgunder durch die Mark und die Lausitz ist auch für jene Zeit geschichtlich bezeugt. Eigentümlicherweise weisen aber unsere Littener Gräber wieder eine Besonderheit auf, die wir bei den Burgundern der Zeit nicht treffen, nämlich das Vor kommen der eisernen Streitaxt in den Kriegergräbern. Die Beigabe dieser Waffe ist damals überhaupt, wenigstens als eine regelmäßige, ziemlich selten. Die Streitaxt ist — wohlgemerkt immer in der damaligen Zeit! — regelmäßige Beigabe auf einigen Grabfcldern von Nord- und Mitteldeutschland östlich der Elbe: von Niemitz im Kreise Luckau, Stolzenhain (Kursachsen, 2 Stunden von der Elbe), Dobra bei Radeburg, Wilhelmsau (Kr. Niederbarnim), dann östlich von Litten bei Jauernick, Hennersdorf und Zodel in der Görlitzer Gegend. Fragt man, welcher Stamm auf diesem Wege nach Schlesien gezogen ist, so kommt man auf die Langobarden, die nachweislich zum größten Teil im 3. Jahrhundert ihre alten Sitze in der Lüne burger Heide und südlich davon verließen und über Schlesien ins angrenzende, jetzt polnische Gebiet zogen, dort längere Zeit verweilten und weiter durch Böhmen in das Donauland ge langten, von wo sie später bekanntlich in Italien eindrangen. Die Langobarden waren freilich ein sprachlich zu den West germanen zu rechnendes Volk, erfuhren aber bei ihrer Wanderung durch die Gebiete der höher kultivierte» Burgunden zweifellos starke Einwirkung von diesen und mögen so auch die Sitte der Bestattung angenommen haben. Daß die Langobarden in der Tat eine Vorliebe für die Streitaxt hatten, darauf deutet mancherlei in der Überlieferung hin, — der Geschichtskenner denkt an die hübsche Geschichte von Authari, der beim Heimreiten von der Brautfahrt ins Bayernland beim Abschied seine Streit axt in den Grenzbaum schlägt mit den Worten, die sein Inkognito enthüllen: Einen solchen Streich schlägt Authari! — Zur Ent scheidung der Frage freilich, ob wir das Littener Grabfeld mit Sicherheit als ein longobardisches bezeichnen dürfen, gehörten weitere Forschungen über die longobardische Hinterlassenschaft in Oberschlesien und Polen, Forschungen, die bis jetzt der Krieg verhindert hat. Aus der eigentlichen Völkerwanderungszeit, deren Beginn man ja mit 375 rechnet, haben wir dann in der Oberlausitz nur noch zwei sichere Funde, die jedenfalls auf einen durchwandernden Stamm zurückzuführen sind. Der erste stammt aus dem Dorfe Kotitz bei Weißenberg. Erhalten ist aus ihm nur noch im Löbauer Museum ein germanisches Langschwert (8pstku), das in üblicher Weise zusammengerollt in der Erde ruhte, vom Finder aber gerade gehämmert wurde. Andere Stücke, die zu diesem Funde gehörten, eine Schere, ein Messer und ein paar Eisen stücke, sind leider verlorengegangen. Ebenfalls in Löbau befindet sich sodann ein einschneidiges germanisches Kurzschwert (scra- ms8uk8), das in Herwigsdorf bei Löbau gefunden wurde. Die übrigen dort vorhandenen Gegenstände scheinen aus späterer Zeit zu stammen. Mit der Littener Gruppe haben die beiden letzten Funde, trotz der Nähe von Kotitz zu der Gegend der andern wohl keine Beziehungen. Auch ein angeblich zwischen Nadelwitz und Jenkwitz gefundenes goldenes Armband und ein in zwei Schlangenköpfen endender Ring würden einer späteren Zeit an gehören. Die Seltenheit von Funden aus der Völkerwanderungs zeit erklärt sich daraus, daß wohl schon gegen Ende des fünften Jahrhunderts die von Osten andrängenden Slawen unsere Oberlausitz in Besitz nahmen. ttuivmmmmmvmowmumiiimvuimommmmmnwmmimwwmwnmwMuaniM! Das Heimatmuseum zu Neukirch Von E. Nierich HM^in Museum ist immer etwas Interessantes, es ist, als ob Zeit plötzlich stehen geblieben sei vor hundert oder mehr Jahren, und wenn auch die alte Bauernuhr ihr schwerfälliges Tick, Tack ertönen läßt, so ist es doch, als blieben im Museum ihre Zeiger immer stehen. Überall Geräte, Bilder, Werkzeug und Mobiliar aus alter, längst vergangener Zeit. Die sie schufen, mit ihnen arbeiteten und sie benützten, schlafen schon seit hundert und mehr Jahren unterm grünen Rasen an der Kirche, ja ihre Gräber sind meist schon alle verfallen. Nur dieser letzte Rest ihrer Hände Arbeit hat sich in buntem Durcheinander hier zusammengefunden: un beerdigte Leichen. Die Beschauer verweilen ein Stündchen oder mehr, betrachten dies mit Interesse, gehen an andern! achtlos vorüber, belächeln wohl auch zuweilen irgend einen Gegenstand aus Urgroßvaters Tagen, aber niemand ahnt, welche unsägliche Mühe das Zustandekommen und die Einrichtung eines solchen Heimatmuseums verursacht. Bereits 1916 geschah die Gründung auf Betreiben des verdienst- vollen Herrn Dr. phil. G. Pilk in Oberneukirch. Platz- und Geldfragen, die beiden Lebensfaktoren einer solchen Sammlung, waren lange Zeit ungelöste Rätsel, und so kamen die wenigen Gegenstände, unter denen sich einige schöne Ölgemälde aus dem früheren Schlosse befanden, einstweilen im alten Peinhause hinter der Kirche zur Aufstellung. Die eifrige Sammeltätigkeit einiger Mitglieder des Museumsausschusses machte aber bald einen größeren Raum erforderlich, der auch im Gemeindeamte zur Verfügung gestellt wurde. Beinahe wäre nun hier diese Sammlung der Öffentlichkeit zugängig gemacht worden, wenn nicht dieses Zimmer vom Gemeinderate selbst wieder als Sitzungs zimmer benötigt worden wäre. Kein Wunder, wenn die einst so