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das längst schon seinen Frühling erlebte, dem die letzten Rosen blühen, dem an des Lebens Bäumen schon Früchte reifen! Und doch, dieser Frühlingstraum in Herbsttagen, er macht unser Herz reich und dankbar. Uns dünkt, als sei diese späte Liebe die schönste unter ihren Schwestern. Ein holdes Verklären, das uns fromm und gütig an des Sommers Grenze hinüberführt zu des Alters einsamen Pfaden. Dunkelblaue Blumenaugen, Holder Lenzsskinder Sterne, Schauri mit seligem Verklären In des Herbstes Kühle Ferne. Frühiingswunder, das im Herbste Uns so dankbar-froh bewegt. Steh, wie dieses Herz im Stillen Nun nach Werden und Erfüllen Deilchengleiche Liebe trägt. Und in diesen späten Tagen, Scheidend an des Sommers Grenze, Winden wir um Herbstes Wehmut Dunkelblaue Beilchenkränze. Marg. Reichel-Karsten. UMIIMUIIIIIUlNNllUMIIUllMNUUIUIIIUUIUllillUIlllilllUUllUtttNUUIIlUIIIÜNlUUIttlUilltU Schmücke dein Heim! PWYJMter dem Druck der gegenwärtigen Verhältnisse ist der Wert unseres Heims, unserer Familienstube uns ganz WWW besonders zum Bewußtsein gekommen. Wir haben gelernt und lernen immer mehr, Glück und innere Befriedigung nicht draußen in der großen, zum Teil bösen Welt zu suchen, sondern in den stillen Räumen, in denen Vater und Mutter und Kinder miteinander fühlen und die Last des Lebens tragen. An unser Volk branden die Wogen eines Hasses und einer Vernichtungssucht ohnegleichen. Was wir als Volk erleben, ist niederschiMternd und raubt oft auch dem Besten die Hoffnung. Darum lenken wir oft die Augen ab von dem, was in der großen Welt vorgeht, und führen Auge und Sinn in die kleine Welt dessen, was nur uns gehört und was der Ertrag unseres Schaffens und die Seele unseres Lebens ist. Bor unserem Heim sollen die Wellen des Bölkerhasses sich brechen. Hier wenigstens soll Ruhe sein: am Tage bei heißer Arbeit und am Abend bei stillem Austausch der Gedanken. Haben wir in der Gegenwart unser Heim immer mehr schätzen gelernt? Biele bauen sich jetzt ein eigenes Heim, in dem Mann und Weib sich die Hand zum Lebensbunde reichen. Andere schauen auf Jahre und Jahrzehnte gemeinsamen Familienlebens zurück. Für jene ersten gilt es, das Heim überhaupt auszustatten. Wie schwer ist das unter den gegenwärtigen Verhältnissen, und wie muß man mit den einfachsten Gegenständen jetzt fürlieb nehmen! Ist's da wirklich möglich, das Heim noch zu schmücken mit sinni ger Kunst an den Wänden? Die anderen haben genug oft für Kinder zu sorgen, und wie kostspielig sind diese Sorgen! Können diese daran denken, zur Ausgestaltung ihresHeims ein Besonderes zu tun und die Kunst ins Heim in immer neuer Art zu führen? Gewiß treten jetzt hinter den Bedürfnissen, die unbedingt not wendig sind, jene anderen zurück, die nur dem Schönen, der Zierde dienen. Und es ist kein Wunder, wenn dem Wandbilde nicht die Berechtigung zuteil wird, die es sonst mit Recht erfuhr. Sind doch auch die Rahmungen der Bilder oft so kostspielig, daß der Besitz eines guten Bildes durch das Aufhängen an der Wand erschwert wirck Und doch gibt es im Leben der Anlässe genug, die gerade ein schönes Bild wählen und dem anderen schenken lassen. Geburts tag und Hochzeit und sonstige Feiern im Hause lassen nicht einen nötigen Gebrauchsgegenstand, sondern einen Schmuck, und dar unter gerade ein Bild als schönes Geschenk, als Widmung zu festlicher Feier erwählen. Da stehen nun viele ratlos: Wohin sollen sie sich wenden, um gerade das ihrem Geschmack und ihren Geldverhältnissen entsprechende Bild zu finden? Eine Kunst handlung ist nicht überall am Orte und kann schließlich auch nicht die eingehenden Ratschläge erteilen, die man für seine Wahl unbedingt braucht. Schön wäre es, wenn in jeder Gemeinde ein Liebhaber wäre, der in diesen Fragen gern Rat gibt und viel leicht auch mit Vorlegung von Bildern dienen kann. Aber das wird nur selten der Fall sein. Drum ist's am Platze, allgemeine Ratschläge in kurzem zu erteilen für solche, die ihr Heim oder das Heim anderer schmücken wollen. Ein Beispiel. Da sagt einer: Ich möchte an meine Wand ein schönes großes Bild haben in frischen Farben und in freudigem Ton, das ich gern anschaue und das meine oft müden Gedanken belebt. Wie findet er solch Bild? Da hat ein anderer die Absicht, für 5—20 Mark einem anderen mit einem Bild eine Freude zu machen. Was wählt er? Solche und ähnliche Beispiele wird es genug geben im Laufe eines Jahres und in vielen Familien. Und nun einige Fingerzeige. Sehr wird man bei seinen vor handenen Geldmitteln die Größe des Bildes darum berücksichti gen müssen, weil die Rahmung viel Geld verschlingt. Gewiß sollen nicht protzige Rahmen gewählt werden, auch nicht solche, die in ihrer Breite in keinem Verhältnis zu den Maßen des Bildes stehen: vielmehr sollen die Rahmen bescheiden in der Stärke, doch dabei von echtem Holze, nicht in gekitteter Art be stehen. Aucb soll in den meisten Bildern, besonders bei den far bigen, neben dem Rahmen nicht noch, wie es früher meist geschah, die starke weiße Umrahmung des eigentlichen Bildes gelassen werden, sondern diese weiße Umrahmung wird meist ganz weg zufallen haben, einmal, um das Bild selbst zu heben, und zum anderen, um unnötige Kosten zu sparen. Außerdem können kleinere Bilder in einfacher Buchbinderarbcit ausgeführt werden. Aber der Rahmen muß doch da sein. Und darum frage dich immer bei Beschaffung eines Bildes: Was wird ein schlichter, dem Bilde entsprechender Rahmen kosten? Sehr gut sind die sogenannten Wechselrahmen. Durch eine einfache Vorrichtung, nämlich durch Klammern und nicht durch feste Verleimung wird das Bild im Rahmen festgehalten, kann schnell herausgenömmen und durch ein anderes, gleichgroßes ersetzt werden. Solche Rahmen empfehlen sich besonders für solche, die gern einmal ein anderes Bild in ihrem Zimmer hängen sehen. Auch ist dieser Rahmen ein hübsches Geschenk, zu dem man bei späteren Ge legenheiten wieder ein anderes Bild geschenkweise hinzufügt. So wird der Platz an der Wand mannigfaltig gestaltet, und so wohl die Glieder der Familie, als auch dieGäste haben dieFreude, je und je etwas Neues als Gruß von der Wand zu erblicken. Doch die Hauptsache bleibt das Bild selbst. In früheren Zeiten war der Holz- oder Stahlstich, für kostspieligere Verhältnisse der Kupferstich und das Gemälde das eigentliche Wandbild. Als Ersatz für das Gemälde galt vielfach der sogenannte Öldruck, ein ganz unkünstlerisches Verfahren, das glücklicherweise unter den neuzeitlichen besseren Verfahren in den Hintergrund gedrängt ist. Kupferstich und Gemälde können sich nur wenige leisten: beide Arten sind etwas besonders Feines, und wer eins oder mehrere davon besitzt, vielleicht als Erbstück, der rechnet solch Bild zu dem Besonderen seines Wandschmucks. Aber die Neuzeit hat uns soviele Fortschritte der Technik gebracht, — und hier ist ge rade das deutsche Volk vorangegangen, — daß der bescheidene Holzschnitt und der meist ausdruckslose Stahlstich zurückgetreten sind. Das Volk, auch der einfache Mann, möchte Farben an der Wand sehen, aber nicht jene bunte und grelle Malerei, bei der die einzelnen Farben hart und unvermittelt sich aneinander stoßen, sondern jene farbige Malerei, die entweder durch farbigen Druck oder durch Steinzeichnung entsteht. Diese beiden Arten sind cs, die wir ganz besonders empfehlen möchten, zumal sie auch im Preise so sind, daß sie sich gut beschaffen lassen. Ludwig Richter hat uns ja noch seine herrliche Volkskunst im Holzschnitte geboten, aber jetzt möchten wir das Blau des Himmels, das Grün der Wiese, das Gold der untergehenden Sonne nicht in der schwarzen Linie, sondern in der entsprechenden Farbe dargestellt sehen. Die farbigen Drucke entstehen durch Aufeinanderdruck mehrerer verschieden gefärbter Platten, während die Steinzeichnungen ur eigene Geschöpfe des Künstlers selbst sind. Er hat mit dem Griffel aus Stein eine Zeichnung entworfen, nnd nun wird diese Zeich nung in verschiedene Farben aufgelöst und mehr oder weniger sorgfältig gedruckt, als Steinzeichnung oder auch als Borzugsdruck,