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ni a denn dummen Barschel nei?" Davon ist das Zeitwort sich barschen----sich sträuben abgeleitet. Der Mund muß sich besonders derbe Bezeichnungen gefallen lassen; für ihn werden in der Lausitz wie überall die Vergleiche gern aus dem Tierreiche geholt, und die pflegen dann nicht sehr zart zu sein. Mund sagt der Dörfler nie, er hat ein Maul, und dieser Ausdruck ist weder grob noch bös gemeint. „Ich hoa kenn ganzen Zoahn mieh an Maule!" klagt einer. (Zoahn, Zähne, 3. F. Mz. mit'n Zänn). Der Ärmste hat Zahnangst, 's ganze Gebeeße tutt'n wieh, die ganze Loaffe schwillt ihm an. Die Loaffe ist auch das ganze Gesicht, männlich gebraucht, bezeichnet's den ganzen Menschen. Durch Anfügung der französischen Endung hat man das grobe Wort verfeinert: Loafette! Aus dem Franzö sischen hat sich der Lausitzer die Fisasche geholt und danach sogar die Frässe französiert zu Fressage. Ein schmutziger Mund, ebenso das Gesicht und der ganze Mensch, heißt Schnudel, Schnute, Dreckschnute. Wer mit mürrischem Gesicht einhergeht, hängt die Floabbe. Mancher muß immer reden, er schnoabbert, lamentiert, hält die Schnoabbe, die Kloabbe, 'n Schnoabel, 'n Rand ni ane Minute, sein Mund ist die reene Dreckschleuder. Wer immer zu quargeln hat, ist ein Quargelsack. Und ihm muß schließlich kräftig gesagt werden: „Hiel ok bahle die Gusche!" oder man „stubbt'n die Schnauze." Nicht so derb empfinden wir dasselbe Wort in der Form Schnauzer, das ist der Schnauzbart. „Wie a 'ch 'n Schnauzer ge brüht hoat!" Sonntags balbiert sich ein ordentlicher Lausitzer, „ar nimmt'ch'n Boart oab," er benötigt dazu gewöhnlich nicht den Boalbier oder den Schnudelputzer. „Ich war' mr wull Kinn alleene die Schnubbe schoaben," sagt er.. Der Guben ist der Gaumen. Das Kopfhaar heißt Hur, man sagt aber auch Loden. „Ich gieh no ganz schluderch mit'n Loden," „ane Lode is a dr Suppe." Das soll natürlich nicht vorkommen, man muß sich die Loden machen^-kämmen. Frauen machen sich an Stutz (Nest), Männer Kämmen sich ane Boahne, ane Läuseboahne. Für's Auge gibt's nicht viele mundartliche Ausdrücke, im Sprichwort spielt es aber eine bedeutende Rolle. Einer hat die Ogen grißer oas Maul. In die Suppe gucken manchmal mehr Augen hinein als heraus. War die Ogen ni ufftutt, muß'n Boajttel ufftun, denn hinterher sieht er den Schaden, und dann nützt's ihm nichts, auch wenn er sich die Ogen aus'n Kubbe flennte. Beliebt ist die Verkleinerung Eegel, aus der man das Zeitwort eegeln bildet. Auch Gucke, Guckel, Guckeegel sagt man bei Kindern gern, es ist dann besonders zart gemeint. Für Pupille hat der Lausitzer das viel bessere deutsche die Sähe. Bei Streitigkeiten, nach ausgeführten Dummheiten kommt man oft noch mit an blon Oge drvon. Es ist dann mit an Tätschel, anner Kubbnuß, anner Tachtel, annerHurbel, anner Schalle, anner Watsche, anner Fauze, anner Uhrfeige oder an Noasenstieber abgegangen, und zwar kann es. ein Nasenstieber nur im bildlichen Sinne oder ein wirk licher Stoß an Richer, an Rissel, an Zinken sein. Einen Jungen nahm man, wenn sein Vergehen harmloser war, früher gern ban Uhren, Woascheln, Leffeln, Hurchloabben. Mancher hat ein böses Gesicht, a diese Gesichte, nämlich woas Dieses an Gesichte: Flechten, Ausschlag. Wenn einer hiegeschloin is, so kriegt er eine Beule oder eineBrauschche. In gefährlicheren Fällen schwiert's (schwärt es), da bildet sich Moatierche (Eiter). Früher sah man viele Gesichter, die durch Blutterstabbeln ent stellt waren, heute sieht man Blatternarbige selten, aber summe.r- sprenklch (mit Sommersprossen behaftet) ist noch mancher. Will der Lausitzer ausdrücken, daß jemand ein zierliches, feines Gesicht, besonders einen kleinen, feingeschnitlenen Mund habe, so sagt er: „Die hoat aber a erber Gesichte!!" Ursprünglich hat man noch mehr damit aussagen wollen; denn erber ist ehrbar, .aber die Bedeutung hat sich etwas gewandelt und zwar verflacht. Wenn zweie sich balgen, so hat einer den andern ban Schoa- fittchen, ba der Gajke, ban Wickel oder ban Kriebsche. Kriebsch ist der Hals, das Genick, auch der Adamsapfel im besonderen. Faßt einer den andern an der Kehle, so heißt es: „Ar kriegt'n ba der Kraigel." Dem leidenden Teile gitt's an Kragen. „Ich hoa's a dr Kraigel," ist dasselbe wie „Ich hab's im Halse." Ist's schlimmer, so hat er's an Bläuzel, uff dr Blauze, nämlich auf der Brust. Trägt einer die Nase, den Kopf hoch, so sagt man r „Ar weeß ni, wie a die Kraigel haln soll." Kraigeln bedeutet aber herumschimpfen, -schnüffeln, im Wege Herumlaufen, auch ungeschickt laufen: ein alter Mann „kraigelt ök erne su anStecken/ Auch das Eigenschaftswort kraiglch gibt's: ar git ganz kraiglch (wacklig, breitbeinig), auch auf Tiere und Sache wendet man es an.. Der Schlung ist der Schlund. Unterm Halse ist das Saalznabbel. Damit wären wir beim Rumpfe angekommen. Ein Wort, das genau dieselbe Bedeutung: wie Rumpf hätte, besitzt der Lausitzer nicht. Wenn er dasselbe meint, so sagt er Leib oder Ranzen. Wer beleibt ist, hat sich a Bittchl angeschafft. „Ahler Bittch!" ist schon keine zärtliche Anrede mehr, kann fogar Schimpfwort fein. Der Gefräßige „frißt oalls w senn Woanst nei," er kriegt eine Woampe. Mit Woampe meint man aber auch die ganze dicke Person, und zwar die weibliche. Wer breit gebaut ist, steht da wie a Bruthäusel. Der Große, Starke ist a Treemel, a stoarker Knittel, der Lange a boomlanger Karle, ane Loatte, Stelze, Bunnstange, a Zengstnaus, er kann aus der Dachrinne suppen. Beim Dürrländer kann man oalle Rieben sahn. Der Kleine ist eine Griefe, ein Horbs. Wer Rückenschmerzen hat. der klagt: „Ich hoa's an Kreuze!" Sonst ist der Rücken einfach der Buckel, man nimmt einen Sack auf den Buckel, der Trag korb heißt Buckelkurb. Wer schief gewachsen ist, an Rückgrat verkrümmung oder ähnlichem leidet, der ist latsch, oder ar gilt latsch. Das Wort steckt in latschen und Latfch, in Sachsen allge mein. Den Nabel nennt das Volk wohl überall Bauchknebbel. Die Latschen sind die Füße, die Fisse; die haben Zinn (Einzahl Ziehne), die wieder sind mit Zinnailn (Zehennägeln) versehen. Unter- und Oberschenkel unterscheidet der Lausitzer nicht, sondern 's dicke Been und 's schiene Been. Für Ober- und Unterarm habe ich überhaupt keinen Mundartausdruck seststellen können, sie werden nicht unterschieden. Aber der Alebogen spielt bei Balge reien eine große Rolle. Gar schmerzlich ists, wenn man sich as necksche Knechel gestoßen hat, an die innere Seite des Ellbogen gelenkes. Die Muskeln des Oberarms sind die Mäuse. Die Hände werden, wie überall, mit derben Zunamen bedacht,. Vergleiche aus dem Tierreiche sind allgemein bekannt, sie sind alle auch im Hochdeutschen zu finden. Dem Ungeschickten wird zuge rufen: „Toalken weg!" Toalkerch bedeutet dasselbe wie Tolpatsch, Tölpel, ist wohl auch sprachlich damit verwandt. Die Finger sind als Klauen ebenfalls bekannt, ebenso die Redensart nicht aus den Klauen lassen und Klauen in der Bedeutung von wegnehmen, stehlen. Zum Schluß sei noch einiger Bezeichnungen der Körpcrhaut gedacht. Wer friert, hat Gänsehaut oder Hirschehaut. Einer kör perlichen Züchtigung geht oft die Ankündigung voraus: „Ich war dr glei 's Lader, oder 's Fahl, garbcn," das kann so gründlich ge macht werden, daß einem „'s Lader roocht." „Ar gittn ni vrn Lader" soll heißen: er läßt ihn nicht in Ruhe. „Amol urndlich vrn Lader ziehn" bedeutet: einmal ordentlich die Meinung sagen. O. S. mumummimninmnunummmmmmmmimmmmnummmnnnummmmmmmmiz Herbstveilchen och einen Gruß hat uns der Frühling gesandt, er hat sich dabei garnicht um die Zeit gekümmert, denn es ist schon spät im Sommer. — Die Rosen sind im Der- blühen, aus den Feldern ist abgemäht, an den Bäumen hängen reife Früchte und leise weht im Wind Marlen garn. — Doch des Frühlings Gruß ist angekommen. V-ilchen sind es, dunkelblaue, duftende Herbstveilchen, so schön wie ihre Schwestern im Lenz. Frühlingsboten in Spätsommertagen, holde Lenzkinder zum Abschied des Sommers! — Ein stiller, rührender .Zauber geht von den schlichten, kleinen, duftenden, dunkelblauen Blüten aus. Ein Frühlingstraum in Frühherbsttagen. Das ist Freude und Wehmut zugleich. Ein stilles, bescheidenes Glück, das uns tröstend und sonst hinüberleitet zum endlichen Ver zichten. — tzerbstveilchen! Sind sie nicht wie eine stille, tiefe, scheue Liebe, die spät unser Herz durchströmt? — Unser Herz,