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lassen wir die Frau zur Frau über die Frau sprechen, so erinnere ich an Henriette Goldschmidt in Leipzig, die jetzt verstorbene Sozialpädagogin und Mitbegründerin der Fraucnhochschule, wenn sie bekennt: „Der Erziehungsberuf ist der Kultur beruf der Frau." Mit Beherzigung dieses Wortes übernimmt die Frau über haupt, die Mutter aber noch im besonderen, einen großen und schweren, aber schönen und heiligen Pflichtenkreis, der ihrer Natur am nächsten liegt. Leider ist nun die Mutter innerhalb ihres schwersten und schönsten Pflichtenkreises zumeist ungelernte Arbeiterin. Ettern lassen ihre vor der Verheiratung stehenden Töchter ganz selbstverständlich kochen, vielleicht auch schneidern und plätten lernen daheim oder außer dem Hause, aber sie halten es nicht für nölig, ihnen irgendwelche Kenntnisse in Kinderpflege und -Erziehung zu übermitteln, prüse Müller vermeiden geflissenl- iich, ihren Töchtern auch nur ganz verstohlen davon zu sprechen, daß diesen bald Mutterpfltchlen erwachsen können. Hier liegt ein Hauptfehler unserer Mädogenbildung. Glauben wir nicht etwa, daß mit der Zeit und mit der Notwendigkeit, Kinder zu pflegen und zu erziehen, ganz von allein auch Geschick und Verständnis dasür kommen. Die große Säuglingssterblichkeit und die Riesenmenge schlecht erzogener Kinder belehren uns eindringlich eines andern. Wir müssen auch dafür Sorge tragen, das instinktive Tun der Frau als Mutter zu einem bewußten, folgerichtigen Fördern des kindlichen Kör pers, Geistes und Gemüts zu machen. Die Mädchensortbildungs- schule hat hier pädagogische Unterlassungssünden wieder gut zu machen, das kann sie aber nur, wenn sie Hausfrauen-und Mutrerbildung, nicht irgendwelche gewerbliche oder kauf männische Berufsbildung sich zur Hauptaufgabe stellt. Eine gute, tüchtige Mutier gibt ihren Kindern durch sach kundige Pflege und rechte Erziehung eine köstliche Mitgift fürs Leben, wertvoller als Gold und vieles andere. Wertvolle An regungen kann jede bekommen durch die Mitgliedschaft in der Deutschen Gesellschaft zur Förderung häuslicher Erziehung (Leipzig, Pölitzstraße), die gegen 5 Mk. Iahresmindestbeltrag die wertvolle Zeitschrift „Eltern und Kind" liefert. Das Thema: „Die häusliche Erziehung als Vorstufe und notwendige Ergänzung der Schulerziehung legt uns aber au die Hand, noch andeutungsweise einzugehen IV. aus das innige Verhältnis zwischen Familie und Schule, aus die Wechselwirkungen zwischen Hauserzichung und Schulerziehung. Wenn auch die gute, geordnete Familie alle Erziehungs kräfte besitzt und auswirken lassen kann, so verfügt sie doch nicht über genügend Bildungsmittel, um allein der Jugend den Weg fürs Leben zu bahnen. Aus jeder höheren Kulturstufe kann die Familie nicht allein die Vermittlung, die Weitergabe der notwendigen inneren Kulturgüter bewirken. Wie aber die Familie nicht allein imstande ist, eine allsei tige Erziehung auszuüben, so kann hinwiederum auch nicht etwa die Schule allein die Erziehung ausreichend besorgen. Einesteils gehören ihr etwa neunzig Prozent der Kinder nur die verhält nismäßig kurze Spanne von acht Jahren an, und innerhalb dieser acht Jahre ist das Kind tatsächlich in der Schule selbst nur ein reichliches Jahr anwesend, und überdies scheiden die ersten sechs Lebensjahre, die erziesterisch nicht hoch genug zu ver- anschlagen sind, aus dem schulischen Einfluß ganz aus. Die Familienerziehung ist somit die Vorstufe und die notwendige Ergänzung der Schulerziehung. Das Elternhaus hat die Grundlage der Gemütsbildung lange vor dem Schulbeginn zu legen und auch die sittlichen Grundbegriffe längst vor dem sechsten Lebensjahre gleichsam einzuimpsen. Die Schule muß hier ein zubereitetes Feld für ihre Aussaat firiden, wenn diese ausgehen soll. Aber auch in geistiger Beziehung hat das Elternhaus die Vvtstuse in gewisser Hinsicht darzustellen. Nicht der Art, daß die Eltern -schon vor dem Schuieintrilt etwa den kleinen Geist ansüllcn sollen mit allen möglichen Kenntnissen, als da sind Ein maleins und Namrnschreiben, wohl aber soll der Vater, die Mutter die Aufmerksamkeit der Kleinen anregen, den Beobachtungssinn fördern, die Ausdrucksfähigkeit üben, die des Mundes wie die der Hand. Das Elternhaus soll das Borstellungsinventar des Kindes bereichern über den Rahmen der Familie hinaus aus Gängen in die nähere Umgebung, ans Wanderungen aus de- Stadl in Wald und Feld. Lin ärmlicher Borstellungsvesitz läßt dem Elementarlehrer sichere Schlüsse auf das Elternhaus zu. Die Familienerziehung soll aber nicht vom Schuleintritt ab ausgeschaltet werden, nein im Gegenteil: sie mutz eine wirksame Ergänzung zur Schulerziehung bleiben. Sie muß unterstützen. Die Macht des Hauses ist so groß, die Einflüsse oer Eltern sind so stark, daß sie imstande sind, alles, was mühsame Lehrerarbeit ausbaute, wieder einzureißen. Wirken aber Elternhaus und Schule in einer Richtung, in einem Geiste, so kann der Ersolg kaum ausbleiben. Um aber eine gemeinsame Arbeit an unserer Jugend in Haus und Schule zu ermöglichen, muß zunächst das rechte Perständnis zwischen beiden geschaffen werden. Hierzu aber helfen Elternabende, Elleinbesuche in der Schule und Lehrer besuche im Ellernhause, die Anstellung von Schulpflegerinnen und vielleicht auch die Errichtung von Eiternräten. L'lernhaus und Schule sind die bedeulungsoollsten Lrziehungsstäiten, Eltern und Lehrer die einflußreichsten Zugen'erzieher, wenn sie Bundes genossen sind. Die Familie soll durchdrungen sein von der Überzeugung: es handelt sich um deins Kinser, um deine Z uKu n st. Uber allen Sorgen und Kümmernissen auf der einen Seite und über allen Zerstreuungen, B rgnügen und gesellschaftlichen Verpflichtungen auf der anderen Seite sei es für diejenigen, die gewürdigt sind, Kinder ihr Eigentum zu nennen, Lebens- Leitspruch: „Kommt, laßt uns unseren Kindern leben!" Der menschliche Körper in der oberlausitzer Volkssprache Kopfe aus wird der ganze Mensch regiert, er ist also das Haupt: doas Heet. Bei kleinen Kindern wendet man die Koseform an: „Kumm ok, setz's Häubel uff, doaß de ni as Heetel frierst!" Auch die Zusammen- setzung Kubbheetel ist gebräuchlich und die Koseformen von Kopf Kebbel, Kebbchel. (Das letzte Wort genau wie der Mundartausdruck für Tässchen). Man spricht von Krautheetel und Rutheetel; ist der Pilz groß, sagt man auch die Rutkubbe und unterscheidet bei ihr den Stiel und die Kubbe. Das Kopf kissen heißt Heetkissen oder -Kissel. Beim Erwachsenen gebraucht man das Wort Heet selten. Trockene Ironie mahnt den Ein tretenden: „Dick' d'ch ok (bück dich!), doaß d'ch ni as Heet schläßt!" Da die niedrige Decke der Weberstube noch dicke Querbalken hat, ist diese Ermahnung sehr angebracht. Da heißt es eben: den Wibbel eiziehn! Befindet sich einer in dem Zustande, der ihm die Herrschaft über den Körper raubt, so hat er die Wibbelkrankt, auch der darauf folgende Kater heißt so, darum singt Bihms Korle: „Sitzt mer sn bis im dreie, viere — ainol bau Weine oder Biere —, doaß ees zrletzt a bissl schwankt —, do krigt m'r 'n Tag druf Wipp'lkrankt." Eine Krankheit, die eigentlich nur Bäume be fallen sollte. Beim Streit kriegt einer ees uffn Wibbel. es wird ihm der Kopf gewaschen, er wird abgenischelt! denn er wird auf den Nischel geschlagen. In der Lausitz gibts manchen Dicknischel, Dickschädel oder harten Schädel (Teil für's Ganze), dar mitt'n, Kubbe gegen die Wand rennt, und manchen, der mit dem Kopfe oben hinaus will, der kommt aber nicht weit: er kriegt eins auf den Wirbs oder Wurbs (Wirbel) oder auch auf den Dötz. Dätz ist das französische la töte: Fremdwörter werden in der Mundart oft so stark verändert, daß sie gar nicht mehr als solche erkennbar sind. Nuß, Riebe, Kirbs, Pinsel für Kopf sind in Sachsen all gemein. Echtes Mundartwort ist aber Bärschel: „Gits denn goar