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Heimatfest in Kamenz ^^or dem Kriege hatte sich eine hübsche Sitte eingebürgert. Viele Städte hielten Heimatfeste ab und die Landsmannschaften ver anstalteten Heimatfahrten. Das größte Heimatfest und zugleich das letzte große Frledenssest war der Sachsentag in den Iulitagen 1914. Der Krieg brachte die von echtem tzeimatsinn und Heimattreue ge tragene Sitte zum Ruhen. Aber vergessen war sie doch nicht. Jetzt beginnt sie wieder auszuleben. Einen großzügigen Heimattag hielt am 11. und 12. September die Stadt Kamenz ab, und die Kamenzer Landsmannschaft in Dresden lud nicht nur ihre Lands leute, sondern auch die mit ihr im Heimatbunde vereinigten anderen sächsischen Landsmannschaften zu einer tzeimatfahrt nach der alten Lessingstadt ein. Die Stadt Kamenz hatte zu diesem Heimattagc gerüstet, wie wohl selten zuvor. Alle Darbietungen, wie Begrüßungs abend, historischer Festzug usw waren getragen von Heimatliebe, Heimatsinn und Heimattreue, dem schönen Geiste, der in den Lands mannschaften lebt Und dabei eiferte die ganze Einwohnerschaft, ihren Gästen den Aufenthalt in ihren Mauern so angenehm wie möglich zu machen. Unter allen Heimatfahrern herrschte nur eine Stimme des Lobes über die Kamenzer Gastfreundschaft, was beson ders bei den Vertretern des Heimatbundes und den vertretenen Bruderlandsmannschasten so angenehm berührte. Albert NosSe f Nm 11. September ist der Bäckermeister Noske, Dorstandsmitglied der Landsmannschaft „Königsbrücker" zu Dresden, zur ewigen Buhe singegangsn. Seine Lands mannschaft und mit dieser dis vereinigten Gberlausitzer Landsmannschaften verlieren in ihm ein rühriges Mitglied, das gern und freudig seine volle Arbeitskraft zur Ver fügung stellte, wenn es galt, im Interesse der Heimat und insbesondere der Gberlausitz tätig zu jein. Anter anderem hat er sich seinerzeit um den von den Dresdner „Gbsr- lausitzsrn" für dis Bsichsnauer Hochwajjsc-Gejchädigten veranstaltetsn Anterhaltnngs-Abend sshr vsrdisnt gemacht. Seltene Wertschätzung aber erwarb er sich bei allen, die ihn kannten, durch jein biederes, treues Wesen. Der treue Howora *) Ballade von Rudolf Gärtner- Hellerau Es hielt ein großes Jagen der Herzog Jaromir, Mit Hussarus und Trara sprengt er durchs Waldrevier: Es zählet, sein Gesolg manch wacker» Degen gut, Manch hohen Gast mit Kette und stolzem Fedcrhut. Doch ihm zur linken Seite, da ritt der Howora, Das war sein Jägermeister, der stets dem Herzog nah: Schon manche tolle Birsche an diesem Platz er ritt Und manche blutge Fehde, in der man tapfer stritt. Es kam ein Hirsch gesprungen, ein selten schönes Tier, Schnell folgte seiner Fährte der Herzog Jaromir, Durch Wälder und durch Tristen, bis man ihn nicht mehr sah, Und wieder dem Herzog zur Linken, der treue Howora. Daß ihm der Hirsch entgangen, verdroß den hohen Herrn, Leer zum Gefolge kehren macht Jaromir nicht gern, Drum gings aus Beute hoffend, auf eignem Wege vor, Obwohl man von den Andern jedwede Spur verlor. Doch sieh da! Plötzlich sprengten, von seither aus dem Tann, Ein Dutzend Reitersleute an Jaromir heran — Sie reißen ihn vom Pferde, eh er sich's drob versah, Und ebenso zur Linken den treuen Howora. Das war'n die Werschowoczer, die einstens er bekriegt, Die nimmer ihm verziehen, daß damals er gesiegt: Sie hatten sich verschworen, zu töten ihn im Wald, Und hielten sich verborgen im tückschen Hinterhalt. >) Die Ballade „Der treue Howora" entstammt dem heimatlichen Sagenstoss. Eie wird erzählt im „Sagenschatz des Königreichs Sachsen" und Richard Blasius er wähnt sie in seiner geschichtlichen Abhandlung vom Tollcnstein sOberlausitzer Heimat zeitung Nr. 17) gelegentlich der Fehde der Wrschowetz« sWerschowoczer) mit dem Herzog Jaromir von Böhmen. Kein Sträuben half, kein Wehren bei dieser Überzahl, Der Herzog war gefangen zum allerersten Mal — Und auch gewiß zum letzten — denn sieh, schon bindet man Mit Howora, dem treuen, an einen Äaum ihn an. Wie Kinder ihre Scheibe im frohgemuten Spiel, So will man eben nehmen die beiden sich zum Ziel. Schon sind gespannt die Bogen, die letzte Stund' ist da — Da bitttet eine Gnade sich aus der Howora. „Da ihr euch Ritter nennet, so übt auch Rfttcrpflicht Und wehrt dem Todverfallnen die letzte Gnade nicht! Laßt drei Ma! mich noch blasen ein Stllcklein aus ^>em Horn, Dann nehmet seinen Herzog und Howora aufs Korn! Ich hab das Horn geblasen, wie ich noch Knabe war, Ich blies es fort bis heute, drob wurde grau mein Haar, Es jubelte und klagte, war meiner Seele Lied — O reicht es mir noch einmal, eh mich der Atem flicht!" — Da sahn die Werschowoczer im Kreis sich fragend an Und nickten stumm Gewährung dem allen Jägersmann. Sie lösten ihm die Fessel, die an den Baum ihn band, Und gaben ihm das Jagdhorn noch einmal in die Hand. „Horch auf, mein Herzog! Lausche heut meinem letzten Ton, Du hörtest oft mich blasen und gabst mir reichen Lohn; Heut ist's ein eigen Liedlein, ein banger Abschicdsgruß — Wie heut ich blase, bläst man, nur wenn man sterben muß!" Er sprachs und sührte kosend das Instrument zum Mund Und blies so warm und innig, daß alles schwieg im Rund, Sogar den Werschokvoczern ging seine Weise nah, Sie lauschten wohlgefällig dem Horn des Howora. Zwei Stücke sind verklungen, es Hub das dritte an Und noch stand alles ringsum als wie im Zauberbann: Da rauscht cs duich die Bäume, es wiehert, bellt und schallt — Und macht vor unsrer Gruppe verdutzt und staunend Halt! Es kam das Iagdgesolge just noch zur rechten Zeit, Baid war der Böhmenherzog und Howora befreit. Es gab ein kurzes Kämpfen, dann tauschte man das Los: Gebunden die Werschowoczer und die Gefangenen los. Zu Prag am hohen Galgen, da baumelt wllrdgc Brut, Sie zieht gar schiefe Gesichter, wie mans am Galgen tut, Als möckte sie dich mahnen, so kommt mir vor ihr Blick: „Fußgänger da unten hüte, o hüte dich vor Musik! Musik ist ein Zaubertränklein, verschieden die Wirkung ist. Die Einen macht sie fröhlich, die Andern macht sie trist Und manche macht sie geistreich und wieder welche dumm — Uns aber, uns Werschowoczer, uns machte sie dumm und stumm!" Aus dem Sachsenlande — In einer ganzen Anzahl von Tageszeitungen konnte man kürzlich dis Nachricht lesen, das) ein Großschönauer Einwohner namens Hsrmann Neumann sich rühmen dürfe, von einem höchst seltenen „Jagdglück" begünstigt worden zu sein. And was war dis Arjachs! Vorstehend genannter Herr hatte nämlich einen Fischadler erlegt, von dem wir wissen, daß die Vertreter seines Stammes immer sel tener werden in unserer engeren Heimat und auszusterben drohen. Darob diese beifallsfreudige Fsstnagslung jener „bewundernswerten Leistung" in der Gffsntlichkeit seitens eines Teiles der Presse! Man bedenke: während unsere heimatlichen Gaus von Jahr zu Jahr in erschreckender Weise immer ärmer werden an landschaftlichen Beizen und an Bewohnern der Tierwelt aus dem Luftbsceich, scheut man sich nicht, eins Person zu feiern, dis um des lieben Ehrgeizes willen die Ausrottung immer seltener werdender Vogslarten betreibt und dadurch noch mit beschleunigen hilft, anstatt, wie man das von jedem heimatlisbsndsn Menschen erwarten sollte, jener großen Gefahr vor- - zubsugsn. Wir können es uns nicht versagen — und damit dürfen wir wohl der Zustimmung aller Leser gewiß sein —, hiermit das „Jagdglück" des Herrn Asumann nicht als ein solches anzuerkennsn. — Dis Haaß-Derkow-Spiele haben in dem Chemnitzer Lehrer und Dichter Max Wenzel den Gedanken angeregt, dis bis zum heutigen Tage nicht vergessenen ErzgebirgischenLhrist-und Metten spiele neu zu beleben und nach Chemnitz zu verpflanzen. Als Drt der Aufführung ist der Fsstjaol des Besormrealgymnasiums in Aussicht genommen. Die Aufführungen sollen vierzehn Tage vor Weihnachten beginnen.