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Johanne Christiane W. lebte in 1. Ehe seit 181 l mit Gottlob Lorenz, wurde aber nach kurzer Ehe schon nach wenigen Jahren geschieden und verehelichte sich nun mit dem 74jährigen Bauer Gottlob Scholze i.I. 1815. Er war der Besitzer des Gutes No. 647 im Niederdorfe, das er von seinem Vater George, der auch Kirchvater von 1762—1777 gewesen war, 1768 übernommen und bis zum Jahre 1815 im Besitze gehabt hatte. Seine Mutter Anna Regina, eine Tochter des vormaligen hiesigen Schulmeisters Jeremias Geißler, war eine Urenkelin jener Anna Thomas, die von demselben Gute i. I. 1594 von Hans König nach Friedland ent führt worden war. Als ihr Urenkel Gottfried Scholze, Besitzer desselben Gutes, i. 1.1823 im Gasthofe zum Adler in Zittau seine Hochzeit feierte, ereignete sich abermals dieEntführnng einesjungen Mädchens, indem die 16 jährige Tochter des Reichenauer Kauf manns Gottfried Krusche von ihrem Verehrer, dem Leutnant von Bosse, nach Dresden gebracht wurde. DerSohn Gottlieb des genannten GottlobScholzeaus dessen 1. Ehe mit Anna Maria Krusche (Tochter eines Häuslers und Leinewebers) war vom Jahre 1833—48 sächsischer Landtags abgeordneter. Auch diese 2. Ehe der Christiane W. war nur von kurzer Dauer, da ihr Mann i.I. 1819, 18.12. starb. Laut Erbsonderung erhielt die Witwe ein ihr testamentarisch zugesichertes Erbteil von 500 Talern, mährend sie dagegen „auf die festgesetzten Vorzüge an Naturalien und Pretiosen freiwillig Verzicht" leistete. Dabei sei bemerkt, daß in dem Nachlaßverzeichnis damals, also vor gerade 100 Jahren, die bei dem Gute vorhandenen Pferde mit 33 Talern, die Rinder mit 45 Talern, die Kostbarkeiten mit 34 Talern, die Wäsche mit 11 Talern bewertet wurden; Preise, Vse uns heute als nicht möglich gewesen vorkommen. Diese Familie Scholze gehörte nach den damaligen Verhält nissen zu den begüterten Leuten. Dieser Vermutung nach dürfte wohl eine Sage, die sich an das Gut knüpfte, leicht erklärlich sein. Man erzählte, und vor 40 Jahren glaubten noch genug Leute an die Wahrheit des Gehörten, in diesem Gute sei cs nicht ganz ge heuer, denn von Zeit zu Zeit würden die Bewohner des Gutes in derNachtvoneincm unerklärlichen Spuk beunruhigt. DieUrsache dazu sei ein auf dem oberen Getreideboden stehender steinerner Hund mit einem drehbaren Kopfe. Wer diesen leichtfertiger Weise hcrumdrehe, so daß er verkehrt auf dem Halse sitze, bewirke nächtliches Rumoren und Poltern, das meist von einem treppauf treppab springendem Hunde mit klirrender Kette verursacht würde, vor dem man sich sehen zu lassen fürchte. Wohl möglich, daß sich gewisse Leute, die trotz ihres nächtlichen Gewerbes stark durch Aberglauben beeinflußt waren, von einem Besuche dieses abseits vom Dorfe und den Bewohnern gelegenen Gutes abhalten ließen und so die Gutsbcwohner vor Dieben sicher waren. Don längerer Dauer war ihre 3. Ehe, die sie i. I. 1821 mit Glob. Seliger, Bauer, schloß. Im Jahre 1838 wurde sie aber mals Witwe und verehelichte sich nun i.I. 1839,14.2. mit Ioh. George Scholze, der, da er kinderlos war, sein Besitztum i.I. 1849 seinem Pflegesohne Johann Traugott überließ, vorher aber nicht nur das Unglück hatte, sein Gut durch Feuersgewalt eingeäschert zu sehen, sondern auch längere Zeit in peinlicherer Unruhe, die der Prozeß gegen seine Ehefrau in seiner Familie be greiflicherweise verursachen mußte, verleben mußte, bis endlich der Schuldige zur Verantwortung gezogen und bestraft wurde. Was den Karl Benjamin Hillscher, geb. 1823, 19.10. als Sohn des damaligen Gutsbesitzers Johann Gottlieb H. im Nicderdorfe No. 35, bewogen haben mag, zum Brandstifter zu werden, entzieht sich heute unserer Kenntnis, da in Bautzen und in Zwickau die Akten, die darüber hätten Aufschluß geben können, längst vernichtet worden sind und darum Bemühungen, diese zu erhalten, vergeblich gewesen sind. Es kann nur festgestellt werden, daß „Hillscherkarl" in der Landesstrafanstalt zu Zwickau seine Strafe verbüßt hat und dort bereits gestorben war, als sein Vater i.I. 1873, 18.7., verstarb. Mit ihm erlosch die männliche Linie eines Stammes desGeschlechtesHillscher,dessen Ahnherr Andreas i. 1.1592 als Gartenbesitzer (heute Nr. 78) im Niederdorfe ansässig und der Stammvater aller Familien namens Hillischer, Hillscher, Hilscher in Reichenau und Lichtenberg war. Wenn aus dem Friedrichschen Bühnenwerke nur wenige Per sonen als historisch festgestellt werden können, so leuchtet andrer seits die Gestaltungskraft und die Phantasie unseres Heimatdichters aus dem Stücke um so Heller hervor, und wir können unsere Be wunderung nicht verhehlen, wenn wir feststellen müssen, wie aus einem geringen vorhandenen Vorwurf ein lebensvolles, packe >des und das Gemüt tief ergreifendes Stück Heimatleben in der Seele des Dichters entstanden ist und auf der Bühne sich vor unseren Augen abspielt. e. s»ge,a»». Der Barbarins-Felsen m der Sächsischen Schweiz (Vl7itts September waren es 15 Jahrs her, daß dis Barbarin« am Pfaffenstsin. sine der kühnsten, eigenartigsten und sozusagen „volkstümlichsten" Felsgsstaltsn unsrer Sächsischen Schweiz, erstmalig erstiegen worden ist. Sieger war damals ein Dresdener Student und ein Amerikaner, dis beide als dis Hauptbsgründsr der modernen Klettertechnik, der schweren Wandklettersi, gelten müssen. Schon am Dortage waren dis beiden dem Gipfel bis auf 3 Meter nahsgekom- men, kehrten aber, da sie sich nicht mehr im Dollbesitz ihrer Kraft fühlten, vorsichtshalber um und führten erst am andern Nachmittage dis Besteigung durch. Dabei brach dem Führer unmittelbar untsrm Gipfel ein Tritt aus; jener war jedoch auf solche Swischenfälls schon gefaßt und verlor infolgedessen den Halt nicht. In der nächsten Seit wurde die Darbarine nur vereinzelt und nur von wirklich ausgezeich neten Bergsteigern erklommen; allmählich aber verlor sie den Äuf besonderer Schwierigkeit und Gefahr und sie rückte in dis erste Dsihs der „Modsfsljen" ein. Ls gab Sonntags, wo man zu ihrer Bcstei- gung „anstshsn" mußte. Freilich waren unter den Bestürmern zu allen Seiten auch viel Anberussns, dis für den Angriff weder die genügende Erfahrung noch Technik mitbrachtsn; kein Wunder, wenn gerade an diesem Fels zahlreiche Anfälle zu beklagen sind. Heute mag dis Sahl der Besteigungen über 1000 betragen. Dem harm losen Wanderer, der dieser abenteuerlichen Fslsnadsl auf der nahen Psaffenstsin-Nussicht Angesicht gegen Angesicht gsgenüberstsht, mag sie wohl als dis Dsrkörperung der ^Unnahbarkeit und ihrs Erklette rung als der Inbegriff der Schwierigkeit und Waghalsigkeit erscheinen; tatsächlich aber gibt es in unssrm Fslsengebirge Dutzends von viel schwereren und gefährlicheren Klettereien; das Gestein an der Bar- barine ist griffreich und im allgemeinen durchaus zuverlässig; im Not falls kann man sogar frei zurückstsigen. Auch die Höhe des Felsens wird meist überschätzt; sie beträgt an der Pfaffsnsteinseits nur etwa 30 Meter, an der Talssite freilich mag sie gegen 50 Meter erreichen. Der Name Barbarin« (anders Lesart: Derberins) taucht übrigens erstmalig erst vor etwa ISO Jahren aus und verdankt sein Auskommen wahrscheinlich der Phantasie eines gelehrten Dsjchreibors dieser Gegend. In früheren Seiten und noch tief bis ins 19. Jahrhundert hinein wurde sie im Nolksmunde nur dis „Pfaffendorfer Jungfrau" oder kurz der „Jungfernstein" genannt. Der Sage nach ist sie ein Mädchen, das statt in die Kirche in den Wald ging, Beeren zu juchen und zur Strafe dafür durch der Mutter Fluch in Stein ver wandelt wurde. Heimatschuh und Kriegerehrung — Gedenkblatt für Gefallene. Der Landcsvcrcln Sächsischen Heimatschutzes hat gemeinschaftlich mit der staatlichen Landesberatungsstelle für Kriegerehrungen einen Wett bewerb ausgeschrieben, um ein würdiges Gedcnkblatt für die im Weltkriege Gefallenen zu schaffen. Aus dem Wettbewerb Ist ein Entwurf von Arno Drescher mit dem ersten Preis hervorgegangen. Er zeigt oben links die ins Feld ziehenden Krieger und rechts eine Gruppe von Vätern, Müttern usw., die vergeblich auf die Heimkehr des aus dem Felde der Ehre Gefallenen warten. Links und rechts sicht man die Jahreszahlen 19l4 bis 1918 und in der Mitte in einem runden Medaillon die Inschrift: Unseren im Weltkriege ge fallenen Helden. Darunter erblickt man auf der einen Seite ein mit einem Stahlhelm geschmücktes Eoldatengrab und auf der anderen Seite ein Unterseeboot. Den Abschluß nach unten bildet eine Tafel, auf der die Namen der Gefallenen verzeichnet werden können. Das Gedcnkblatt hat ein Ausmaß von 55X70 Zentimeter und weist mit seinem landschaftlichen und figürlichen Schmuck in schlichter, volkstümlicher Darstellung auf die Ereignisse des Weltkrieges hin. Das Blatt kann durch die Geschäftsstelle des Landesvereins Säch sischer Heimatschutz bezogen werden.