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Sinne von Fohlen zu fassen ist. Auf diese Absänge, Vogel fänge oder Rodflächen, in niederdeutschem Munde auch Et- fennen oder Etgroden (vgl. den Namen Geroda) genannt, trieb man die Bocken (vgl. den häufigen Ortsnamen Vocke rode) oder Fohlen, damit sie da das von diesen Tieren be vorzugte „Roßheu" abetzten. Solche Fohlenweiden waren ursprünglich auch die Ortschaften Zöblitz und Zöblitz, Zoppot und Zabten, Zabitz und Zowade so gut wie die Görlitz und Gerlitz, Küritz und Goritten usw. (Fortsetzung folgt.) nniinmmnmiiiiiiiisiniiimimiiiiiilsiiiminnimuiiinnimiiiiiiiiiniiiiiiiiiiiiiiiiniisiiiiiiiiin Wie Zittau eine evangelische Stadt wurde Von A. Kühu, Zittau I. KAWDittau war einst eine streng katholische Stadt. Dies hatte sie im Hussitenkriege bewiesen: denn sie schützte die aus Prag geflohenen Domkapitulare und nahm tatkräftig mit au dem Kampfe gegen die „böhmischen Feinde" teil. Alssodann I5l8derLandesbischofinderDreifaltigkeits- (Weber-) Kirche drei Altäre weihte, war ein gewaltiges Drängen in der Kirche, und fast alle Bauern der umliegenden- Dörfer brachten ihre Kinder zur „Firmung". Trotzdem öffnete Zittau als eine der ersten Städte der Oberlausitz der Reformation Tor und Tür. Wie cs dazu kam, soll im folgenden gezeigt werden. Der Reformator Zittaus war Lorenz Heidenreich. Er wurde 1480 in Löwenberg in Schlesien geboren und war der Sohn des Tuchmachers Paul Heidenreich daselbst. Wegen Ausbruch der Pest verließ letzterer aber 1483 mit seiner Familie Löwenberg und siedelte nach Zittau über. Der kleine Lorenz erlernte früh zeitig von seinem Vater die Tuchmacherei, besuchte aber später zuerst die Zittauer, dann die Zwickauer Lateinschule. Mit 27 Jahren erst begann er in Leipzig sein Studium der Theologie und Philosophie. Nach Vollendung seiner Studien wurde er Baccalaureus und empfing 1509 in Merseburg die Priesterweihe. Mit großer Vorliebe las er Luthers Schriften und lernte die „Wittenberger Nachtigall" während der berühmten Unterredung mit Eck 1519 in Leipzig persönlich kennen. Bald ward er Luthers eifrigster und treuster Anhänger. Inzwischen(1509) wurde er Altarist an derKreuzkirche inZittau, ging aber einige Jahre später noch einmal nach Leipzig zurück, weil er an der katholischen Lehre irre geworden war. Von 1519—21 amtierte er wieder an der Kreuzkirche in Zittau und wußte hier die Herzen seiner Zuhörer durch seine zündenden Worte für sich zu gewinnen. 1521 wurde er als Prediger an die Hauptkirche St. Johannis versetzt. Hier las er vormittags lateinische Messe und nachmittags predigte er deutsch und im Geiste Luthers. Da sein eifriges Wirken natürlich auch fruchtete, so ward die Zittauer Iohanniskirche eine der ersten evangelischen Kirchen der Oberlausitz. Heidenreich aber war kein übereilter Stürmer und Umstürzler, trotzdem gelangen ihm seine Reformen rasch und sicher. Das macht, weil er von vornherein den Rat aus seiner Seite hatte. Zuerst machte er sich an die Auflösung des Regelnonnenvereins, dann schaffte er die Seelenmessen ab. Hierauf löste er die Brüder schaften auf, und zuletzt zog er auch gegen die Prozessionen und Fasttage zu Felde. Auf seine Veranlassung legten 1530 die Kreuzherren ihr Ordenskleid ab, und viele Geistliche kleideten sich lutherisch. Begünstigt wurde Heidenreichs Reformieren dadurch, daß König Ludwig von Böhmen — Zittau gehörte damals zu Böhmen — mit den Türken Krieg führte und daß die Stelle des Prager Erzbischofs unbesetzt war. Trotzdem blieben Heidenreich und der Stadt Zittau Feindschaft und Hindernisse nicht erspart. Der schlimmste Gegner war wohl der katholische Iohanniterkomtur; derm dieser ging in seinem Zorne so weit, daß er dis evangelischen Gottesdienste durch bellende Hunde stören ließ. Auch Ferdinand l. versuchte alles Erdenkliche, um mit Gewalt die Reformation in Zittau zu Hintertreiben. Aber alle seine Befehle und Straf androhungen wurden in den Wind geschlagen, und von Tag zu Tag breitete sich Heidenreichs Lehre in der Stadt und auf den Dörfern der Umgebung aus. Dem Fasse wurde sedoch derBoden erst dadurch ausgeschlagein daß Heidenreich 1529 heiratete. Seine Frau, eine geborene Elisabeth Engler, war zwar eine fromme, tugendsame Christin und eine liebe, treue Mutter, aber sie fand keine Gnade bei ihres Mannes Feinden. Letztere verlangten darum Heidenreichs Amts entsetzung, und 1530 brachten sie tatsächlich dieses edle Wild zur Strecke. Heidenreich wandte sich nun wieder seiner Geburtsstadt Löwenberg zu und mußte dort sein tägliches Brot kümmerlich als Tuchmacher verdienen. Erst 1543 erhielt er wieder eine Pfarrstelle und zwar in Greiffenberg. Während seiner langen Abwesenheit von Zittau gedieh hier aber sein Werk weiter: denn der Bürgermeister Konrad Nesen wirkte in aller Stille für Luthers Lehre. Als dazu die Nachfolger Heidenreichs sich bei Bürgerschaft und Komtur mißliebig machten, war seine Zurückberufung so gut wie sicher. Sie erfolgte viel rascher, als man dachte. Im Jahre 1538 starb nämlich der letzte Iohanniterkomtur Johann Naresca, und die Kommende wurde weltlichen Herren übertragen. Als erster erhielt sie Berka von der Duba, als zweiter Christoph von Wartenberg. Da sich letzterer aber infolge seiner vielen Geschäftsreisen wenig um Zittau kümmern konnte und notwendig Geld brauchte, ver pfändete er 1540 die Kommende an den Zittauer Rat. Dafür strich er 200 Groschen als Zinsen ein. Jetzt hatte der Rat die Bahn frei und berief zunächst Caspar Heublin zum Pfarrer. Da er sich aber sehr bald mißliebig machte, degradierte man ihn zum zweiten Geistlichen und wählte Heidenreich zum Pastor- Primarius von Zittau. Mit großer Sehnsucht hatte dieser dem Tage entgegen gesehen, an dem er wieder in seine „geliebte Stadt" einziehen durfte. Mit Freuden kehrte er daher zurück und trat noch vor Pfingsten sein Amt an. Sogleich brachte er die reformatorische Bewegung wieder in Fluß und schuf ein Werk ums andere. Aber alles, was er tat, geschah im Einvernehmen mit dem Zittauer Rat und der Bürgerschaft. So z. B. veran laßte er den Rat, Gotteskästen für die Armen und Kranken ein zuführen und er selbst regelte das Armenwesen im evangelischen Sinne. 48 Jahre lang hat Heidenreich seinem Gotte gedient. Am 21. November 1557 starb er, und unter zahlreicher Beteiligung seiner Gemeinde wurde er in der Nähe des Altares in der Iohanniskirche beigesetzt. II. Sein begonnenes Werk führte Martin Tektander zu Ende- Dieser wurde 1506 geboren und besuchte zuerst die Schule in Frei berg, später die Universität in Wittenberg. Hier lernte ihn der be rühmte und kluge Melanchthon kennen. Er hatte Wohlgefallen an dem weisen, tüchtigen und eifrigen jungen Manne und empfahl ihn als zweiten Prediger nach Zittau. 1557 wurde er Pastor Pri marius und trat das Erbe Heidenreichs an. Sein Ziel war, Zittau vollends zu einer evangelischen Htadt zu machen. Eine reiche Er fahrung half ihm dabei. 1536 hatte er in Lauenstein als Pfarrer gewirkt, 1539 war er Diakonus an der Dresdner Kreuzkirche geworden. 1547 wirkte er als Assessor im Konsistorium und war dann einige Jahre als Superintendent in Meißen tätig. 1550—58 war er Archidiakonus und zuletzt, wie bereits gesagt, Primarius in Zittau. Als solcher war er der rechte Mann, den reformatorischen Gedanken auszu bauen. Man nennt ihn den Melanchthon Zittaus: denn Gelehrt heit, Eifer, Freundlichkeit und Verträglichkeit zeichnete diesen wie jenen aus, und immer verhalf er dem Evangelium zum Siege. Seine Predigt war evangelisch und fußte auf dem reinen, un verfälschten Wort Gottes. Auf sein Betreiben kam im Jahre 1.564 eine Kirchenordnung zustande, welche bestimmte, daß die kirchliche Obrigkeit in Zittau mit den drei Predigern festzustellen sei. Dis 1550 gab es deren nur zwei, von 1550 an aber drei. Diese stellten die Predigt, die bisher noch etwas schlecht weggekommen war, in den Mittelpunkt des Gottesdienstes und beseitigten nach und nach die verschiedenen Messen. Darum wurden aus den täglichen