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312 Gberlausiher HeimaLzettung Är. 2t Diese auf —itz endigenden Orts- und Flußnamen werden nun freilich gewöhnlich von den Slawisten in Anspruch ge nommen und für Wortbildungen wendischen Gepräges er klärt und die deutschen Namenssorscher haben sich dieser Ausfassung angeschlossen. Indessen diele so ziemlich allgemein herrschende Meinung irrt, wie ich bereits an anderer Stelle nachgewiesen habe.*) Die Nachsilbe —itz, —etz, —atz geht aus einen in alten deutschen Weistümern ost und oft be gegnenden, von dem Zeitworte etzen — zu essen geben, weiden abgeleiteten Ausdruck zurück, der also Weide oder einen Weideplatz bedeutet und daher, diesem Begriffe entsprechend, mit zahlreichen teils jetzt noch allgemein gebräuchlichen, teils auch schon in unserer Schriftsprache verschollenen, wohl aber noch in manchen Mundarten geläufigen Tierbezeichnungen Verbindungen eingeht. Ls sind das Namen wie: Kalbitz — Kälberweide (ogl. Kolbnitz und Kolmnttz, Kolbatz), Oschatz (1306: Ossatz, 1314: Ossenrtz), Oschitz--Lchsenwerbe,Kunitz und Könitz, Könitz — Kuhweide, Lamitz,Lomnitz, Lemnitz --- Lämmerweide, Schoppinitz, Schepitz, Schäplitz --- Schaf weide, Schweinitz -- Schweineweide, Ztegnitz -- Ziegen weide, Gössitz, Gößnitz, Koselitz, Köselitz, Koslitz -- Gänse weide (ogl.ndd. Goos, Güsel-- Gans, Gänschen), Dam- nitz ----- Damwilvweide.Recknitz ----- Rehweide (ogllags-rue^e, Reh), Zeitlttz, Zettlitz, Zetligyeim, Zielitz---Zeidel- oder Bienenweide. Ganz besonders häufig sind die mit Pserdebenennungen, deren unsere Sprache stuher weit über ein haives Hunoerl besaß, zusammengesetzlen aus—itz, ndd. —il,—Uten, —eüen endigenden Siedelungsnamen wie: Rositz, Raßnitz, Rosilten, Rostttten---Roßweide (ogl. Et, Elten in ndd. Elsenne, El- groe, Weideland, das zum Etten, Abweiden benützt wird), Stuönitz, Stüdmitz, Stübnitz, Studzieniec--Stutenweide, Schelitz ----- Hengstweide (ogl. ahd. Schel ----- Deckhengst), Göritz, Geritz, Körnitz, Kirrutzsch, Köritz, Göritten, Kuritz-- Gorren- oder Gurrenweide (Gurren sind Rosse), Körtitz, Görlitz, Gorlice---Fohlenweide, Warnitz, Wernitz, Wörnig, Werenzhain -- Hengstweide (ogl. ahd. Waranio, Wrunno, Ranno, Ren ^Hengst), Gohlitz, Gohlis, Kollatz, Kolitzheim, Gauleden--Gaulsweide, Gramschatz (urkdl. auch Kram schnitz),Grimnttz.Kremnitz.Kramnitz.Kremitten-Noßweide. Gramen hießen noch im IV.Zahrhunoert verkümmerte Pferde. Neben einer Stadt des Namens Kremnitz in Westungarn liegt Schemnitz, die nach den Schemen --- Schimmeln („Schemeln") benannt ist. Scheming ist der Name des Rosses eines altdeutschen Helden. Bögintz -- Fohlenweide, (vgl. Vockenrode und thüring.Bockegarren^ Fohlengehege). Denselben Sinn haben Politz, Pollitz, Bolitten; denn Polen ist die unverschobene Form jur Fohlen (Füllen), der im Griechischen Polos entspricht, während Photos der Name eines Kentauren ist. 3n Würzburg hieß früher die Hof straße, die an der Rannenburg--Hengstburg beginnt, Bolen gasse -- Fohlengasse und deren Fortsetzung Rennweg ---- Hengstweg, der über die Roßsteigbrücke zum Roßsteig sührt. Einer der verbreitetsten dieser Namen ist Kemnitz, Küm- nitz, Chemnitz, Kamenitz, Kamenice, Kamenic, Kamener, Kamenz, Kemnath, Kemnade, Kemnathen, Kemathen, Kemmaüen, d. i. Gememetz, Allmende. Ein Dorf dieses Namens hat der Beschauer im Süden des Rothsteins vor Augen, an dessen Ursprung aus einer Viehweide noch die „Viehweghäuser" im Norden und die „Russenhäuser" (d. i. Stutenhäuser) im Süden des Ortes nächst dem Kem- nitzer Forst erinnern. Östlich von dem Dorfe fließt der *) Vgl. meine Abhnndlung in der Monatsschrift „Uber Berg und Tat" 1916 (Nr. 9,10, 12): „Altthüringische Pferdezucht und Pferde verehrung in der Sächsischen Schweiz". Weißbach, der dann bei Schönau den Namen Pließnitz an nimmt, zur Neiße. Weißbach ist der Bach der „Weißen" (Schimmel), Pließnitz der Plissen oder Vlaßrosse (ogl. ndd. Plisse). Ähnliche Namen sind Plassenburg bei Kulmbach, d. i. Bach der Gulen (Kulen) Hengste (vgl. ahd. Gul Gaul) und Plettzenburg, die neben dem Roßplatz in der Mitte der Stadt Leipzig, die wie Stuttgart aus einem Rosse zuchtorte entstanden ist, sich erhebt. Eine andere Benennung der Blankrosse (ecfui cmnciiäi des Tacitus) war Pillen oder Byhlen, Byhleguhren d. i. Bleichgurren. Dgl. dazu die Ortsnamen Byhlen, Byhlegure, Byhleguhrer See und Byhle- guhrer Kaupen im Norden der Stadl Burg in der Nieder lausitz und den Namen des Bilwißreiters d. i. Schimmel reiters. Das Beiwort „byhle" ist die wendische Umformung des germanischen Ausdrucks: bleich, mundartlich: blech, ble, dem im Griechischen polio8, grau, balios,scheckig entsprechen. Eines der Rosse des Achilleus heißt Balios, Bleichroß. Byhleguhren hießen also die Blankrosse. An der Elbe ober halb Dresden hießen sie „Pillen" oder „Weesen" - die Weißen, wie man von dem Namen des Lustschlosses und Rossezuchtplatzes Pillnitz, neben dem die Wesnitz in die Elbe rinnt und der Hengstberg sich erhebt, entnehmen kann. Der ehemals königliche Marstall besand sich im 3. Stock der Felsenburg. Fch konnte dem Leser die trockene Aufzählung der vielen mit der Nachsilbe —itz gebildeten Namen nicht ersparen. Sie war nötig, um die Behauptung der Wenden, datz ihre Vorfahren diefe so genannten Ortschaften gegründet Haven, zurückzuweisen. Wer meinen Ausführungen gefolgt ist, dürfte die Überzeugung gewonnen haben, baß von einer slawischen Ableitung dieser Namen fortan nicht mehr die Rede sein kann. Nun können wir auch der Deutung des Namens Zöblitz näher treten. Fn der Form Zöblitz begegnet er nochmals im sächsischen Erzgebirge. Andere mit dem gleichen Bestimmungswort gebildete Namen sind Zabelstein (ein Berg im vteigerwalde), Zabels-Berg (bei Köslin), Zabelsdorf (Rgbz. Potsdam und Stettin), Zeubelrted (Unterstanden), Zepelin, ein Dors bei Güstrow, das auch dem Geschlechte des berühmten Erfinders und Lustschiffers seinen Namen gegeben hat. Was aber das Wort bedeutet, das sagt uns das Wappen des Freiherr» Zobel von Giebel stadt bei Würzburg, das einen ausgezäumten Pferdekops im Schilde führt. Zobel, Zabel ist die Verkleinerungsform von Zab (Zop, Zow), das in den Ortsnamen Zabitz (bet Anhalt), Zoppot (bei Danzig), Zobten (urkdl. Zoppothen), das schlesische Städtchen am Fuße des gleichnamigen Berges, Zowen (bei Stettin und Köslin), Zowade (bet Oppeln) steckt und kein anderes Wort ist als das griechische Zoon, ur griechische Zowon, das Tier, nach dem wir die Tierkunde als Zoologie bezeichnen. An welches Lier aber bei diesen Ortsnamen vornehmlich zu denken ist, das sagt uns das Zobelsche Wappen, der Pferdekops. Inder Verkleinerungs form Zweie ist das Wort auch außerhalb der Zusammen setzung als Lockruf gegen zahmes Geflügel den süddeutschen Mundarten bekannt. Es ist das die gleiche Begriffsverenge rung, wie wenn das lat. pullu8 und der in deutschen Mund arten gebrauchte Lockruf: Pulle von Hühnern gebraucht wird, während das griech. Polos, das wir auch in den oben an geführten Ortsnameii gesunden haben, sich auf bas Johlen oder Füllen bezieht, oder wie wenn das Wort Bogel, eine Ableitung von Docke, das ganz allgemein ein junges Lier bezeichnete, aus die eierlegenden Tiere beschränkt wurde, während es in Orts- und Flurbenennungen gerade so wie Docke (z. B. in dem häufigen Feldnamen Vogelsang — Ab sang oder durch Brand (Absengen, gerodete Waldfläche) im