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schall Keith, dem Friedrich der Große später auf dem Hoch kircher Friedhof ein hübsches Denkmal setzen ließ. Der Feind verlor rund 8000 Mann und wurde durch neue preußische Truppen zum Abzüge genötigt." Schlug dieser Überfall dem Dörfchen zunächst furchtbare Wunden (fast das ganze Örtchen außer der Kirche brannte nieder), so brachte es ihm nachher seine heutige Berühmtheit ein: gehört doch Hochkirch durch diesen in das Register der Weltgeschichte. — Lenkt der Wanderer seine Schritte durch den Ort, so werden ihn allerhand Inschriften und sonstige Zeichen ständig an jene Zeiten erinnern. Über der Tür des Gasthofes zum „alten Fritz" gruppieren sich einige Kanonenkugeln. Am Heinrichschen Gasthofe befindet sich zwischen drei Kugeln folgende Inschrift: „Krieg und Brand segnet Gott mit milder Hand, 1758", über der Tür der freundlichen Pfarrei steht: „1758, Im Kriege brandt ich nieder, Der Frieden baut mich wieder, 1764." Östlich der Kirchhofmauer führt die schon erwähnte „Blutgasse" hin. Die Hauptsehenswürdigkeit dürfte wohl die Kirche sein. Diese, ein Saalbau lausitzer Art, entstand in den Jahren 1717—20 an Stelle einer weit älteren. Der in seiner Kontur reizvoll gehaltene, rund 60 m hohe Glockenturm wurde erst 1750 in nur sechs Monaten an der Ostseite hinzugefügt. Das Helle flachgedeckte Innere weist 1800 bequeme Sitz plätze auf. An den Wänden laufen an zwei Geschossen Emporen hin, an deren Brüstungen früher nach lausitzer Sitte Tuschebilder mit biblischen Szenen angebracht waren, aber 1856 schmucklosen Füllungen weichen mußten. Auf dem Orgelchore steht die 1890 von Eule-Bautzen erbaute Orgel. Ihr gegenüber der Altar aus dem Jahre 1738. Sein früheres Altarbild, darstellend Christus am Kreuze mit Maria M gdalena, wich 1856 dem jetzigen von Prof. Wich mann gemalten. Letzteres stellt die Auferstehung Christi dar und wurde vom damaligen sächsischen Könige gestiftet. Das alte Bild hängt jetzt an der Altarrückseite, wo auch überdies ein großes, vom Kaiser 1897 geschenktes Bild den „Überfall bei Hochkirch" zeigt. In der Ältarpredella befindet sich eine Kovie des Leonardoschen Abendmahles; außerdem liest man noch die Inschrift: „kiooce altare 68t renovatum anno NVLCdXIV," zu deutsch: „Dieser Altar wurde erneuert im Jahre 1864." Südlich des Altars hängt die hübscheKanzel; niedlich ist der mit einer Taube bekrönte Schalldeckel. Der charakterlose Taufstein ward 1864 angeschafft, während der uralte vorherige auf dem Friedhof nördlich der Kirche seinen Platz erhielt. An der Lehnschen Loge befindet sich ein Stammbaum der Familie von Gersdorf. Die Mitte des interessanten Reliefs zeigt einen Baum, vor welchem eine lorbeerumrankte Tafel mit der Inschrift: „Ahnentafel derer von Gersdorf auf Lehn und Kuppritz" hängt; darunter auf einem Bande: „16.—17. Iahrh." Von diesem Baume gehen rechts und links je vier teils beschriftete, teils unbeschriftete Bänder aus, zwischen denen vor Geäst in zwei Reihen jedes mal vier Wappen prangen. Oben rechts angefangen folgen das von Rechenbergsche zweimal, dann das von Salhausensche und das von Heynitzsche; darunter zweimal ein von Gers- dorfsches sowie das vonArnimsche und das oon Oraschwitzsche. Auf der anderen Seite folgen die Wappen derer von Bol- meritz, von Arnim, der Burggrafen zu Dohna und von Rödern, darunter von Maxen, von Gersdorf, von Minkwitz und von Gersdorf. Zwischen den Wappenreihen zieht sich ein fünftes Band mit der Inschrift: „in utrumqe paratu8 artem et martern," deutsch: „Für Kunst und Krieg be reit" hin. Seitlich des Hochaltars steht das Keithsche Denkmal. Es besteht aus einem viereckigen klassizistischen Unterbau mit schwarzer Tafel aus Marmor, wie ja das Ganze aus solchem, aber weißem hergestellt ist, darauf eine umrankte Urne steht. Die leider sehr beschädigte Tafel hat folgende vom Philologen Ernesti verfaßte Inschrift: „5akobo Xeitk / Ovilielmi Oorn - Ulareso Kere6 reZni - Looliae / et - Mariae Orvrnonä iiiio - krillerioi - Üorrv88orvm re§i8 / 8umo exeroitv8 - prae ieoto / viro / antiqvm moribv8 et militari virtvte - ciaro, / vvm in praelio - non proovl Kino inolinatan 8vorvm aoiem / mente manv vooe et exemplo - / re8titvebat / pvgnarm - vt Keroi8 cieoet / acovbvit v. XIV. ootobrm / a N V-OCKVIII.", deutsch: Jakob Keith, Wilhelm Grafen und Erbmarschall des König reichs Schottland und Marien Drumond entsprossen, des Königs von Preußen Feldmarschall, glorreich durch die Sitte der Vorzeit und Feldherrntugend, in der unfein gelieferten Schlacht. die schon wankenden Reihen der Seinen durch die Kraft seines Geistes. Wortes, Armes und Beispiels wieder aufrichtend und kämpfend, wie es einem Helden ge ziemt, fiel er am 14. Oktober 1758. — An der äußeren Südseite der Kirche befindet sich die bekannte „zerschossene Türe", die in jener Nacht nicht weniger als 22 Flinlenkugel- löcher erhielt; rechts davon zieht die reizende von Lehnsche Gruft die Blicke des Fremden auf sich. Der auf granitnen toskanischen Säulen ruhende Erker ist reich mit Vlumen- und Rankengehänge sowie jonischen Pfeilern geschmückt. Das mit einem hübschen schmiedeeisernen Gitter verschlossene Innere entbehrt jeglichen Schmuckes. Vor der Gruft erhebt sich das am 18. Oktober 1903 ent hüllte Moritz von Langen-Denkmal in Form eines Obelisken mit bekrönendem preußischen Adler. Am Sockel steht folgende Inschrift: „Simon Moritz von Langen, Königlich Preußischer Major, verteidigte am 14. Oktober 1758 diesen Kirchhof mit dem 2. Bataillon des Regiments „Markgraf Karl" gegen zehnfache Übermacht bis zur gänzlichen Äuf- reibung seiner Mannschaft. Ehre den Helden!" Zu Seiten stehen das preußische und das österreichische Kriegerdenkmal ebenfalls in Obeliskenform. — Über dem freundlichen Kirch hofstore liest der Eintretende: „Eingang zur Ruhe". Zum Schluß nehme sich der Besucher die Mühe und steige hinauf bis zu des „Turmes Glockenstube", durch deren Schall lucken sich eine herrliche Aussicht eröffnet. Nach drei Seiten die Wendei, aus deren weiten grünenden Fluren zahllose Dörfchen hervortreten, hin und wieder grüßt ein Kirchturm, wie der von Gröditz, Kittlitz usw. Westlich schaut das alte Budissin herauf und östlich das bescheidene Weißenberg. Nach Süden zu wird der Fernblick durch den mächtigen Czornebohzug gehemmt. uttlttmlmimluttmrmmlttlttttuttuttlklmuttttnmmmttmmttmmttumrummmmmmun DieGemeindeWeinböhlahatals erste ovl.tetzvv^serstvUiL. sächsische Gemeinde die Anregung der Stiftung Heimatdank, Kriegsopferstöcke aufzustellen, die als Denk mäler an die Schwere der Zeit Mahner zum Opfern sein sollen, in die Tat »mgesetzt. Aus dem Kirchplatz inmitten von Dämmen steht das durch Vermittelung der Landcsstelle für Kunstgcwerbe vom Bildhauer Sonnenschein entworfene, aus Pvstaer Sandstein hergcstcllte und mit dem Wappen der Gemeinde, der Weintraube, geschmückte Wahrzeichen, das mit den Worten „Gebt dem Heimat dank" zum Opfern auffordern soll. Möchte das dankenswerte Bei spiel der rührigen Gemeinde auch in anderen Orten unserer Heimat Nachahmung finden. Aufträge und Ausführungen von Kriegs opferstöcke» vermittelt der Landesverein Sächsischer Heimatschutz, Arbeitsausschuß der Landesberatungsstelle für Kriegereyrungen, Dresden-A., Schießgasse 24.