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des Iauchefasses auf der Wäsche der gegenüber wohnenden Schusterrahele, ein andermal liefen Schneiders Hühner mit be schnittenen Flügeln umher. Der-Kitteljuln lag einmal der Holz meiler im Hofe, dann wieder lief bei Kcausliebs das Wasser des Berggrabens ins Haus, die Millern hatte die Schleuse gezogen, und so ging es fort. Raffiniert war sie dabei, daß ihr kein Mensch auf den Hals konnte. Wars ein Wunder, wenn die Leute einen großen Bogen um den „Deifl" machten, überall sah man lieber ihren Rücken wie ihr Gesicht. Und starb im Dorfe einmal ein Liebes, dann hieß es: „Kunnte ne dar Drachn derfir schtarbm!" Doch auch der kam nun endlich an die Reihe. Endlich. Beim Begräbnisse aber fiel wohl nicht eine Träne. Der Pfarrer sprach in seiner Leichenrede verblümt über den unverträglichen Charakter und kein Mensch empfand das pietätlos. Aus alter Zeit Mitgcteilt von Fr. Beruh. Störzner-Arnsdorf Härte zeigte sich oft in der Rechtspflege früherer Jahrhunderte. So wurde z.B. der Diebstahl nicht selten pWM-k mit dem Tode gesühnt. Es gibt aber auch Beispiele, die beweisen, daß einzelne Richter doch auch milder ur- teilten und nicht bloß nach dem Buchstaben des Gesetzes, sondern in gewissen Fällen das Herz mit reden und bestimmen ließen, wenn sie ein Urteil fällen mußten. Einen solchen Fall berichtet uns der Bischofswerdaer Kantor Christian H e ck e l in seiner Chronik vom Jahre 1713. Er erzählet also: Anno 1565, den 12. Martii, ist Simon Kestner, ein armer Bauer von Großdrebnitz, in Budißin eingezogen worden, daß er auffn Saltzmarkt einen Fuhrmann 3 Viert. Korn in einem Sacke liegend nachts vom Wagen genommen. Als er nun darum von denen Gerichten ernstlich befraget worden, saget er, daß solches aus großer Armuth, Roth u. bittern Hunger geschehen sey, bitte um Gottes willen ihm solches zu verzeihen, denn er hätte 6 armx kranke Kinderlein, die hätten weder zu beissen noch zu brocken, musten neben ihm grossen Hunger leiden, er wolle es nicht mehr thun, sondern was er nicht erwerben könnte, lieber öffentlich er betteln, wiewohl er sich dessen auch schämen müste, denn er das selbe allbereit versuchet u. offtmahls übel wäre abgewiesen worden. Doch hoffte er zum lieben Gotte, er würd sich sein und seiner armen Kinder Weinen und Klagen erbarmen u. ihnen sein liebes Brot noch wohl geben und bescheren. Wollten die Herren seiner nicht sckonen, so bäte er doch für seine liebe Kinder, denen wollte er gerne einen guten Nahmen lassen. — Diese klägliche Rede er barmte und bewegte die Gerichten, daß solches dem Herrn Bürger meister referiret wurde, u. dieser arme Mann noch selben Tages ohne Entgelt» frey u. loß seyn sollte. Als gegen Abend die Ge richten, auch anderer Gefangener halber, in die Bütteley gehen u. endlich schlüssig werden, diesen Simon Kestnern neben einer gebührlichen Verwarnung loß zu lassen, kommt der Gerichtsdiener aus dem unteren Gefängniß herauff, mit Bericht, daß sich dieser arme Mann an einem geringen Schnürlein mit Stroh umwunden erhenket habe. — Hierüber entsetzten sich ihrer viel. — Die wüste Mark Podebrose bei Dresden Von Fr. Beruh. St örzn er Vor 500 Jahren lag in südwestlicher Richtung von Dresden ein Dorf mit Namen Podebrose. Sein Besitzer war seit dem Jahre 1408 der Dresdener Patrizier Vincenz Bußmann. Schulden halber mußte er das Dorf aber dem „markgräflichen Hofjuden" Jordan abtreten. Dieser verkaufte es im Jahre 1431 an die Dresdener Ratsherren Nikolaus Thiermann und Peter Zschuck. Im sächsischen Bruderkriege soll das Dorf Podebrose verwüstet worden sein. Pgi. Archiv für Sachs. Gesch. 1864, 2. Bd. S. 102 u Hasche, Geschichte v. Dresden, Urk. Nr. 108 u. 135. Schloß Tzschocha im Queißtale x^^ie Burg Tzschocha mit ihrer entzückenden Lage am Stau- A decken der Queißtalsperrc, nur 8 Kilometer von Marklissa entfernt, welche über 200 Jahre im Besitze der Familie von Uechtritz Steinkirch war, geht nun ihrer umfassenden Wieder herstellung entgegen. Der jetzige Besitzer, Generaldirektor Gütschow in Dresden, hat mit Aufwendung von mehreren Millionen Mark die vollständige Erneuerung der Burg nach den Plänen von 'Pro fessor Bodo Ebhardt ausfllhren laßen. Bei der Wiederherstellung sind die Formen der alten Burg bewahrt und mit einer modernen Durchführung des Baues verbunden worden. Reiche Sandstein arbeiten in Form schlesischer Staffelgiebel geben dem Äußeren ein echt schlesisches Gepräge, und die schon von weitem sichtbare alte Bergfriedsspitze fügt sich in das Bild. Für die Giebel wurden alte Zeichnungen benutzt, die den Zustand der Burg vor dein großen Brande im Jahre 1798 darstcllcn und im Museum der Natursor- schenden Gesellschaft in Görlitz ausbewahrt werden. Im Innern haben die umfangreichen Sammlungen des Besitzers, besonders alte Bilder und Waffen, Platz gesunden. Hier hat auch Professor Max Koch vom Berliner Kunstgewerbemuseum die Ausmalung ausgeführt, in dem er die Eingangshalle in einen Innenraum des Barock ver wandelte und im Frühstückszimmer Deckengemälde schuf. Der Frei burger Hofglasmaler Eduard Stritt arbeitete die wertvollen Glas bilder. Der die alte Ritterburg umziehende Park und Garten ist ein Fundort sehr seltener Pflanzen. Hier findet man auch die 7—800 Jahre alten, dem Äbslerben nahen Eibenbäume. Wer von Grciffenberg und Goldcntraum das selten schöne Queißtal abwärts wandert und die Ncidbürgbrücke betritt, genießt von hier aus ein entzückendes Bild von der jetzt neu erstandenen Burg Tzschocha und keiner der vielen Tal- sperrcn-Besucher sollte versäumen, hier längere Zeit zu verweilen. unuunmunMuummunmnnnmmnimmummumummmnnttumttummmmnimim Vertreter-Versammlung der „Lusatia". Die in dem Verbände „Lusatia" vereinigten Südlausitzer Humboldt-, Fortbildungs- und Gcbirgsoereinc hielten am 22. August in Walddors einen Bertretertag ad, dem die Er ledigung einer Anzahl wichtiger Beratungsgegenstände oblag. Er war von zwölf Vereinen mit einer ansehnlichen Schar von Abgeordneten beschickt und nahm einen höchst anregenden Ver lauf. Für vormittags war eine örtliche Besichtigung derKottmar- Spreeguelle anberaumt, wo der Verband ein Ehrendenkmal zum Gedächtnis der im Weltkriege gefallenen Söhne unserer engeren Lausitzer Heimat zu errichten beabsichtigt. Der Zittauer Baukünstler Architekt Schiffner, an den der Verband wegen Beschaffung eines Entwurfes hierzu herangetreten war, ist diesem Ersuchen bereitwilligst nachgekommen und hat einen Plan oorgelegt, dem — nebenbei bemerkt-von Seiten des Sächsischen Landesocreins „Heimaischutz" schmeichelhafte Anerkennung zuteil geworden ist. Der Verfasser erläuterte den ziemlich zahlreich erschienenen Herren an der Hand der Zeichnung seine Gedanken und fand einhellige Zustimmung. Der Schiffnersche Entwurf wirkt besonders durch seine vornehme Schlichtheit und edle Linienführung. Auch wird er sich aller Voraussicht nach dem landschaftlichen Rahmen der Umgebung ganz vorzüglich einfügen. Das Denkmal will unab- hängig von den wandelbaren Stimmungen einer unerquicklichen und verärgerten Gegenwart künftigen Geschlechtern beredtes Zeugnis ablegen von Lausitzer Heimatliebe und Lausitzer Opfer- Willigkeit. Nach Tisch fand im Kretscham eine Sitzung statt, zu der sich noch zahlreiche Nachzügler eingefunden hatten. Den ersten Punkt der umfangreichen Tagesordnung bildete das Gesuch des Gewerbe- und Verkehrsvereins Herrnhutu^: Aufnahme in den Verband. Es fand Erledigung in zustimmendem Sinne. Sodann hatte man sich über die Erhöhung des Berbandsbeitrages schlüssig zu werden. Die in der allgemeinen Wirtschaftslage begründete Notwendigkeit wurde allgemein anerkannt und ein dementsprechender grundsätz licher Beschluß gefaßt. Ziemlich ausgedehnte Erörterungen führte die Frage über das Verhältnis zwischen dem Verband und den angeschloffenen Vereinen bei der Erschließung neuer größerer Wanderungen herbei. Gegen die Stimme von Löbau wurde schließ lich beschlossen, daß durchgehende Fernwegmarkierungen durch die Oberlausitz eintretenden Falles vom Verband, aber im Benehmen