Volltext Seite (XML)
Der fünfzigste Sedaniag Der Gedanlagl Ja, heut vor fünfzig Jahren Gefchlagsn ward des Frankenkaisers Heer, Doch Bismarck, Moltks, Avon, die damals waren. Dec alte Kaistr Wilhelm — find nicht mehr. Was war das für ein Fest in alten Tagen, Bunt wehten Fahnen, flammten Feuer auf, Im Dem sich weinend tapfre Kämpfer lagen, Die mitgerungsn einst im Siegeslauf. Doch heut? Seitdem wohl gab es gröprs Schlachten, Dis Hindenburg gewann im Welterckrieg, Gewaltig jene, dis das Werk vollbrachten, Jedoch die Heimat? Ängstlich, feige, siech. Wohl stand dis Mauer fest und hart wie Eisen, Doch wankt' der Boden, draus sie siegend stand, Man hört aus Wilsons Ms Lockungsweijsn, And selbst dem Fsldherrn sank erschlafft dis Hand. Dec Wurm fas) drin. Nun falle, Sisggsbäude, Das Bismarck schuf und Hindenburg geschirmt, Du wirst dec Fremden leichtsrworbns Beute, Der Aufruhr Leichen übec Leichen türmt. Ein fränkisch Sedan ward's, Doch unsres rage Für spätste Seit als leuchtendes Fanal: Asig' für dis Sukunst wieder großes Tags, Deutschland verrät sich nicht zum zweiten Mal. Nein, um so fester halten wir zusammen, Wir wissen, was des Feindes Tücke schafft: Links, Mitte, rechts, durch rauchgsfchwelts Flammen Seh ich das Deich in neu srstandnsr Kraft. Steht alle fest, dies Deich uns zu erringen, Das Freiheit, Glück auch unsren Ärmsten beut. Helft alle treu den wilden Feind bezwingen, Auf, deutsches Deich, zu neuer Herrlichkeit. P. D. 2. MlllMMIIIIUIIINIIIIIMIIUMIUIMUIIIIIIIIIIMIUIIIIIIUIUIIUUllllllllllUMMIIMMIIIUIIUIU» Abschied vom Oybin Eine Erzählung aus dem Leben von OttoMathes werden wir bald da sein, ließ sich eine tiefe Stimme vernehmen. Sie kam von einem jungen Manne her, der einen schönen, sanft ansteigenden Waldweg verfolgte. Neben ihm ging ein junges Mädchen von ungefähr zwanzig Jahren. Diese hatte dunkelblondes Haar und hellblaue Augen, die Heiterkeit und Lebensfreude verrieten: ihre sonst blassen Wangen waren vom frischen Tannenduft gerötet und gaben dem Gesicht einen lieblichen Reiz. Ihr Begleiter hatte zwar auch dunkelblondes Haar, aber braune, schwermütig-träumerisch blickende Augen. Jetzt machte der Weg eine scharfe Biegung nach rechts und nach einigen Minuten hörte der Wald auf der rechten Seite auf. Nun ging es noch kurze Zeit steil bergan: dann aber hatten die Beiden die Höhe erreicht und vor ihren Augen lag eine herrliche Gegend ausgebreitet. Es war dies ein grünendes Wiesenland, rings umgeben von Bergen. Nur im Rücken der Beiden öffnete sich das Tal, und dort genoß man eine schöne Fernsicht. In ziemlich weiter Entfernung sahen die Wanderer die Stadt liegen, die den Ausgangspunkt ihres Ausfluges bildete. Die prächtigen Türme konnte man heute aus nahmsweise deutlich erkennen: von dieser Stadt führte eine Schmal spurbahn in die herrlichen Wälder. Nachdem die Beiden eine Weile sinnend, in den Anblick der Stadt versunken, stehen geblieben waren, nahmen sie ihren Weg wieder auf. Auf der rechten Seite führte die Landstraße an ver einzelten Bauernhäuschen vorbei, während sich zur Linken am Waldrande ein schmaler Fußpfad entlangschlängelte. Die beiden Geschwister wählten den letzteren. Es war noch ziemlich früh am Morgen und die Beiden begegneten keinem Menschen. Die tiefe Stille, die über dem Tale lagerte, wurde nur durch das Plätschern eines Baches unterbrochen, der in silberhellen klaren Wellen spru delnd seinen Weg in die Ebene nahm. Ein tiefer Seufzer entrang sich der Brust des jungen Mannes. All diese schönen Gegenden sollte er nun für immer verlassen. Heute war er das letzte Mal mit seiner Schwester hinausgezogen in die herrliche Natur. Kein Wort wurde zwischen ihnen gewechselt. Diese wunderbare Ruhe, die erquickende Luft, das wollten sie hier zum letzten Male voll und ganz genießen. Ja, in dieser schweigenden Natur verspürte man ganz deutlich Gottes Nähe. Nun kreuzte der Wiesenpfad wieder die Landstraße: das Tal breitete sich ein wenig aus, fern im Hintergründe grüßten von stolzen Felsen die sagen haft umwobenen Ruinen eines Klosters, des Oybin, herab. Unwill kürlich blieben die Geschwisterbei diesem erhebenden Anblick stehen. Der Wicsenpfad ging nun in einen etwas breiteren Fußweg über. Überwältigt von der Schönheit der Natur, gingen sie langsamen Schrittes weiter, am Geleise der Bahn entlang, das sie schon nach wenigen Minuten überschritten. Jetzt lag vor ihnen ein kleines Dorf ausgebreitet, wiederum rings von Bergen umgeben. An bemoosten Felswänden entlang schreitend, erreichten sie bald eine hübsche Bank, die geschützt unter einem Felsen stand. Dort machten die Geschwister zum ersten Male Rast. All diese Schönheit mußten sie noch einmal mit ihren Augen und ihrer Seele trinken. Der Himmel war wolkenlos blau; die Wälder mit einem dünnen Nebelschleier bedeckt, den die immer höher steigende Sonne mit Macht zu zerreißen sich bemühte. Nir gends war ein Mensch zu sehen, nur einige Hühner gackerten zu frieden und stolzierten auf den taufrischen Wiesen nach Futter fuchcnd umher. Droben im blauen Äther sang eine Lerche ihr Lied zum Preise Gottes. Auf dem kleinen Bahnhofe des Ortes herrschte wenig Leben. Ein Zug stand dort zur Abfahrt bereit. Ein Pfiff des Zugführers, und langsam setzte sich der Zug in Bewegung. Bald war er den Blicken der beiden entschwunden, und wieder umfing sie die er habene Ruhe und Weihe der Gottesnatur. — Lange, lange saßen sie da, in diesen Anblick versunken. Manche Träne stieg in den Augen des jungen Mannes und feiner Schwester auf. Wie oft hatte er schon auf dieser Bank gesessen und, ergriffen von der Schönheit der Natur, so manches Gedicht niedergcschrieben. Und nun — nun sollte er sür immer von hier, von seiner Heimat scheiden und fern im Getöse der Großstadt sein Leben fristen. Ja, da mußte er mit einem Geibel bekennen: „O Heimatliebe, Heimatlust, Du Born der Sehnsucht unergründet, Du frommer Strahl, in jeder Brust Bom Himmel selber angezündct." .. . Du Lied des Heimwehs, Odyssee! Doch die Schwester mahnte zum Ausbruch, da die Zeit schon ziemlich weit vorgerückt war. Nun ging es hinein in die herrlichen Tannenwälder: begierig sogen die Beiden die wundervolle, reine Luft ein. Bald waren sie an einem kleinen Weiher angelangt, in desfen grünlich schimmerndem Wasser sich die erhabenen Kloster ruinen spiegelten, die sie schon vor längerer Zeit gesehen hatten. Dieser Anblick mutete die Beiden geradezu märchenhaft an. Dort oben die alten Überreste, sie wußten gewiß viel von vergangenen Zeiten zu erzählen, da noch das Raubrittertum in Blüte stand. Aber weiter ging es, immer bergauf, viele alte, ausgetretene Steinstufen empor, durch ehrwürdige, moosbewachsene Burgtore hindurch, bis sie schließlich auf dem Gipfel anlangten. Jetzt konnten sie die herrlichen Bogenfenster gotischen Stiles in nächster Nähe bewundern. Dann betraten sie das Altertumsmuseum, das nur wenige Schritte entfernt war. Dort gab es alle erdenklichen Erinne rungsstücke aus längst vergangenen Zeilen zu sehen. Inzwischen hatte es auf der Kirche, die am Fuße des Berges lag, zehn Uhr geschlagen, und so hielten es die Beiden für geraten, ihre Wanderung fortzusetzen. Rings um den Berg war in die Felsen ein Weg gehauen, den das Paar jetzt beschritt. Bon dort bot sich dem Auge eine herrliche Aussicht. Überall, soweit das Auge