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Ar. 2S Gb-rlausitz-r^i^, itung 255 im Geiste mit mir einen kurzen Rundgang durch die Stadt und vornehmlich durch die alte zu machen. Am Bahnhofe beginnen wir und schlagen die Richtung der Bahnhofstraße ein. Bald bringt uns die Börnerstraße auf den Friedrich-Wilhelm-Platz, und schon stehen wir vor dem ersten Zeugen Laubans einstigerTrutzigkeit: dem klotzigen Brüder turme, der 1318 zum Schutze des damals nebenanstehenden, aber 1554 abgebrannten Franziskaner-Klosters errichtet wurde. Seine 3^ Meter starken Mauern boten allen Stürmen Trotz und behielten bis heute ihre Festigkeit. Hinter ihm erhebt sich die 1703—06 auf den Ruinen des Klosters entstandene Stadlpfarrkirche zumhl.Kreuz. 1760 brannte sie nieder und 53ahre darauf sand die Wiederweihe des äußerlich ziem lich simplen und charakterlosen Baues statt. Sein Inneres ist aber um so vornehmer und geschmackvoller eingerichtet. Die reiche Barockausstattung ist wohl näheren Be trachtens wert. Und weiter. Unwillkürlich schlendern wir die nun folgende Brüder gasse stadteinwärts und gelangen bald, nachdem wir die lustige Durchfahrt des Rathauses passiert haben, auf den Markt, oder besser gesagt: Ring. Welch ein köst liches Kleinstadlbild zeigt sich hier und be sonders von der Südwcstecke her. In des Marktes Mitte ein altertümlicher Gebäude block, an dessen Südseite sich alte Holz bauten mit schönem, überdachten Treppen aufgange schmiegen. Einige Marktbuden, in denen die Hausfrau Quirle und sonsti ges Gerät haben kann, schließen sich an, es ist uns, als sollten alle Augenblicke Biedermeierfrauen im weilen Reifrock und zierlichen Häubchen aus den alten Häusern treten und den Platz beleben. Hinter den Gebäuden steigt der alte schlichte Krämerturm empor. SeinerBergangenheit gedenkend schaut er neidisch nach seinem viel höheren Rivalen hinüber; ist's ein Wunder, von 1228—1539 war er der Ratsturm und die Bürgerblickten ehrfurchtsvoll an ihm empor. Plötzlich wuchsen ihm zur Seite hohe Gerüste empor, sie verschwanden wieder und — das neue Rathaus war fertig; man zählte das 1541. Jahr. Jene Bürger besaßen aber einen großen Kunstsinn, das bezeugen die reizende Renaissancehaube, das reiche Portal und die riesige umrahmte Uhr des Turmes. In des Rathauses Innern finden sich kunstvolle Gewölbe. Bom Markte führt die enge Kirchgasse zum Gymnasialplatze, an welchem das Lyzeum, ein prächtiges Barockgebäude, steht. 1591 wurde es, wie lateinische Inschriften rechts und links des Einganges berichten, vom kur- sürstl. brandenburgischen Kanzler Albinus, einem Laubaner, als Gymnasium gegründet. — Das interessanteste auf dem Platze ist wohl der uralte freistehende Glockenturin, ein Überrest der 1760 niedergebrannten Dreifaltigkeitskirche. 1190, also in der romanischen Periode, entstand er, dies sagen auch die romanischen Rundbogen der Schallöcher, und ist somit das älteste Bauwerk der Stadt. Freilich ward er 1917 pensioniert, denn der Weltkrieg nahm seine Glocken. War es vordem nicht seltsam: hier die Glocken und jenseits des Ringes, am andern Stadtende, das Gotteshaus! Noch einige Schritte weiter und vor uns baut sich die prächtige sandsteinerne, spät gotische, 1859—61 erbaute katholische Dreifaltigkeitskirche auf. Wohl 80 Meter mißt ihr etwas allzuschlanker Turm. Am ganzen Bau steigen elegante Rohziegel pfeiler empor, üm das freundliche Kirch innere zu sehen, passieren wir vorerst einen lauschigen Arkadengang, welcher direkt hineinführt. Welch eine wunderbare ma- gischeLichtfülle fällt durch die langenFenster, schlanke Bündelpfeiler tragen die Gewölbe und zergliedern das Ganze in drei Schiffe. Vom Hochaltar herab schaut eine hl. Drei faltigkeit vom Maler Engert-Prag. — Mit der Kirche in Verbindung steht das ehemalige, 1320 von Heinrich v.Iauer ge stiftete Nonnenkloster Maria-Magdalena, jetzt Krankenhaus, das mit seinen altertüm lichen Gebäuden einiges Interesse erregt. Daß in Lauban infolge der häufigen Brände die Wohnhauskunst wenig be deutend ist, leuchtet wohl ein. Nur noch wenige barocke Überreste halten sich zumeist in kleinen Gäßlein versteckt. Da ist in der Richtergasse ein vornehmes, mit kunst vollem Portale geziertes Barockhaus, in dem seit 1894 die städtische Zieglerschule — Laubans Umgebung ist reich an Tonwerken — ihrHeim hat. — Das Badergässel bringt uns zu einem altenPatrizierhaus, dessen reiches Wappen über dem Tore noch guterhallen und zu gleich durch das in sich tragende Segelschiff verrät, daß einstKauf- leute die Erbauer waren. In der Görlitzer Gasse zeigt eine Haupt fassade in Relief Lauban im 7- jährigen Kriege. Draußen in der Nikolausvorstadl steht die Bür ger- vulgo Waisenhausschule, ein anständigerBaro^kbau von 1717. — Zum Schluffe versäumen wir nicht, die ganze Stadt aus der Vogelschau zu besehen, wozu der nahe, mit Anlagen versehene Steinberg Gelegenheit bietet. Die Frauenstraße hinauswandernd, berühren wir den alten säkulari sierten Friedhof und die für die umwohnenden Dörfler eingerich tete evangelischeKirche„zu unfern lieben Frauen", die aus der zweiten Hälfte des 14. Jahr hunderts stammt, aber 1452 nach der Hussitenzerstörung wieder aufgerichtet wurde. Die letzte 1887 stattgefundeneRestauration übertünchte jegliche mittelalter liche Reste und entcharakterisierte den Bau. Bon hier sind noch