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vpnbo^n Unbenechtigter' Grschei'nt aller 14 Tage Z^rei'/cigs' Dnu<P u.Penlag.Alwin Marx (Inh. Otto Marx) SudlauftHer Nachrichten, Reichenau^Sa. Gesel)ick)te, ^Kunst^l^epatuv' Bl<äitex für^ L?eimaikunöe, Schristleitung und Geschäftsstelle «nEReichenau.Sa. Fernsprecher Nr. 21S 1. Jahrgang Sonntags 25. Juli 1920 Nr. 22 Heimatfahrt nach Kamenz*) dem Kriege hatte sich eine hübsche Sitte eingebürgert. BieleStädte hielten Heimatfeste ab und die Landsmann- schäften veranstalteten Heimatfahrten. Das größte Hei- matsest und zugleich das letzte große Friedensfest war der Sachsentag Dresden 1914 in den Iulitagen. Da kam der Krieg; er brachte diese von echtem Heimatsinn getragene Sitte zum Ruhen. Aber vergessen ist sie nicht. Jetzt beginnt sie wieder aufzuleben. Als erste der Oberlausitzischen Lands mannschaften in Dresden bereitet die Kamenzer Landsmannschaft eine solche Heimatfahrt vor, die am 11. und 12. September statt finden soll. Die Kamenzer in Dresden rüsten eifrig und an der Fahrt wollen sich auch Mitglieder der anderen Oberlausitzischen Landsmannschaften (Bautzener, Bischofswerdaer, Königsbrücker, Großröhrsdorfer, Pulsnitzer, Südlausitzer und vom Wendischen Verein Cornoboh), ebenso von den andern im Heimatbunde ver einigten sächsischen Landsmannschaften beteiligen. Gerade die Vereinigung der Oberlausitzer Landsmannschaften in Dresden hat in ihren MM Grundbestimmungen die Veranstaltung von H / solchen Heimatfahrten vorgesehen. Diese sollen «/MW F? /. nach und nach nach verschiedenen Gegenden der Oberlausitz führen, damit die Mitglieder ihre ' Heimat besser und auss neue kennen lernen. Die erste dieser Fahrten soll also nach Kamenz sein. In Kamenz selbst hat sich für diese Heimatfahrt ein Festaus schuß gebildet, an dessen Spitze als Ehrenvorsitzender Herr Bürger meister Dr. Dittrich steht. Die Vorbereitungen sind im besten Gange und die Stadt Kamenz wird alles tun, um ihren Gästen den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen. Schon jetzt erklingt von dort der Heima.1 Ruf: Zu feiern Wiedersehensstunden, Ruft Euch die Vaterstadt zur Heimatfahrt Und ruft all' jene, die mit Euch verbunden Durch Blut und Sprache und der Väter Art. So kommt, kommt alle freudig her, zu tauschen Freundschaft und Treue mit der Lessingstadt, Und wem hier seligen Erinnerns Brunnen rauschen, Trink jung sich wieder, wenn er lebensmatt. Und weil wir leid- und notgeprüft nicht minder Wie Ihr: Laßt uns getreu zusammenstehn! Darum wie eine Mutter ihre Kinder Will Euch die Heimat einmal Wiedersehn. A. Milde. Die Kamenzer Heimatfahrt am 11. und 12. September d. I. soll ein Volksfest in edlem Sinne werden, getragen vom wahren Heimatgefühl aller Beteiligten. Freude soll walten, innerlich be *) Der Festausschuß, sowie der erste Vorsitzende der Kamenzer Landsmannschaft tn Dicsden, Oberstadtsckretär Hermann Britz, Dresden-Altstadt, Behrlschstraße 451, erteilen gern nähere Auskunft. reichert sollen die Heimatfahrer werden, einmal hinausgehoben über die Beschwernisse des alltäglichen Lebens. Es lohnt sich schon eine solche Fahrt in Lausitzer Gauen, gerade nach solchen Orten, die etwas abseits der ausgetretenen Touristen wege liegen. Auch Kamenz mit seiner schönen Umgebung ist so manchem noch fremd und unbekannt und verdient es, von Freun den der Natur besucht und bewundert zu werden. Die alte Lessing stadt bietet manches Sehenswerte, wovon wir, um nur einiges anzuführen, die altehrwürdige Kloster-oder Wendische Kirche, die Koniferen-, Rhododendron- und Azaicenzucht des verstorbenen Hoflieferanten Weiße, das altertümliche, einst von Mönchen er richtete Klostertor, das Denkmal Gotthold Ephraim Lessings der Kirche gegenüber, das nach dem Brande von 1842 erbaute schöne Rathaus, den Andreasbrunnen auf dem Markte, die alte, ehr würdige granitene Haupt- und Pfarrkirche zu St. Marien, die im 14. und 15. Jahrhundert im spätgotischen Stile erbaut wurde, mit ihrem vielgestaltigen herrlichen Innern erwähnen. Von vielen Stellen der Stadt, so vom Friedhof und vom Schloß berg aus, genießt man kostbare Ausblicke nach dem Herren- und Elstertale und über die Fluren, Hügel und Ortschaften der nächsten Umgebung, bis hin nach den Bautzener Bergen und der Landes krone. Die herrlichste Rundschau aber bietet sich von dem nahe gelegenen, in etwa 20 Minuten zu ersteigenden Hutberg. Da liegt ein liebliches Städtebild zu Füßen. Darüber hinaus schweift das Auge über grünende Gefilde mit freundlichen Dörfern bis zu den dunkelbewaldeten Bergen des Lausitzer Höhenzuges. Nach Nor den hin breitet sich bis an den Horizont die weite, blaue Ebene aus. „Wie ein fernes Meer erscheint unseren Blicken die gleich mäßige Farbe der Heidewälder, in die gleich glitzernden Edel steinen die Spiegel der Teiche gefügt sind." Im Osten über der Stadt sieht man bei klarem Wetter die Königshainer Höhen, rechts davon die Landeskrone, die Notsteine, den Lzorneboh, den Iser- Kamm, den Bieleboh, den Kottmar, den Mönchswalder Berg, die Lausche und den mächtigen Battenberg. Aus unmittelbarer Nähe grüßen im Süden der Hennersdorfer- und der Heiligen-Berg, im Westen der Wüste- und der Walberg, dazwischen der Keulenberg und weiter rechts sogar der Kolm bei Oschatz. Das Hutberghotel selbst, mit anmutigen Restaurationsräumen, herrlichen Veranden und Anlagen, bietet angenehmen Aufenthalt. Hier wird sich auch ein Teil der Kamenzer Heimatfahrt (Konzert und Volksbelustigungen) abspielen. Sehenswert ist das im oberen Teil des Gebäudes liegende Gebirgsvereinszimmer mit seinen reichhaltigen Sammlungen der heimatlichen Gesteins-, Tier- und Pflanzenwelt, seinen Altertümern und vorgeschichtlichen Funden. In solcher herrlichen Umgebung fühlt man so recht des Dich ters Worte : „In der Heimat nur allein Kann ich froh und glücklich sein!" Darum auf, alle Ihr alten Kamenzer, wo Ihr auch steckt, und alle Ihr anderen L ausitzer Landsmannschaften und Freunde unserer Lausitzer Gaue, auf am 11. und 12. September zur Heimatfahrt nach Kamenz. Ad. Ziesche (F. A. Esches-Dresden, Ehrenvorsitzender der Kamenzer Landsmannschaft in Dresden.