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232 Gberlausitzer Heimatzeitung Nr. 20 brausenden Windes, und Staub- und Sandstürme verfinsterten den Himmel. Und noch heute wirkt das alles nach. Denn das Sandkörnlein, das auf dem Rücken der Düne dahinrollt, mißt immer noch still seine kleine Kraft am Stein .... nur dem einsamen Wanderer gegenüber ist sie mitteilsam, ganz wie ihre Bewohner. Die sind auch schlechte Gesellschafter, un interessante Menschen in bunter Reihe, wo gelacht, geschwatzt und getändelt wird. Aber im Stillen, Äug' in Äug' mit dem Fremden, da werden sie mitteilsam und kramen O. Kaubisch-Bautzen. aus dem scheinbar verschlossenen Herzen allerlei Schätze hervor, wunderschöne Dinge, die niemand vermutet hinter dem kalten Blick. Biel Liebes und Schönes hat die Heide dem einsamen Wanderer schon erwiesen, der sich ihr rüstigen Fußes nahte oder mit dem Rade dahinsauste über die gelben, glatten Fußwege, in deren Gras boden blutrote kleine Nelken leuchten, den Hunnenhügeln bei Milkel zu, wo die Eichen im Frühjahr und Herbste ihr schönes Kleid anziehen, wo die Wachholderbüsche noch nicht so todgeweiht verschwinden. Wie einfach sind doch oft die Mittel der Heide, und wieviel schafft sie damit l Diese kahlen Hügel, gleichmäßig im sinkenden Sommer überzogen mit dem satten Biolettrot der Heide, sie beruhigen die Seele. Es ist eine Farbe, die das Herz gefangen nimmt, von der die Augen nicht fort wollen. Kein Haus, kein Mensch in der Nähe. Nur Teiche und nach Süden ganz duftig-blau der Kranz der Lausitzer Berge, bewacht vom finstern Czorneboh, zu dem in grauer Vorzeit der Sorbe ehrfürchtig erschauernd pilgerte, um der Gottheit versöhnende Opfer zu bringen und auf ihre Orakel unter brünstigem Gebete zu lauschen. Ja, die Teiche — kann man sich ohne sie unsere nördliche Lausitz denken? Inmitten der stillen Dünen, ost auch neben den be täubenden, süßduftenden Lupinenfeldern, abseits des Gesummes der fleißigen Immen, nahe oder weiter entfernt von den stillen Heidedörsern, liegen sie da, mit einem Schimmer der Romantik an. sich und in sich. Ich weise bei meinen Führungen gern auf die zwei Arten unter ihnen hin. Die einen, so der prächtige Wochusteich bei Lippitsch, ähneln mit ihrem Rande von roten, ernsten Föhren und gelbem Sande aufs Haar den Grunewaldseen, wie wir sie von Liebermann und Slevogt kennen: düster, ruhig und kühl. Die andern, wie der Deutschbaselitzer Teich, der Milkeler Großleich, die Königswarthaer und Wesseler Teiche, entbehren des schwermütigen Saumes. Knorrige Eichen ziehen ihre Grenzen: lieblicher Laubwald mit feinen Durchblicken schassen eine wohlige Wärme und freudige Töne hinein. Dazu ist jeder Teich von höchstem Reize durch seine mannigfache Brieschko bei Wittichenau. (In der Urstromaue) Der Wanderer trifft im Norden der Lausitz auf Schritt und Tritt Spuren jener gewaltigen Zeiten. Und er wird staunen, wie schön sie jetzt noch sind, vor allem dann, wenn er sie nach ihrem Entstehen würdigen kann. Als ein großes Riesengemälde liegt das Urstromtal vor uns mit seiner überwältigenden Ruhe, mit seiner unfaßbaren Weite. Hier verschwindet der sonst so ge bietende Mensch, allein die Natur wirkt, und durch ihre erhabene Einfachheit drückt sie ihn nieder. Ob man in der weiten Aue bei Wittichenau, bei Buchwalde, bei Milkel steht, ob man die einsamen stillen Heidewälder mit ihren Ginster- und Wachholder- büschen durchstreifen mag, ob man von der beherrschenden Höhe des Dubringer Berges herabblickt, überall wirkt das Weltfremde und Abgeschiedene auf den Menschen ein. Nur darf man in der Heide nicht in Gesellschaft wandern. Die Heide war nie gesellig, Milkel. Dorfstrabe. B. Zillessctt-BautztN. Tierwelt, die er beherbergt. Hoch oben schreien die Möven, schrillt der Sperber, vielleicht auch ein Seeadler: vielleicht schauen wir auch gar einen der vielen Störche, wie er mit langen Schwingen gemütlich seinem Neste auf dem hohen Firste eines alten Hauses im nächsten Dorfe zu strebt. Auf der blanken Fläche aber tummeln sich Bleßenten, die Rohrdommeln, Wildenten, Krick enten und Haubentaucher, die Wasserhühner, Rallen, Möven und Brachvögel, die Schellenten, Steißsüßer, Schwarzhälse, Regenpfeifer u. a. m. Wer kennt sie alle? Da Haschen sie nun nach ihrer Beute, beobachten aber trotzdem den Un bekannten, der auf der Düne am Teiche sitzt, und fliehen entsetzt, wenn er sich erhebt, nach der Seite zu, wo die Berlandungsflora durch ihre vor dringende Pflanzenwelt sicheren Schutz gewährt. Dann ist es denn ein Schlagen und Peitschen mit den Flügeln, ein Krächzen und Schnattern. Und wenn die weißgekräuselten Wellen wieder am Strande zerbrechen, dann kommen sie bald vorsichtig hervor, alle die kleinen und großen Räuber. Wie ost habe ich das am Grotzteich bei Buchwalde, an den Krebaer und Mönaer Teichew beobachten können. (Schluß folgt.)