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Rändern viele, viele Blätter, die in Körben und Säcken ver schwanden. Dein Wasser spendete frischen Trank, nicht weit von dir, noch inmitten des sommerlichen Waldes, hielten wir frohes Spiel. Wir gewannen dich lieb, wen zöge es nicht an einen jungen, eilenden Bach? Du sahst uns vertraut an, kamst ja aus Freun deslande. Seitdem sind bald zwei Jahre verflossen, die leidige Grenzfrage mit ihren Plackereien hielt mich von dir fern. Heute nun nahst du aus einer Gegend, deren Namen nicht mehr deutsch klingt. Was ist in kurzer Zeit mit dir und uns vorgegangen! Wenn wir daran denken, es krampft sich das klagende Herz vor Weh und Schmach in der Brust zusammen. Heute ist Karfreitag, der ernsteste Bußtag der Christenheit, bringe er unserm Volke stille Einkehr und Besinnung. Der Frühling zieht ein auch im Walde. Dorthin kommt er später wie auf Feldes Flur. Die Erlen an den Bachrändern sind noch blattlos, winterlich kahl erscheinen sie dem Auge. Weiden tragen zierliche Kätzchen, gelb und silberweiß, eine Lust für flie gendes Getier. Der Haselstrauch verlor seine Troddeln, starr, wie tot, stehen noch die jungen Eichen da. Doch die Traubenkirsche ist erwacht, auch die Eberesche, ihre Blattknospen öffneten sich und zeigen lustiges Grün. Am Boden leuchten hin und her einige weiße Blüten des Buschwindröschens, bald sprießen Feigwarzen kraut und Dotterblume. Denn laß nur die Sonne Wärme spenden Tag um Tag, so beginnt am Bache ein Grünen und Treiben um die Wette. Ein geschlossenes Blattdickicht bildet sich, unter dem die Wellen verstohlen dahinhüpfen. Schon schießen Forellen schnell unter Steine, sie fürchten meinen Tritt. Dort sitzt klein Rotkehlchen auf einem Fichtenaste und singt heimlich süß sein feines Lied. Die Drossel flötet, Meise und Goldhähnchen wispern, der Buchfink schlägt, und ruft endlich gar der Kuckuck seinen Doppelton, dann zog der Frühling voll am Bache ein. Das Wasser plätschert vergnügt, hat seine Lust am jugendlichen Lenz und hilft ihm bei seinem Schaffen. Früh und abends gibts Frei konzert, all die Sänger stimmen den besten Ton an. — Aber zu bald tritt der Sommer ein. Die reichliche Flut verlor sich, nur wenn ein Gewitter mit vielem Regen naht, dann ist das schmale Bett bald übervoll. Die Wasser rauschen, Sand und Schutt werden an manchen Stellen abgelagert, du kennst den Waldbach kaum wieder, er gleicht fast dem Flusse. Doch das ist nicht von langer Dauer. Die Sonne brennt hernieder, heiß ist die Luft, dürr wird der Waldboden, die Quellen versiegen allmählich, es fehlt an Zulauf, dürftig nur, sommermüde gleichsam, rinnen die Wässerlein, sie sind eine gesuchte Stelle für Mensch und Tier. — Herbsttage kommen. Die Hasel reift ihre zierlichen Nüsse, am Schneeballstrauche glänzen rote Trauben, an den Zweigen des Faulbaums siehst du grüne, rötliche und schwarze Beerlein, allerlei Kost für klein Getier. Bald will sich das Sommergrün verwan deln, eine Frostnacht schafft dem Laube bunte Töne. Dann ists aufs neue schön am Waldbache und ich beneide Jäger und Förster, die oft draußen sein dürfen. Birke, Ahorn, Esche und Zitter pappel, sie zeigen verschiedene Farben, grün, gelb, rot, braun. Aber die Pracht ist nicht von Dauer, starke Stürme fegen den Herbstschmuck herab oder die Blätter sinken am Morgen müde hernieder, Wellen nehmen sic mit auf weite Fahrt. — Deckt dann gar der Winter sein weiß Tuch über den Wald, sendet er scharfe Kälte, so zaubert er am Bächlein feinste Zier. Halme stehen da mit Reif überzogen, sie glitzern im klaren Licht, an manchen Stellen fror das Wasser zu. Kristallklar erscheint das Eis, ein Feenschloß kannst du da und dort gewahr werden. Das Nixlein wohnt darin, es will mit dir reden, seine Wässerchen sind lebendig, sie glucksen und murmeln und rieseln. Stehe still, höre zu, es ist wie im Märchen, sie wollen und können viel erzählen, vernimm, was sie sagen: Wir rinnen und fließen seit Jahrtausenden ohne Rast Tag um Tag. Der Erde Schoß, der uns gebar, sendet uns an der Sonne Licht. Hurtig kommen mir hervor, rasch gehts den Berg hinab. Wir tränken die Wurzeln der Sträucher und Bäume, denn gern sehen mir Wachsen und Grünen. Vertraut sind uns Bogel und Tier. Ins süße Lied mengen wir unser einförmig Murmeln, am Wasserfall klingts wie Orgelton, mit Blatt und Halm treiben wir leichtes Spiel. Steine und Felsen, die uns den Weg wehrten, sie mußten weichen nach langem Kampfe. Wir schleifen sie glatt und runden sie ab. Die weißen Kiesel, wir rollen sie dahin, weiter, immer weiter, zuletzt sind sie ein Nichts geworden. Mit Sand und Kies bauen und schanzen wir und helfen das Antlitz der Erde verändern, willst du uns wehren? Wir sind dir zu flüssig und viel zu viele, unsere Überzahl wird deiner Herr. Denn was wir heute nicht vollbringen, das tun wir im Laufe der Zeit doch. Versperrst du uns den Weg, mit Damm oder Stein, wir bohren und suchen, finden und bahnen einen Durchlaß, zerstören dein Werk mit zähem Fleiß in langem Kampfe. Denn was du erreich test, es ist für die Zeit gebaut, unser Sein währt in die Ewigkeit, Solange die Sonne scheint und Fluten hebt, solange rinnen und fließen wir in einem fort. Wir waren, als dein Geschlecht noch nicht bestand, damals flössen wir wilder und reichlicher. Jahrhundert um Jahrhundert dahin, wir blieben und rannen. Es kam der Urstier, er löschte seinen Durst mit unserm Naß am heißen Sommertag, der flinke Wolf verfolgte den flüchtigen Hirsch, ein Bär riß den stattlichen Eber, der Luchs lauerte auf dem starken Aste des alten Eichen baumes auf das flinke Reh. Er sprang auf das nichtsahnende Tier herab, es ward seine Beute. Dann erschien dein Vorfahr, der Mensch, in Felle gekleidet, er jagte die wilden Tiere alle und rottete sie nach und nach aus, denn er war klügerwie sie. Erfüllte die mächtigen Stämme und baute seine einfachen Hütten, wir sahen das mit au und blieben jung. Baumgeschlechter sanken zur Erde, manchmal von Blitz und Sturm gefällt, junge Bäumlein grünten, wuchsen, erstarkten, uns rührte das wenig. Zu Sommers tagen nahen Jüngling und Maid, sie ergehen sich an unserm kühlenden Rande. Wir hören manch Liebeswort, sehen ein heiß Umfangen, oft erklingt ein innig Lied. Ein einsamer Waldgänger folgt unferm Laufe, er freut sich der Flut, des Wasserfalls. Der Jägersmann auf einsamer Birsch hört unserm Rieseln zu, er sinnt unst träuißt. Heute kommst du zu uns, wir freuen uns dein. Glaube, alles was dich bewegt, es geht vorüber, dahin schwindet Größe und Macht, es wird ein Neues, Besseres. Du kannst dich darauf verlassen, wir wissen es, die ewigen Wasser. Drückt dich Leid, dann eile herbei, der Wellen gleichförmig Spiel, ihr altes und doch immer junges Lied besänftigt dein erregt Gemüt, macht dich ruhiger und gibt neuen Mut zum Kampfe des Lebens. Die Gaben der Allmutter Natur sind nicht nur Brot und Beere und Kraut, »ein auch solche für Herz und Gemüt. Suche und du wirst finden. Waldbächlein, deine Wasser halten ernste Spracht. Ich freue mich, daß ich heute zu dir kann. Könnte ich sein wie du, nicht so vergänglich und nichtig. Unsere Jahre, sie rinnen wie deine Wellen hin zur Ewigkeit und nie und nimmer sehe ich ihre Wiederkehr. Fließe, du lustig Wässerlein, weiter deinen Lauf von Berg zu Tal, mögen alle, die zu dir kommen, finden, was sie brauchen: Schönheit, Lenz und Lied, Frieden der Natur, Ruhe und süßen Trost ins arme zagende Herz. <x. s. Lade, Obcrfri-dcrsdors IMMIMIMMMMMMMMMMMMMHIUMHHlUttUkMlMttMUHIlMIMUMMUlllMMMU Der Grete Sommerglück! Bon MarthaLorenz, Obergurig der Zeit schnittreifer Ähren wars, ich schritt dem Abend entgegen. Die Sonne war farbenhungriger als ich sie je M gekannt. Kein Zauberland kann unseren Sinnen mit bunteren, satteren Farben schmeicheln als der Himmelim Zeichen der sinkenden Sonne, mitten in unseren Bergen, deren Höhen sich mit denen des Böhmerlandes grüßten. Siegend gleißten und glänzten die Sonnenlichter wie leuchtende Funken auf Gipfeln und Zweigen, Blättern und wiegenden Halmen, hin durch durch Schluchten und Dunkelem. Tageskönigin, du botest einen würdigen Abschiedsgruß! Im trunkenen Schauen versunken mahnte mich silbern zitternd das Glöcklein im nahen Doxfe zur Heimkehr. Ein Zweiglein, vom nievergehenden Lichte geküßt, brach ich noch und ich folgte dem Rufe. —Ein kleiner Seitenweg in den Wald hinein, sah ich ihn schon? Ich weiß es nicht, doch er mußte zum Dorfe führen und so ging ich ihn. Die Natur raunte sick Abendgcschichten zu, müde ließen sich ihre Kinder vom wiegenden Lüstchen streicheln, ganz leis, ganz sacht. Hier ein