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überschritten und die Straße nach Neun darf eingeschlagen. Am Buttermilchvorwerk und dem Nordwestztpfel des „großen Teiches" vorüber erreichen wir nach kurzer Wanderung diese bescheidene Ortschaft. Dicht bei Schäfers Gasthaus wenden wir uns rechts, dann schlagen wir bei dem kleinen Teich und der unweit davon stehenden ansehnlichen Linde den links abzwei- genden Fußweg ein. Bald müssen wir wieder links abbiegen und hallen die Richtung aus die vor uns liegende Windmühle fest. Besonders fesselnd sind die fortgesetzt wechselnden Blicke auf unsere Lausitzer Berge. Dann nimmt uns wieder der Wald vorüber gehend die Aussicht, spendet aber dasür den manchmal nicht unwillkommenen Schatten. Wo wir dann wieder das offene Gelände erreichen, grüßt das freundliche und wohlhabende Ditters bach herüber. Das liebliche Bild wird im Norden und Osten durch die klaren Umriffe der Berge zwischen Löbau und Görlitz und der südöstlich sich anschließenden Kuppen umrahmt. Beider stattlichen Dorjkirche halten wir uns rechts und wählen dann den beim Gasthaus „zur grünen Aue" links abgehenden Fuß weg nach dem Knorrberg. Dieser selbst ist allerdings nicht ohne weiteres zugänglich, aber geologisch und botanisch hochinter essant. Aus wohlerwogenen Gründen soll allerdings in letzterer Hinsicht nicht aus der Schule geplaudert werden. Dagegen soll niemand versäumen, den sehenswerten Basaltsteinbruch an der Südostseile zu besichtigen. Man erreicht ihn auf einem im unteren Drittel um den Berg führenden Ringweg. Er zeigt in selten schöner Bertikalschichlung gewaltige hexagonale Säulen der erstarrten Lava. Wir kehren alsdann bis zum letzten Weg zeichen zurück. Bon hier ab war die weitere Markierung aus eine reichlich 3 km lange Strecke in Ermangelung geeigneter Anbringungs punkte teils äußerst schwierig, teils ganz unmöglich. Wir müssen hier sehr gut ausmerken. Der kaum erkennbare Weg führt uns zunächst ein paar Hundert Meter geradeaus, dann ein ebenfalls kurzes Stück bis zum Waldrande rechts. Nun wenden wir uns wieder links. Den nach einer Weile unjern Weg kreuzenden Fahr weg müssen wir in der zuletzt gehaltenen Richtung kreuzen und, unbekümmert um alle Geländehinderniffe, genau geradlinig auf der kahlen Schneise im baumlosen Gelände weitergehen. Nach einer Weile zeigt uns ein größerer Denkstein für den dort von einem plötzlichen Tode ereilten Förster Joses Heidrich, daß wir noch aus der richtigen Fährte sind. Wir hallen die bisherige Richtung unbedingt fest und erreichen schließlich die Straße Burkersdorf—Rusdorf, der wir nach links folgen. Hier bietet sich uns ein reizender Blick auf Ostrltz. Bald kreuzen wir die Zittau—Göriitzer Staatsstraße und sehen nach wenigen Schritten zur Linken den Kalvarienberg, den wir mühelos ersteigen, um den reizenden Blick zu genießen, der sich von dort oben aus das Kloster Marienthal bietet. Der Eindruck ist wirklich ganz überraschend; man könnte sich vor eine der stattlichen Abteien am österreichischen Donauuser versetzt glauben, oder auch in das Märchengelände von tausend und eine Nacht. Am Fuße des Kalvarienbergs liegt die bekannte Kloster- schenke, wo man bei mäßigen Preisen ganz vorzüglich auf- gehoben ist. Die vorangegangene stramme Marschleistung rechtfertigt eine ergiebige Rast, um die verbrauchte Energie wieder aufzusüllen. Hier endet auch die von Htrschfelde durch das Neißelal sührende Berdlndungsstrecke, mittels deren man nach Belieben von dem roten auf den blauen 5-Weg und umgekehrt übergehen kann. Nachdem wir uns hinreichend gestärkt haben, setzen wir unsere genußreiche Wanderung fort und schlagen zunächst die Richtung nach der Haltestelle ein. Unmittelbar hinter der Eisenbahnübersührung wenden wir uns nach links, benutzen zunächst eine kurze Strecke der alten Straße und dann einen rechts abbiegenden, hinter dem lang gestreckten Dorse Rusdorf auf die Höhe sührenden Fußweg. Es wird dadurch der für viele Wanderer vielleicht etwas zu eintönige Weg auf der Dorfstraße vermieden. Es empfiehlt sich, in kürzeren Abständen den Blick rückwärts zu wenden, wo sich über Ostritz und darüber hinaus, namentlich in der Rich tung auf Görlitz, ein ungemein reizvolles Geländebild entwickelt. Auch auf dieser Stelle haben Wegzeichen nur in verhältnis mäßig geringem Umfange angebracht werden können. Es ist wichtig, die eingeschlagene Richtung möglichst solange beizu behalten, bis wir der eisernen Windmühle vonKönigs- Hain ansichtig werden. Diese dient uns alsdann als Richt punkt. Wir schneiden etwa in Höhe dieser Mühle die Staats straße und wählen den wunderbar weichen und schönen Rasenweg, der westlich von Königshain parallel zur Längsachse des Dorfes quer durch den Kapellengrund führt. Er ist sehr adwechslungs- reich und bietet sehr hübsche Ausblicke. Bier eigenartig ge stutzte Linden auf der Höhe, die aus eine große Strecke den Sichtkreis beherrschen, müssen dauernd zur Rechten bleiben. Wo sich zu unsrer Linken die letzten Häuser des Dorfes zeigen, wenden wir uns, an einer kleinen Gedächtniskapelle vorüoer, auf diese zu und erreichen dort die südlichste der fünf Ver- bindungen zwischen Königshain und Maxdorf. Wir folgen der schönen Straße, die in landschaftlicher Hinsicht meiner Meinung nach einen der allerersten Glanzpunkte unserer ganzen Lausitz bildet. Der Ausblick ist auf dieser ganzen Strecke überwältigend schön und wechselt fortgesetzt wie bei einem gewaltigen, wundervollen Kaleidofkop. 3n großartiger Steige rung türmt sich wie auf einer großen, ungeheuren Reliesland- Karte das weite Bergland zwischen Tannenberg und Hcusuder, das Kreibitzer- und Zittauer Gebirge, der Ieschkenzug und das ganze Isergebirge in herrlicher Übersichtlichkeit vor uns aus. Feder einzelne Gipfel, jedes Tal ist deutlich zu erkennen. Es ist ein Bild von überwältigender Schönheit, und wem es vollends glückt, es im magischen Glanze der untergehenden Sonne in sich auszunehmen, der wird sich tief ergriffen vor der unendlichen Majestät der Allmutter Natur, vor den unver äußerlichen Reizen unserer heimatlichen Bergwelt neigen. Wem dieser Anblick nicht zu Herzen geht, dem unglücklichen Geschöpf ist nicht mehr zu Helsen. Uber die Brüderhäuser und Neugersdorf erreichen wir, vom vielen Schauen fast berauscht, den Ort Maxdorf mit seinem freundlichen Kretscham, in dem mir uns umsolieber eine ausgedehntere Rast vergönnen, als man dort in aller Muße sich an dem herrlichen Panorama weiden kann und auch für unser leibliches Wohl aufs beste gesorgt ist. Lobens werte Sauberkeit und zuvorkommende Bedienung sowie ver- haltnismäßige Wohlfeilheit erhöhen die Annehmlichkeiten des Aufenthalts. Bon hier aus senkt sich die Straße und erreicht nach etwa 2 km die Landesgrenze bei Böhmtsch-Wetgsdorf, wo der Anschluß nach dem herrlichen Wltligtal und Friedland hergestellt wird. Wenige Schritte unterhalb des Kretichams steht eine Linde mit einer Aussichtsbank. Hier genießt man noch einmal in durstigen Zügen das Bild der riesigen Gebirgs- kette und hinzu tritt der Ausblick auf einen beträchtlichen Teil Ntederschlesiens. Ich sah im flimmerndem Abendsonnenschein das hochgelegene Neustadt an der Tafelfichte. Den Turm von Schloß Friedland tauchte das scheidende Tages gestirn in flüssiges Gold und Purpur. Friedland! In oer Tat lag wonniger Frieden über dem Lande: „Da verstummt des Alltags Plage, Stilles Glück füllt Herz und Sinn, Und der Geist versunkner Tage Schwebt verklärend drüber hin." Der Waldbach Ein Bächlein hört ich rauschen Die Weilchen lustig springen im frischen, griinen Wald, dahin so schnell, so weit, ich durfte heimlich lauschen ihr Murmeln und ihr Singen dem Ltede, niemals alt. erzählt von Ewigkeit. ^M^^aldbächlein! Seit langem sah ich dich und deine Lebendigkeit nicht. Als ich das letztemal bei dir weilte, führte ich eine fleißige und dabei frohe Kin- derschar in den Wald, die stand in vaterländischem Dienste, es galt Laubheu zu sammeln. Gern weilten wir damals bei dir, du hörtest das Plaudern der lieblichen Mäd chen und sahst dem Treiben der Knaben zu; du gabst an deinen