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freund, der uns am häufigsten besuchte und seine große Esperanto- Bücherei meinen Schülern zur Verfügung stellte. Der hochsinnige Mann wird mir unvergeßlich bleiben. Am 2. Mai 1918 schlug für mich die Stunde der ersehnten Freiheit, ich durfte al? Kranker nach Hause fahren. Der Abschied von meinen Kameraden und Gesinnungsfreunde» war äußerst kürzlich. Aber schon in Omsk mußten wir zwei Tage lang halten, sa man wollte uns zurückschicke». Wieder war es ein Esperantist, der ein Wunder vollbrachte. Wir erfuhren, daß der dortige Gendarmerie- Kommandant Esperantist war. Sogleich war ich mit einem Kame raden, der auch unsere Sprache konn'e, an den Kommandanten ge sandt. Aber welche Verlegenheit! Daß er mit uns in unserer ge liebten Sprache reden konnte, begeisterte ihn so, daß er uns durch aus in Omsk zurückhalten wollte. Erst die Vorstellung, daß wir seine Hilfe auch für viele andere Kameraden wünschten, die auf dem Bahnhofe warteten, erweichte seinen Widerstand, und bald er hielten wir die Erlaubnis, unsere Reise fortzusetzen. Nach zwei Wocken langten wir in Petersburg an, wo die Einwohnerschaft sehr höflich gegen uns war. Wir durften in der prächtigen Stadt spazieren gehen, und auf einem solchen Spazieraanae fand ich aus dem „Newski Prospekt" eine Verkaufsstelle mit Elperavtosachen. Ich unterhielt mich lange mit dem Verkäufer, und viele Barüber gehende blieben stehen und hörten nicht nur unsere Unterredung an, sondern kauften auch sogleich verschiedene Broschüren. Der erfreute Verkäufer lud mich ein, den Esperanto-Verein zu besuchen; aber meine Sehnsucht trieb mich schon nach zwei Tagen heimwärts. Selbstverständlich habe ich nicht ausführlich alles erzählen können, was ich durch Esperanto erlebt habe, was ich in Zeiten und Lagen gefühlt habe, wo das menschliche Leben nichts bedeutete, und ich mich in einem sehr aedemütiqten Zustande befand. Aber gerade in feuer Zeit traf ich Menschen, die mir das Leben so er leichterten, Mensche», welche eigentlich unsere Feinde waren. Muß man da nicht ein treuer Esperantist lein und bleiben, überzeugt von der heiligen inneren Idee unserer Sprache? Das Meisterwerk unseres unsterblichen Samcnhof ist der Schlüssel zum Herzen der Menschen, welche verstehen, daß über jedem nationalen Chauvinis mus etwas Edleres steht: die Menschenliebe. Herzlichen Dank unserem lieben Meister und allen russischen Gesinnungsgenossen, welche mir und meinen Kameraden so viel herrliche und unvergeßliche Stunden verschafft haben, vergleichbar nur mit Sonnenstrahlen, die hinter abzichcndem schwarzen Gewölk heroorbrechcn. UMMUMUMMMMMMttUMMMMMMMMUMUUUMMMUUUMMMMUMUMMMUM Spät! IIMIIIIMMIUMIIMIIUIIIIIIMMMMMIMMMMMIIMMMMMMMIUIIUIIMMNUMUNU» Unerbittlich zieht das Dunkel Sich zur Nacht zusammen. Will den letzten Goldesstreifen Meinen Blicken nun verdammen. Alles schläft im Düster hin. Auch des Flusses Spiegel Grüßt das letzte Abendgold. Nnd ein WolKsnrisgel Heißt die Nacht aufs Weits Land Ihrs Schwingen breiten. Nnd ich hör den kalten Wind Durch den Dergwald reiten. Ssorg Aungo, Ebersbach. Was die Lerche singt ch stehe am Berge und schaue ins Land. Der Frühling läßt sein giün-weiß Banner wehn, Sonncnglanz erfüllt die Welt, mild sächelt die Luft. Uber mir schwebt eine Lerche, nimmermüde singt sie ihr jubelnd Lied. Was füllt ihr Herzchen, wie lautet der Vogelsprache Klang? Hör achtsam zu, du verstehst es wohl: „Ich bin in der Heimat, bin heim, bin heim! Weit weg die Fremde, die tückische, arge. Vergangen die Reise mit Rot und Gefahr. Wie trübtet ihr Wolken der Sonne Glanz, stark braustet ihr Stürme den Weg daher. Wir schwebten und schwebten, wir regten dir Schwingen, nur heim, nur heim. Stunde um Stunde, Tag um Tag, in Eile zum Norden, ans ferne Ziel. Nun ist es erreicht, das ersehnte Land. Da liegt sie tief unten, die heimische Erde, mein Glück im Herzen, bist groß. Liriliri li, so schön wie nie, zur Früh, zur Früh. Auf weiten Gebresten ein voller Tisch. Der Körnlein zu Tau- senden finden wir leicht. Dort Schnecken und Würmchen, gar saftig und weich, ein Kister als Braten wird nicht verschmäht. Die zarteste Zukost in Überzahl, wer zählt oll die Triebe, jung, schmackhaft, so süß? Ein orünendes Blatt beut des Nockttaues Trank, es glänzen die Tropfen wie Glas und Kristall. Der Sonne Strahlen, sie drecken sich bunt im glitzernden Wasser, der Gabe der Luft. Liristr! li, ihr Flatterer alle, es reicht allhie für uns und sie, für uns und sie allhie, allhie. Zu schweben im Äther, es geht so leicht. Das Federkleid deckt und wärmt gar out. Die Flügel aebreitet, hinan zum Licht, im Bogen hinauf, hinaus zur Höh. Des Liede« Töne, sie fluten als Band hernieder zur Erde als bester Gruß. Wie sckön ist die Saat im frischen Grün, dort liegen die Beete des jungen Klees. Der Acker, nach braun und tot und kahl, bald deckt ihn auch des Maien Kleid. Warm ist die Lust, klar flutet das Lickt, die Wolke glänzt im Sonnenstrahl, O Freud und Glück, o Frühlingszeit, zu leben dick gar jung und neu. Liriliri li, o sieh, o sieh, des Höchsten Güte, o sieh, o sieh! Dort in der Furche, verborgen still, ein Heim gebaut zu höchster Lust. Es huschelt fick eng an Erd und Rand, du stehst es kaum hier aus der Höh. Drin ltegen schon, rierlick, glatt und sein, der Eierchen sünf an ihrer Zahl. Mein süßes Lieb, so orau wie Ich, deck still sie zu bei Taa und Nacht! Bald regen sich sackt dann unter dir der Kleinen Herzchen wohlig leicht. Wie sind sie schön und lieb und gut, die Kinderlein, der Eltern Lust. Wie wird das sein, wenn sorgen dann wir werden emsig für ihr Wohl! Liriliri li.hier wohnt das Glück für mich und sie, für mich und sie, so sckön wie hier ists nirgends und nie, in keiner Ferne, die Heimat ist hie, der Himmel auf Erden allhie, allhie." Ich höre und höre. Der Lerche Sans, jauchzend dringt er aus übervoller, kleiner Brust hervor unk trifft linde mein Herz. Hat er nicht recht, der schwebende Vogel? Was sagt sein Lied? Ein Preisgesang ists für Heimat und Lenz, für Jugend und Liebe, für Schönheit und Lust. Wer stimmt nicht mit ibm ein freudig und gern zum Lobe des Besten und höchsten in dieser Welt? G. Lade, Oberfriedersdorf. Ein alter Aberglaube (^m Gespräch — wir kamen vom Kirchgang und mußten, da unser Dors noch keine eigene Kirche besitzt, von Wilthen her durch grünende Felder und blühende Wiesen gehen — kamen wir auf das zeitige Grünen und Blühen. Dabei sagte ein Bekannter aus Kirschau zu einem Landwirt, der mit uns ging: „Nun ist die Stöpsel woche vorbei, nun können die Leute wieder die Kartoffeln legen." Erstaunt horchten wir auf. Da klärte uns der Landwirt auf: Es gäbe nämlich eigentlich zwei Stöpselwochen. Die beiden Wochen, in welche die drei letzten Tage des April und die ersten drei Tage des Mai fielen, hießen so. In diesen Wochen sollten keine Kar toffeln gelegt werden. Mehr konnte er darüber nicht Mitteilen. — Vielleicht kann ein Leser der „Oberlausitzcr Heimatzeilung" darüber Auskunft geben. Zu vermuten ist wohl, daß vielleicht die Wal- purgisfcier, die in hiesiger Gegend noch durch Abbrennen von alten Besen, Holz, Reisig und zu Hrxen gemachten alten Lappen eine gewisse Rolle bei diesem Aberglauben spielt. Man könnte denken, daß die Zeit, in der die Hexen nach dem Brocken zogen, also zu dem Bösen gingen, für das Wachsen und Legen der Kartoffeln eine un fruchtbare Zeit wäre. Wie gesagt, es ist dies nur eine Vermutung von mir. — Sobald ich mehr von solchen alten Sitten und Ge bräuchen erfahre, gebe ich Ihnen darüber Nachricht. G. St. Wir veröffentlichen vorstehende Zuschrift, um damit zu zeigen, in welcher Weise uns die Leser behilflich sein können. Bis jetzt sind wir bereits im Besitz einer größeren Anzahl von Zuschriften, für die wir den Einsendern bestens danken. Sie alle werden nach Schluß der Einsendungen bearbeitet und in der „Oberl. Heimatztg." veröffentlicht werden. Die Schriftleitung.