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-A vvnvorvn Unbei-echkiyten Gi-sch-ini allvv 14 Kcrqv Z^vei'/agE Scstristleitung unö Gescstaftsskelle E >'n"Reict)enau,Sa. lFcrnspnecster Nr. 2IS Bta^tex fül^ L^eimclikunöe.^ ) GescbiLs)te, ^Ku nfk ^i^epcltul" Dnuc? u.Verlag.Alwin Marx (Jnst.OttoMarx) SüölausliAer Nachrichten, Reichens u?Sa. 1. Jahrgang Sonntag- 30. Mai 1920 Ar. 18 Im Ma; Grossväterchen ruckt dis Brille: „Die Welt hat verschlechtert sich l Ich schwieg, denn nur reichere Fülle An Schönem gabs täglich für mich l W W „Wie schlimm sind dis Menschen zu Lands, Mo das alte Gute nur blieb?" Ich stand erstaunt, die ich kannte, Sie waren doch allo so liob! And er seufzte — und schloss seine Lider And nickte — und schlummerte dann. — Ich aber stieg rasch aus den Flieder. Mio man im Mai nur müdo fein kann ! Elisabeth Staude f. Ich fas) zu Grossvaters Füssen Antsrm blühenden Flisderstrauch, Aingsum ein Machfsn und Spriessen, Ein Duften voll Maienhauch. Frühlingsboten unsrer Heimat Bon Martin Brach as alte Bibelwort: „Solange die Erde stehet, soll H nicht aushören Same und Ernte, Frost und Hitze, ) I Sommer und Winter, Tag und Nacht" hat seine Geltung wohl für alle Gegenden unsers Planeten, den tropischen Gürtel so gut wie den polaren Nor den und Süden; aber den gleitenden Wechsel der Jahres zeiten, das regelmäßige Wachsen und Abnehmen des Lichts, der Wärme, das Wiedererwachen und das Absterben der Natur — ein Kommen und Gehen, Arbeit und"Ruhe, Hoff nung und Erfüllung nach unwandelbarer, heiliger Ordnung — keine Zone der Erde zeigt diesen ewigen Rhythmus, diese gleichmäßig abgemessene Bewegung des Jahres so aus gesprochen, so scharf umgrenzt, wie die nördlich-gemäßigte Zone, der auch unsre Heimat angehört. In solchem Wechsel, der so laut predigt, daß alles ver geht, Kummer und Freude, Jugend und Alter, Armut und Reichtum, Ohnmacht uno Kraft, der es dem Menschen sagt, daß auch er nur ein Glied in der Kette alles Geschehens ist, liegt ein unsagbarer Reiz, zugleich ein Antrieb für alle mensch liche Tätigkeit. Goethe sagt einmal: „Alles Behagen am Leben ist auf eine regelmäßige Wiederkehr der äußeren Dinge begründet; der Wechsel von Tag und Nacht, der Jahreszeiten, der Blüten und Früchte, und was uns sonst von Epoche zu Epoche entgegentritt, damit wir es genießen können und sollen, diese sind die eigentlichen Triebfedern des irdischen Lebens. Je offener wir für diese Genüsse sind, desto glücklicher fühlen wir uns." Die Jahreszeiten lassen einem jeden die Abhängigkeit von dem allgemeinen Geschehen empfinden; sie bringen es jedem zum Bewußtsein, daß auch der Mensch sich einzuordnen hat in den Kreislauf der Dinge. Und so fällt diesem reizvollen Wechsel eine hohe erzieherische Aufgabe zu, an erster Stelle, daß er unser Volk immer von neuem hinweist auf das innige Verhältnis zur Natur und ihren Geschöpfen. In diesem Mitleben mit der Natur, in der Freude „an Laub und Gras und Blumen und Waldoöglein, an den langen, lichten Sommertagen und der Hellen, wonniglichen Sommerzeit, in der Trauer um die verwelkten Blüten, die gefallenen Blätter und die in Reif und Schnee erstarrte Erde" spricht sich der jugendliche, unverdorbene Sinn unsrer Voreltern in wahrhaft rührender Weise aus, damals als die Minnesinger von Burg zu Burg zogen und von „Lenz und Liebe" sangen. Aber dieser kindliche Sinn ist doch auch einem großen Teil unsers deutschen Volkes noch geblieben — ein heiliges Vermächtnis aus Uroäterzeit. Mag auch in unfern Tagen die Zukunft noch so trüb erscheinen, diese Liebe zur heimatlichen Natur, wer will sie uns raubenl Aus ihr ziehen wir immer neue Nahrung und Kraft, Freude und Hoffnung. Wär's anders, wir müßten verzweifeln. Schon als Kind schaute ich im Februar emsig aus, ob nicht einer der heißersehnten Lenzesboten zur alten Heimstätte zurückgekehrt sei. Eine heiße Sehnsucht nach unfern lieben Frühlingsboten erfaßte jedes Jahr in diesen Tagen mein Herz. Und endlich kam jener sonnige, aberbitterkalteFebruar- morgen, der den ersten Star wicderbrachte. Kaum hatte ich sein Pfeifen und Schwatzen vernommen, so eilte ich, nur dürftig bekleidet, hinaus in den Garten, den Heimgekehrten zu begrüßen. Was kümmerten wir uns beide um die Kälte! Glücklich der Kleine da oben im Baum auf den bereisten