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Als ich den Frühling suchen ging Tag im späten März. Seit dem Morgen saß ich am Tisch und schrieb, schrieb Nam en, Zahlen, Daten, die das Amt fordert und die so gleichgültig sind und dem, der sich mit ihnen beschäftigen mutz, zeitraubend und lästig. Znrückgedämmt wird der freie Gedanke, müde das Auge, zuletzt gar matt die schreibendeHand. Stumpfsinn waltet, möge der nach seinem Tode noch malen müssen und Listen schreiben in einem fort, der solche geisttötende Arbeiten aufbrachte, das wäre ihm Strafe, aber mehr als recht. Endlich klappe ich verdrossen die Hefte zu, werfe den Federhalter zur Seite, rasch Schuhe an die Füße, einen festen Mantel um, den Hut auf und hinaus, hinaus ins Freie. Wohl decken Wolken den Himmel, ein kräftiger Südwind weht, aber angenehm ist die Luft. Den Häusern im Tale entfliehe ich, es geht auf's Feld. Da rührt sich zwar noch wenig, braun ist die Scholle des Ackers, Winterschutt an mancher Stelle, doch die Herbstsaat ist wach, sie grünt und über ihr trillert eine Lerche. Da vergesse ich Menschenkind und Schaffenskram, das junge Lied ist so fröhlich, lebensfrischer als sonst, zu ihm paßt nicht Mißmut und Ärger. Das Blut rollt rascher in seinen Bahnen, der Schritt wird schneller, die Brust frei, der Sinn froh. Scheint auch die Sonne nicht, es beginnt die im Innern zu lachen, dann wird bald alles gut. An jungen Fichten hin streife ich ins Gebüsch. Neues Hoffen lehren grüne Nadeln und Zweigspitzen. Ein Sprung über den raschfließcnden Bach, drin bin ich im hundertstämmigen Reiche. Riesenbäume, breite Kronen, der Wind singt in ihnen sein Lied, Sträucher, die meisten noch kahl, junge Fichten und Tannen, ge borgen im Schutze der großen Bäume, sie alle grüßen mich wohl bekannt. An den Zweigen der Heckenkirsche ist das erste Grün sichtbar, einer wagt zeitig Auferstehen trotz Nachtfrost und Winter leid. Mögen Frühlingswind und Sonnenschein es gut mit ihm meinen. Bor mir flitzt eine Bogelschar auf. Warnungsrus schreckte sie, lustiges Gezwitscher ist hörbar. Könnte ich ebensoschnell dahin im weiten Lufträume, wie wollte ich selig schweben, fliegen ins Unendliche, sehen und schauen; so haftet mein Fuß ach so schwer an der Erde und nur langsam geht's dahin. Da fallen einige Tropfen, abersie sollen mich nicht stören, meinens auch nicht ernstlich böse. Bald grüßt mich des breiten Teiches wellige Flut, im ver dorrten Schilfe raschelt es eigen. Das muntere Bächlein neben mir plätschert. Es will von seiner Fahrt bis hierher erzählen, allerlei hat es heute schon erlebt. Die Weilchen Hüpfen und spritzen ohne Ruh', ohne Ruh'. So fließt unser Sein dahin Tag und Nacht, es gibt kein Halten, kein Rasten bis zu der Stunde, wo die große Stille kommt. Starke Bäume, die viel erlebt haben, begleiten den dahinschießendcn Fluß. Wild sehen die beiden Ufer aus, sie mahnen an Hochflut und Wogendrang. Flinke Bachstelzen, eben von der Reise zurück, schwingen sich von Stein zu Stein, keck wippen sie mit dem zierlichen Schwänzchen. Sie sind froh nach langer Fahrt, es naht die schöne Zeit des Nestbaus, die Freude der jungen Liebe. Hinein nun ins Dunkel der Fichtenhecke! Stille ringsum, hierher kommt kein Wind, kein Menschenlärm. Wie wohl tut die Ruhe des Waldes! Auf raschelnde Blätter tritt der Fuß, bald wächst ans Moder und Tod junges Leben. Und nun hinab ins enge Tal, links freier Hang, mit Eschen undFichten neu bepflanzt, wo Himbeere und Besenstrauch wuchern, rechts ernster Hochwald, in der Tiefe rauscht das finstere Wasser. Bor mir erschallen Axtschläge. Der Herbststurm warf alte Linden um, ein junger Arbeitsmann rodet und spaltet die festen Stöcke. Er ist mit Freuden bei seinem Schaffen, ich beneide ihn um sein Tun. Am Wasser entlang, unter alten Bäumen hin und dann zur Höhe empor. Droben stehe ich schauend, sinnend, mich freuend. Unter mir ein breites Tal, Haus an Haus, mit Sorgen und Nöten, um mich die Freiheit, die liebe, über mir Gottes weit Gezelt, an dem wohl noch Wolken schweben, aber zwischen ihnen lacht sein Ange strahlend, wärmend, belebend, erfreuend hervor. Vergessen sind Arbeit, des Hauses Enge, der trübe Sinn, dem Herzen ward wohl auf dem Wege, und nun gar die Sonne scheint, weicht alles Böse aus der Seele, Frühlingssehnen zieht hinein und frohes Hoffen. Fand ich den jungen Lenz draußen noch nicht recht, er kam in mein Inneres und spendet Glück. Wer mag ihm wehren? Komm, du junger Gott, mache jung, was alt, froh, was trübe, belebe, was sterben wollte. Dir ist willig untertan alles, was keimt, wächst, fliegt, strebt im weiten Lenzesrevier, sei unser König. N!I!IIIIIIIIIIIIIIIII»I!IIIIIiI!IIIIIIII>INMl»IIIIIIIIlIlIIIIIIIIIIIIMIIII»IIIIIIIMIIIIIIIIIIIIIIWII!»II,I Tollenstein teil ansteigend erhebt sich bei dem Städtchen Georgen- der mit dem Tannenberg zusammenhängende Tollenstein, nnweit der alten Leipaer Straße. Statten wir ihm, seiner Ruine wegen, einen Besuch ab. Den Südeingang beherrschte früher ein viereckiger Turm mit äußerem und innerem Tor. Ein runder Turm in der Ringmauer, dessen Schießlukcn für schweres Geschütz bestimmt waren, beschützte diesen Eingang. Rechts von letzteren lag am Abhange der Turnierplatz. An das Burgtor schließt sich die Ringmauer an, angelehnt an eine fünfeckige Bastei, die früher die Burgkapelle einschloß. Eine zweite Bastei enthielt in ihrem obersten Stockwerk den Rittersaal. Der nördliche Turm ist mit dem steilen Felsen durch Mauerwerk verbunden und schließt auf dieser Seite die Ruinen ab. Dieser Turm ist außergewöhnlich dickwandig und zeigt noch die einstige Einteilung in drei Stockwerke. Das erste enthielt die Gerichtsräume, darunter die Burgveriieße, in denen noch im vorigen Jahrhundert Menschenknochen gefunden wurden. Im Mauerschutte des Burghofes liegen noch erhaltene Gewölbe, einstige Pferdcställe. Wasser erhielt die Burg vom Tannenberg durch eine Leitung. Eine Listerne sieht man noch im Burghofe. Den Namen glaubt man von den Daleminziern ableiten zu können (Dalen-, Dolen-, Tollenstein), die den Berggipfel als Opferplatz benützten. Die ersten uns bekannten Besitzer des Tollensteins waren im zehnten Jahrhundert die Wrschowetzs, die in der Umgegend das Land urbar machen ließen und als Schutz für die Ansiedler ein Wohnhaus auf dem Berge bauten. Da sie sich einer Verschwörung gegen Herzog Jaromir von Böhmen mitschuldig gemacht hatten, wurden sie vertrieben. Ihre Besitzungen verfielen dem Herzoge, der sie einem böhmischen Ritter Berkowetz gab, welcher 1004 von Kaiser Heinrich II. in den Freiherrnstand erhoben worden war unter dem Namen Berka. Die Berkas, auch Berka von Dub nach der Stadt gleichen Namens genannt, erbauten 1087 die Burg Tollenstein. Peter Berka ließ bei Kreibitz die erste Glashütte Böhmens er richten. Ihm folgte Matthias Berka. Er gab in den Jahren 1111 bis 1116 dem Tollenstein Mauern, Türme und Kapelle. Dessen Nachfolger Hinko Berka gründete Hennersdof und baute 1233 in Warnsdorf eine steinerne Kirche. Von ihm fand man noch in den Trümmern der Ruine ein Petschaft mit Wappen und Schrift „Sigul Hinko Berks". Nach ihm kam Chwal Berka, dem alles Land zwischen Leipa und Zittau gehörte und dessen Diener auf einer Bärenjagd den Oybin entdeckten. Dessen Nachfolger, Heinrich Berka II., wurde von König Wen zel II. mit Wegnahme Zittaus, des Tollensteins und anderer Be sitzungen bestraft, da Heinrichs Lehnsmann Peter von Naptiz in Gemeinschaft mit Albrecht von Lomnitz 1303 bei einem von Wenzel II. veranstalteten Turnier einen Grafen von Barby er schlagen hatte. Den Tollenstein bekam die Familie Stratz, die sich dann von Wartenberg nannte. 1310 war Johann von Wartenberg, Statt halter von Böhmen,Eigentümer derBurg.Sein NachfolgerBohus- laus von Wartenberg setzte Kurt von Tannwald als Hauptmann auf den Tollenstein, der unter diesem ein Raubnest wurde. Ganz besonders hatte Zittau von ihm zu leiden, welcher Stadt Herzog Heinrich von Iauer, ihr Oberherr, den Befehl gab, Tollenstein zu zerstören. Am Fastnachtstage 1337 war Kurt von Tannwald zur Feier des Tages nach Tetschen geritten, und die Burgmannschaft feierte