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Ne. N Göerlaufltzev Hölmatzettung 1S1 Würstchen und sauren Fischeln, daneben standen friedlich gefüllte Gläser mit süßer roter Limonade. Viel bewundert wurden die Schießbuden, wo scheinbar schöne Mädchen mit etwas greller aber sehr höflicher Stimme riefen: „Kommen Sie rüber, mein Herr (man höre! mein Herr!), schießen Sie mal!", daß man darob ganz stolz wurde und sicher einmal vorbeischoß. Wo anders priesen Ringkämpfer, die prahlerisch mit ihren Muskeln spielten, Akrobaten und schwebende Jungfrauen ihre nie dagewesenen Kräfte und Künste bis zur völligen Heiserkeit an. Da gab es endlich auch Karussells in Auswahl, hier geschoben, da von einem armen Gaul ge zogen. hier über Berg und Tal, dort durch Tunnel fahrend, für kühne Knaben aber waren die Luftschiffe, wo man bis an die Decke schaukeln durste und den bewundernden Mädchen seine Kraft und Handfertigkeit bewies, indem man mit wahrer Todesverachtung an dem Seil zog, wodurch das Schifflein schließlich bis an die aufgespannte Plane stieß. Nach solch männlichem Beginnen durfte man schon schmucke Bürgermädchen in erster Verliebtheit necken, ja, man miß achtete sogar des würdigen Herrn Direktors Verbot und wagte einen kühnen Schritt zum Tanzboden, wo die Jugend trotz aller ersprießlichen Wärme sich nach lockenden Walzer weisen mit Hingebung drehte. H. Da war ein Lärm, ein Johlen und Dudeln, Rufen, ein Pfeifen und Kreischen, unterbrochen von den harten Büchsenschüssen EU der würdigen Herren Schützen, da war ein Staub und ein Geruch von Sauer und Süß, daß das Herz hatte, was es nur begehrte. In einem Feuerwerk mit Raketen und Leucht kugeln und dem üblichen Kanonenschlag als Punkt klang das Fest gewöhnlich ans. Die stille Nacht deckte alle Herrlichkeiten schweigsam zu. Nur hier und da wunderte sich ein verspäteter Schützeubruder, daß Markt und Gassen und der Mond, der alte treue Geselle, so wunder lich schiefe Gesichter machten, wo es doch Pfingsten gewesen war, märchenseliges Kleinstadtpfingsten III. Als Jüngling verließ ich das Vaterhaus zu weiterem Studium; aber Pfingsten brachte mich immer wieder heim. Biel zu träge fuhr dann der Zug, und nach langer Bahnfahrt litt es mich nicht mehr im Wagen,mein fröhlichesHerzwolltejauchzen, weil die Heimat nahe war, die Heimat in verjüngtem Pfingstschmuck. So verließ ich in der letzten Großstadt den Zug und wanderte das Endstück meines Weges dem Baterhause zu. War es am frühen Morgen, dann gaben mir die Vög lein mit zarten Stimmen zum Geleit eine schöne Wegmelodie. An einem Teiche dehnte ich mich im grünen Grase und hörte dem hundertstimmigen Gepseif und Gezwitscher zu, und je mehr ich lauschte, erkannte ich die einzelnen Stimmen, sehnenden Ruf und freudige Ant wort und ahnte dabei etwas von den tiefen Geheimnissen des Lebens. Mit glücklicher Seele schritt ich dann die Heidestraße weiter, deren weißer Sand im Sonnenglanze leuchtete. Die Tannen und Fichten prahlten mit ihren jungen Trieben und überall war Iugendkraft und Werden, und die Ge danken des Jünglings waren wie die junge Pfingstwelt voller Lust und Seligkeit. Wo die Waldstraße zur Stadt will, stand wartend schon die Mutter, um ihren alten großen Jungen heimzvbringen. O Mutter, da nahmst du mich bei der Hand wi e einst, als ich ein kleines Kind gewesen, da schwatzte mein Mund und erzählte dir in krauser Buntheit alles Geleucht und Gelach des Lebens, ach, und da tat sich des Herzens tiefste Tiefe auf und offenbarte sich dir in innigstem Vertrauen. O meine Mutter! was waren solche Pfingsten schön. Die Festtage verlebte ich gewöhnlich im Heimathause, aber dann zog es mich ins weite Vaterland, zu seinen stillen Tälern, auf seine waldumrauschten Höhen, dorthin, wo singende Burschen bei den Burgen auf den Bergen ihre Feste feierten, wobei sie ihre Liebe zum deutschen Lande in Liedern und Sprüchen schwuren. Wo seid ihr Kameraden und Brüder? Über eure Heldengräber, im Grünen verborgen, geht der Frühlingsmind und rauscht euch Pfingstgrüße aus der Heimat zu IV. Und wieder wollte es Pfingsten werden. Bubenzeit, Schülerstreiche und Iugendlust lagen hinter mir. Da senkten sich düstere Schatten auf das Elternhaus. Die Mutter war krank, schwer krank. Um für sie die besten Arzte zu haben, hatte der Vater in die Großstadt ziehen müssen. Sonnige Maientage kamen. Wir bangten! Die Sonnen strahlen wurden immer milder und wärmer, die Blätter immer grüner. Wir hofften! Da stand ich an einem Ziel meines Lebens. Ich erhielt ein Amt. In derselben Stunde starb meine Mutter. Und wieder war es Pfingsten. Die Menschen putzten sich, die Natur zog ihr Brautkleid an. Man jubelte wie sonst. Da stand ich mitten in diesem Jubel einsam. Auf meiner Mutter Totenbahre spielten die goldigen Strahlen der Pfingstsonne. Draußen war Maienglllck und Maien wonne, und wir trugen die Mutter zur ewigen Ruhe. Noch auf dem Friedhof klagte ein kleines Vöglein Pfingstlied. Liebe Freunde die Trauerweise: „Es ist bestimmt in Gottes Rat, daß man vom Liebsten, was man hat, mutz scheiden!" Da ist aus dem Buben der Mann geworden. kiMlrissmimMmmmrmimillmummttirummmmittrimrummmmmlrrrimnimiurimm Wilhelm Friedrich und die dramatische Heimatkunst Von B r u n o R e i ch a r d (Zittau) ie Frage, ob im literarischen deutschen Schrifttum für unsere I vieldifferenzierte Oberlausitzer Mundart ein Plätzchen vor- / Händen sei, erscheint — oder erschien bis vor kurzem -- im allgemeinen noch nicht ganz widerspruchslos geklärt zu sein. Wir begegnen vielfach der Ansicht, daß unser unzweifel haft etwas sprödes Idiom sich wohl zur Einkleidung humorvoller Episoden und anekdotenmäßiger Kleinigkeiten eigne, aber für größere, ernste und gehaltvolle dichterische Schöpfungen keinen recht passenden Rahmen abgebe. Diese Auffassung findetscheinbar noch eine besondere Stütze in dem Umstande, daß die klang liche Eigenart unserer heimatlichen Laute der Festhaltung durch die Schriftsprache allerdings ziemlich beträchtliche Wider stände entgegensetzt, die aber keinesfalls unüberwindlich sind.