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Gberlaufltzer HeimaLzeitung Nr. IS ISS Gelingt es ihm, nun so kann er irgendwo im Auslande ganz gut leben — non ölet! — und man mutz nach allem, was man bisher über ihn erfahren hat, annehmen, daß es ihm nur darum In der Hauptsache zu tun war.*) Die Schrecken, die er durch seine Gewalttätigkeiten im Vogtland? verbreitete, werden ihm niemals den romantischen Nimbus geben, der den verwegenen Raubschütz KarlStülpner umwob, der in seinen Leben und Taten noch heute wie in frischer und in guter Erinnerung des Erzgebirges und des Bogtlandes, ja im ganzen Sachsenlande als Volksheld weiterlebt. Und wie haben uns einst als Jungen die Augen gestrahlt, wenn wir Karl Stülpner in dem jetzt wieder neu auflebenden Puppen theater über die Bühne gehen sahen! Hölz dagegen war ein Brandstifter und Erpresser, der Geiseln fortschleppte in den März- und Apriltagen des Jahres 1920. Allerdings als solcher hat er auch seine Vorgänger. Wir erinnern uns an Karasek, den berüchtigten Räuber der Lausitz aus dem Ansang des vorigen Jahrhunderts, von dem noch heute allerlei Geschichten dort im Umlauf sind. Auf diese einzugehcn ist hier nicht der Ort. Es sei nur bemerkt, daß er einer der gewalttätigsten und gefürchtesten Räuber seiner Zeit war und noch lange nach seinem Tode suchte man ungezogene Kinder usw. einzuschüchtern mit der Redensart „Karasek kommt!" oder „Karasek mag dich holen!" Zn den Kasematten der „Salomonis-Bastion" in Dresden, wo die schweren Verbrecher des Landes, Räuber, Mörder, Ein brecher und dergl. interniert wurden, ist er nach mehrmaligen vergeblichen Fluchtversuchen um das Fahr 1809 gestorben. Man erzählt, Karasek war ein höchst ungeberdiger Gesellen der Ge fangenschaft, erfüllt von Haß und Wut gegen Gott und Menschen. Jeder, der sich ihm näherte, wurde von ihm mit Fluchen und Ver wünschungen oder durch Anspucken zurückgeschreckt. Selbst dem damaligen Kurfürsten soll es so ergangen sein, der mit der Absicht, den Räuber zu begnadigen, in seine Zelle getreten wäre. Mit Karasek schmachtete eine ganze Anzahl seiner Spießgesellen auf dem Dresdner „Bau" und man berichtet, daß die Österreicher, als sie im Jahre 1809 von Dresden abzogen, auch 42 Baugefangene Mitnahmen, die sämtlich Mitglieder der damals so viel von sich reden machenden Räuberbande des Karasek waren. Weiter wird erzählt, daß Spießgesellen des Räubers aus der Lausitz sogar ver sucht haben, ihn in Dresden aus der Gefangenschaft zu befreien. Seine Bande muß also sehr stark und weitverzweigt gewesen sein. Im Jahre 1715 am 8. März wurde in Dresden der berüchtigte Diebeshauptmann Lips Tullian, der ebenfalls in dem Munde aller Leute der damaligen Zeit war, nebst vier seiner Kameraden auf dem Neustädler Hochgericht geköpft. Die Körper wurden dann noch aufs Rad geflochten, d. h.: gerädert. Es müssen also sehr schwere Verbrecher gewesen sein. Ein Chronist berichtet: „Die Ver brecher wurden durch fünf Geistliche zur Richtstätte begleitet und cs sahen sich diese Exekution mehr als 20000 Menschen an, die aus der Stadt und aus dem Lande herbeigeeilt waren." Die Hin richtungen waren ja damals öffentlich. Diese starke Zuschauer beteiligung spricht dafür, daß es sich bei Lips Tullian ebenfalls um einen berüchtigten Diebes-und Räuberhauptmann gehandelt haben muß, von dessen Taten alle Welt sprach. Übrigens wurden am 3. Zuli und 6. November desselben Jahres noch zwei weitere seiner Genossen und Helfershelfer hingerichtet; der eine wurde gehängt, und der andere, von dem der Chronist meldet, dieser sei „ein getaufter Jude" gewesen, enthauptet. Also auch die Bande Lips Tullians muß eine weitverbreitete gewesen sein. Die an Sachsen grenzenden böhmischen Wälder waren von jeher durch die dort hausenden Räuberbanden berüchtigt und in den Zeiten, als noch das Faustrecht herrschte (wie ja auch jetzt vielfach in gewissem Sinne!), gab es dort sehr viele Naubschlösser (die übrigens auch andere Länder aufzuweisen hatten), beherrscht von gar sehr verrufenen Raubrittern, die sich ihre Räubergesellen hielten, um mit ihnen Einfälle ins sächsische Land zu unternehmen. Das Räuberhandwerk hat immer viel Anziehungskraft für ver wegene Abenteurer und mordlustiaes Gesindel gehabt. So erzählt z. B. die Sage von eincrHöhle in der Sächsischen Schweiz, unwest *) Inzwischen ist 5)ölz bekanntlich hinter Schloß und Riegel gesetzt und die Schlußfolgerungen des Verfassers werden einstweilen wenigstens hinfällig. des Kuhstalls. Diese Höhle heißt noch heute das „Schneiderloch", zu der man erst, nachdem man eine andere einem Rauchfang ähn liche, niedrige durchkrochen, auf einer Leiter gelangt. An einer Wand erblickt man eine große angemalte Schere mit der Unter schrift: Schneiderloch. Hier soll einstein Schneider Nadel unk Schere mit Schwert und Spieß vertauscht haben und unter die Räuber gegangen sein, es auch bis zum Hauptmann gebracht haben, aber schließlich gefangen und dann hingerichtet worden sein. Aber kein Lied, kein Heldcnbuch meldet seinen Namen. Übrigens findet man auch in manchen anderen Gegenden Höhlen und Schlupfwinkel, die noch heute der Volksmund als „Räuber höhlen" bezeichnet. So groß aber auch immer Angst und Schrecken waren, den die Räuber um sich verbreiteten, ihre Anführer erregten stets auch die Neugierde des Volkes über alles, was mit diesen Mordgesellen zusammenhing. Ihr Tun und Treiben interessierte zu allen Zeiten. So entstand jene Räuberromantik, die vielfach in dichterische Phantasie ausariete. Generationen sind seitdem dahingsgangen, aber die Erzählungen haben sich von einer zur andern fortgeerbt und immer noch finden die Räuberromane ihren Leserkreis, trotz dem vieles, was in solchen Kolportage-Romanen den Räuber hauptleuten alles angedichtet wird, mit den wirklichen Verbrechen, die sie begangen haben, nur in losem oder gar keinem Zusammen hang steht. Vielleicht wird es mit dem Fall Hölz ebenso gehen. Gott behüte uns und unsre Nachkommen davor. Ad. Ziesche (F. A. Esche) Dresden. mwwmiwmmmimaodm!mmwmmmiumwmamlwn!ttnmmilttmu»!wmnwnntt Deutscher, ermanne dich! Von Adolph Rud olph-Klotzschc haben manchmal von den Germanen, von den deutschen Recken gehört und gelesen. Wie stimmt damit das gegenwärtige deutsche Geschleckt überein? Als Deutscher ist man stolz auf jene wehr haften Vorfahren. Doch der gegenwärtigen Volksgenossen muß man sich unbedingt schämen. Durch Verrat, Zwiespalt und Saumseligkeit sind wir in das gegenwärtige schmach vollste nationale Elend geraten. Und dennoch könnten wir uns auch heute noch die deutsche Würde und Freiheit wieder verschaffen. Das, was die Anhänger des sogenannten Bol schewismus bei uns in eigener Volksgemeinschaft tun, sollte das nicht möglich sein, unfern äußeren Feinden gegenüber anzuwenden? Ganz gewiß! Würde jeder Deutsche mit wirklicher, mit heiliger Begeisterung gegen unsere äußeren Feinde zu Felde ziehen mit dem Grundsatz: „Siegen oder sterben, kein Gefangennehmenlassen," dann würden wir sie bald zu Paaren jagen. Dazu benötigen wir gor nicht der mancherlei modernen, so kostspieligen und schwerfälligen Kriegsmittel. Auch jahrelange Schützengräbenarbeit erfor dert es nicht. Nur die oft besungene Volksbegeisterung, die Mann für Mann beseelen muß, ist Haupterfordernis. Nächst dem uneigennützigste, befähigte Führer, welche nicht ihre Hauptrolle darin spielen: „Untergebene" geringschätzig zu behandeln, diese für sich wirken zu lassen, in dekorativen Würden und Auszeichnungen zu prangen, hinter der Front Orgien zu feiern usw. Sondern die sich in keiner Hinsicht als höhcrgestelltes und „besseres" Wesen produzieren, die Schulter an Schulter mit jedem andern begeisterten Volks genossen die nationale Ehre, die heimatliche Scholle bis aufs äußerste verteidigen. Aber solche Männer fehlen bei uns im Einzelnen, fehlen in der Gesamtheit. Die wenigen, die es dieser Art geben mag, fänden wohl schwerlich bei den andern Anklang und müßten stetig mit deren Abtrünnigkeit und weiterem Verrat rechnen. Dies aber führt zu Immer weiterer und liefere? Verelendung.