Volltext Seite (XML)
1435 verglichen sich die Wartenberger mit der Lausitz; Sieg mund von Tctschen, der als Haupträcher Nalskos Zittau beson ders befehdet hatte, verbündete sich sogar mit den Lausitzern und zog gegen Hammerstein und Grafenstein, wo er Keuschberg und Wentsch vonDonyn gefangennahm. Zn diesem Zuge hatte er von den Lausitzern hundcrtPferde und zweihundert Trabanten erhalten. Als er aber aus den eroberten Grafenstein seinen Hauptmann Stephan Flech setzte, entstand neue Fehde zwischen ihm und den Lausitzern. Unterdes machte Jone von Donyn Erbansprüche auf Grafen stein und schließlich mit Erfolg, nachdem er Gebiete davon an Johann von Wartenberg und an dessen Freund Myßberg abge treten hatte. Später kaufte Labatsch von Donyn die Herrschaft aus drei Händen. Wentsch von Donyn hatte, vom Grafenstein durch Siegmund von Wartenberg auf Tctschen vertrieben, von seinem Schwager, dem Landvoigte Hans von Polcnz, das Städtchen Königsbrück gekauft, welches er 1440 mit dem Grafenstcin umtauschtc, und so wieder dessen Besitzer war. 1439 war inzwischen auch ein sehr unruhiges Jahr gewesen. Die Söhne Siegmunds fielen ins Zittauer Gebiet ein. Mit Hilfe der Görlitzer wurde ihnen aber ihre Beute bei Grafenstein wieder abgesagt. Der Zittauer Stadtschreiber Johann von Guben berichtet aus demselben Jahre noch folgendes: „1439, Montags nach Ocnli, rannten berittne Räuber in die Zittauer Pflege, Gölfried, Süssing (auch Sützeney genannt), Unwerde, die Anführer, „großer Diebe drei". Zittaus mannhafte Bürger jagte» ihnen nach, ereilten sie bei Grafenstein und »ahmen zwei gefangen, während die andern den Grafenstein erreichten und ihre Zuflucht daselbst in einer Zwingerbastei nahmen. Jene Zittauer Streiter aber nahmen die Bastei mit Sturm ein und brachten alle sieben mit ihren Rossen und ihrem Geräth in die Stadt." Verhandlungen unter den Sechsstädten, den Grafenstein zu kaufen, zerschlugen sich und so vereinien sich 1442 die Sechsstädte mit denen von Bieberstein auf Friedland zum Schutz gegen die Grafensteiner Ruhestörer. Wentsch von Donyn hatte einen Spieß gesellen in Albrecht Berka von Tollenstein gefunden und da die Biebersteiner sich 1444 mit Wentsch verglichen, die Unruhen da durch immer größer wurden, belagerten die Sechsstädte, verbun den mit Schaafgotsch von Greiffenstein, 1448 das Schloß drei Wochen lang und nahmen es ein. Der oben schon erwähnte von Strelitz verkaufte das Schloß wieder an einen Schwiegersohn Albrechts von Donyn. Des Letz teren Gattin vermählte sich zum zweiten Male 1611 mit einem Herrn von Tschirnhaus, dessen Sohn sich wieder mit einer Dohna verheiratete. Dieser, David Heinrich, mußte Grafenstein in der Gegenreformation verlassen; er zog am 3. Oktober 1628 mit dreißig Wagen nach Zittau. 1645 ließ der Schwede Könismark Grafen stein besetzen. 1664 kaufte Graf Trautmannsdorf die Herrschaft. Hauptmann auf Grafenstcin war in dieser Zeit der Ritter Fried rich von Nostitz und Reukirch, wie noch auf seinem Grabstein in Grottau zu sehen ist. 1704 kaufte es Graf Johann Wenzel von Gallas, und so kam es später in den Besitz der Familie Elam- Gallas. 1866 war es einige Zeit das Hauptquartier des Prinzen Karl von Preußen. ttiaiiaiiiiiiiiiiliiiiiuiimiiiiiiiiiiiiiimiiiiiiiimittiiiiiiiiiiiiiiiimimiiiiiiimiiiiiiiiiiinmiiiiiiii Heimwärts Sonnsnball taucht in die Wälder, / /Auf weite Flur strömt Dämmscsche'm, / And auch des Kirchleins goldns Spitze Sinkt nun ins Nbenddunkel ein. Dis Feierstunde ist gekommen. 2m Dorfs bleibt der Webs!» hl stehn. Nom Turme singt der Dbendsegsn. Dis Menschen ssh ich heimwärts gehn. Lsorg Dung«, Ebersbach. Das Räuberunwesen in Sachsen in früheren Zeiten (Bon Hölz bis zu Karl Stülpner, Karaseck, Lips Tullian und anderen) Eine heimatgeschichtliche Studie ^""Hange Kriege und große Umwälzungen haben noch immer ein Uberhandnehmen des Rüuberhandwerks zur Folge . gehabt. Solche Erschütterungen haben ja fast stets die öffentliche Ordnung gefährdet, alle Moral und Sitten gelockert, weil die gesetzmäßige Staatsgewalt versagte. Wäre cs z. B. möglich gewesen, daß vor dem Kriege in Deutschland ein Bandit wie Hölz im Vogtland an der Spitze einer bis an die Zähne bewaffneten Räuberbande Städte und ganze Landstriche beherrschen und drangsalieren konnte? Aber in der Geschichte wiederholt sich eben alles. Aus der Zeit nach dem dreißigjährigen Kriege wissen wir, daß verwegene Räuberhauptmänner auf tauchten, die es aber fast nicht schlimmer getrieben haben als Hölz jetzt im Vogtlande, nur, daß dieser im modernen Stile, mit Autos, Maschinengewehren und Handgranaten arbeitete und seinem verbrecherischen Treiben ein politisches Mäntelchen umhing. Auch ihn umzieht schon eine Art von Räuberromantik, die ihm aber nicht im geringsten gebührt. Die waldigen Gegenden des Vogtländer und des Erzgebirges und die angrenzenden böhmi schen Wälder sind freilich dazu angetan, uns in frühere Zeiten zurückzudenkcn. Wir brauchen garnicht auf die Rinaldo Rinaldini- Geschichten zurückgreifen, oder auf den bayrischen Hiesel oder gar auf den ehemaligen Scharfrichtergehilfen Johann Bückler genannt „Schinderhannes" usw. Unser engeres Heimatland Sachsen hat genug „berühmte" Vorbilder. Vielfach hat man jetzt im Volksmunde Hölz mit Karl Stülpner zu vergleichen versucht. Allein, Stülpner war kein Räuber im landläufigen Sinne, kein Verbrecher wie Hölz. Gewiß, auch Karl Stülpner hatte eine Schar Anhänger und Spießgesellen um sich, aber sein Leben und seine Taten, wie sie uns überliefert worden sind, haben doch ungemein viel sympatische Züge. Eine ihm angeblich zugefügte Kränkung trieb den in Scharfenstcin geborenen Stülpner zum Wildern. Die Geschichten von ihm erzählen auch nicht von einem Räuberhauptmann, sondern von dem kecken Raubschütz. In einer gebirgig-waldigen Gegend ausgewachsen, war ihm der Wald alles. Wild und Wald hielt er vom Herrgott geschaffen für jedermann. Die Leidenschaft des echten Wilderers wohnte in ihm. Blut- und andere Schreckenstaten an Menschen lagen ihm fern, höchstens, daß er den sogen. Reichen eine „Erleichterung" verschaffte. Ja, gewöhn liche Räuber strafte er ganz gehörig, wenn sie ihm unter die Hände kamen. Hat er doch sogar einmal eine Postkutsche, die von räuberischen Gesindel überfallen worden war, von diesem befreit. Dagegen hat er manchem „Grünrock" mit seinen beiden Kumpanen Dolzauer und Herzog, — ob er noch mehr Spieß gesellen gehabt hat, ist nichtverbürgt — einSchnippchen geschlagen. Manchen Maulheld, der auszog, um die auf den für vogelfrei erklärten Stülpner ausgesetzte Prämie zu verdienen (80 Taler für seine lebendige Einlieferung, 50 Taler für den, der ihn nieder schieße), hat er beschämt heimgeschickt. Unzählig sind ja die Ge schichten über ihn, Legenden mit etwas Wahrheit vermischt. Jedenfalls aber steht fest, Menschenblut hat er frevelhaft nicht vergossen. Die Wolkensteiner und Marienberger Gegend war sein Hauptrevier, wo ihm mancher verborgene oder verlassene Bergstollen Unterschlupf gewährte. Mit seltener Liebe hing er an seiner alten Mutter in Scharfenstei», der er trotz aller Gefahren, die ihn umlauerten, wo er sich nur sehen ließ, gar oft Wildpret oder Geld brachte. Und von allen zeitgenössischen Chronisten wird er als ein gütiger Heiser der Armen und Bedrückten ge schildert. Ähnliches versuchen gewisse Phantasten auch schon Hölz anzudichten. Aber dieser ehemalige Kinverklärer und Großsprecher war und ist nur ein abgefeimter Bursche, der, mit einer erpreßten Million in der kritischen Stunde seine Gefährten im Stich ließ und nur sein eigenes Ich zu retten versuchte.