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184 Gbsrlausitzev Heimatzeitung Nr. belehnt, hat er 39 Jahre lang diesen Besitz inne gehabt dis zu seinem am 24. Mai 1620 erfolgten gewaltsamen Tode. In dem ältesten Kirchenbuche von Spitzcunnersdorf befindet sich eine Niederschrift über dieses Ereignis, der wir folgendes entnehmen: „Friedrich von Weigsdorf hatte als Herrschaft dieses Ortes bei 40 Jahren ohne Ehe hausgehalten und mittlerweile einen großen Geldschatz sich eingesammelt. Weil nun solches be kannt, haben sich kurz zuvor Nächtdiebe gefunden, die da im Hin teren Zimmer ein eisern Gitter ausgebrochen und eine gute Post davon weggebracht. Aber am Betsonntage (Nogate) haben sich drei Reiter und ein Fußgänger im Kreischenholze verhalten, bis fs lange sie vermeinten, der von Weigsdorf würde in der Kirche und beim Gottesdienste sein. Nun brächen sie im Hofe ein, finden aber den Herrn samt seinem Diener daheim. Der Diener, solche verlarvet ankommen sehend, vermeldet es. Herr, sprach er, es Kommen vermummte Gäste; darauf er sagte: Laß sie kommen! Sie drungen aber sogleich mörderisch auf den Herrn los, löseten auf ihn die Karabiner, schlugen auch, nachdem er in die Stube gefallen, so lange auf ihn los, bis sie vermeinten, er wäre tot, schleppten ihn aus der Stube bis ins Haus, da denn ihrer zwei einen Erker über der Haustüre erbrachen, das Geld in Säcklein eingepackt zum Fenster herauswarfen. Da aber der von Weigs dorf den Kopf aufrichtete, ergriff einer das auf dem Platz liegende Fleischbeil und machte ihn tot, packten hernach von dem heraus geworfenen Gelde soviel, als die Pferde und auch die zu Fuße tragen konnten, auf, machten sich wieder in den Busch uyd davon. Man sagt, daß sie das meiste Geld in den Kälberteich und Hintern Forsten versenket, erst die Nacht geholet und weggebracht. Da das geschehen, lief das Volk häufig auf den Hof, lasen auf, was die Räuber liegen lassen, gingen auch durchs ganze Haus, nahmen, was ihnen anständig. Es machte aber der Herr Pfarrer dieses Orts Anstalt, daß sowohl die Leiche bewachet, als auch diese Be gebenheit in das Oberamt berichtet wurde, da dann folgends durch die Landgerichte die Leiche gehoben, endlich begraben, die noch vorhandenen Sachen registrirt und ausgezeichnet worden. Es befanden sich aber in dem Keller unter der Stube zwei eiserne Kasten mit Gelde angefüllt, die da 18 Centner sollen gewogen haben, dieses Geld, weil weder Landes-, noch Lehnserben zu finden, dem damaligen von den böhmischen Ständen erwählten Könige, Pfalzgraf Friedrich V., soll zugeschickt und zu teil worden sein. Hat also tit. Herr Friedrich von Weigsdorf ganz ein erbärmliches und mit ihm das ganze Geschlecht ein Ende genommen." Die geraubte Summe wird von dem Zittauer Geschichtsforscher Carpzov (^nalectu V, 297) auf ungefähr 6500 Taler angegeben. Als einen der Mörder aber bezeichnet Carpzov den Richter George Otte aus Obergrund, der auch gefänglich eingezogen worden, aber aus dem Gefängnis ausgebrochen ist. Überhaupt wurde die Untersuchung anfänglich lau und erst später, als die Unruhen jener Tage einigermaßen vorüber waren, ernstlicher betrieben. Nament lich gegen den Spitzcunnersdvrfer Richter Peter Neumann wurde eine scharfe Untersuchung angestellt. Weil er die Gemeinde nicht zur Verfolgung der Mörder aufgeboten und nicht die Sturm glocken hatte „schlagen" lassen, mußte er 200 Taler Strafe an die Kirche erlegen. Dieses Sühnegeld wurde 1624 zu einer Re paratur der Kirche verwendet. Die Güter des ermordeten Weigsdorf, die an die böhmische Krone fielen, hat nach der Flucht des Winterkönigs Friedrich V. der Kaiser Ferdinand II. den Reichs-, Hof- und Appellationsräten Johann Käufer von Warnsdorf und Felix von Rüdinger und dem Geheimen Rate Johann George Gödelmann geschenkt wegen vielfacher Dienste und rückständiger Besoldung. Bald kaufte Felix von Rüdinger (Rüdiger) das ganze Besitztum für sich, indem er 1622 von Gödelmanns Erben deren Anteil, 1625 auch den Kauferschen Anteil erwarb. Dem Ermordeten hat Herr Ulrich von Nostitz auf Hainewalde eine Grabschrift in lateinischen Worten gewidmet, die bei Carpzov a. a. O. abgedruckt ist. Sie läßt den Verewigten selbst den Her gang des furchtbaren Ereignisses schildern und legt ihm am Schluffe Worte christlicher Hoffnung in den Mund, die in deutscher Über tragung etwa lauten: Christus, dir übergeb ich sterbend aus innerstem Herzen das große Gericht: du wirst mein Rächer sein. Du wirst zur rechten Zeit mir geben ein besseres Leben, als die grimmigen Schwerter mir hienieden geraubt. Unterdessen im Grabe will sanfter Ruh ich genießen und erwarte vom Himmel deine Wiederkunft froh. Grafenstein *) Bon Richard Blasius n einem alten Volkslieds heißt es: „Die von Grafenstein kennen wir wohl Mit ihren langen Messern, Sie haben den Zittauern eins getan, Das wolln sie nicht vergessen. Die älteste Herrschaft von Grafenstein, früher auch Grabstein oder Grawenstein genannt, waren die Berka vonderDuba, denen sie aber von Ottokar H. 1264 genommen und dem Burg grafen vonDohna gegeben wurde. Dieses Geschlecht behielt Grafenstein bis 1562, in welchem Jahre es für 300000 Gulden an Georg Mehl von Strelitz verkauft wurde. Ein Herr von Dohna wurde 1342 auf dem Markte von Zittau enthauptet, was die Grafensteiner Familie dadurch rächte, daß sie die Zittauer böhmische Vorstadt verwüstete, aber bei der Neiß- brücke von den Zittauern überwunden ward. Doch wurde diese Fehde wohl mit der Zeit vergessen, denn irn Jahre 1389 schloß der Grafensteiner mit den Sechsstädten ein Bündnis gegen die damalige Landplage des Räuberunwescns, worüber noch folgender Urkundentext existiert: „Burggrave Hinrich von Donyn zum Graffenstein vereinet sich mit Hinczig pflüg von Rabinstein, vogt, auch mit landen vnd steten, wider die rober vnd fgnde. Syttaw 1389 am Tage St. Matthias." Dieser Heinrich v. Dohna schloß auch zu Beginn der Hussiten kriege ein Bündnis mit den Sechsstädten. Da seine Leute 1424 bei Petersdorf den Hussiten einen Wagen mit Heringen entrissen hatten, fielen diese Mordbrenner in die Lausitz ein, besiegten die Zittauer und verwüsteten drei Tage lang die Gegend bei Harthau und Grottau, konnten aber den Grafenstein nicht nehmen. Sein Nachfolger, Wentsch v. Donyn, wurde von seinem Schwie gersöhne, Nikolaus von Keuschberg, einem Hussstensrcunde, ver trieben und flüchtete nach Hirfchfelde. Dieser Keuschberg unter nahm Raubzüge bis nach Seidenberg und Rothenburg. Zittau mußte gegen ihn Görlitz zu Hilfe rufen. Mit Wentsch von Donyn versöhnte er sich bald. Dieser ging wieder auf den Grafenstein und trat in die Futztapfen seines Schwiegersohnes. Im Januar 1433 kehrte er mit einer Herde geraubten Viehes aus der Görlitzer Umgebung heim, wurde aber vor dem Grafenstein von den Görlitzern unter Schaafgotsch von Greiffenstein eingeholt. Im Kampfe fielen sechzig Donynschc Leute, vierzehn wurden gefangen, die andern flüchteten. In das Jahr 1433 fällt auch die Wartenbergsche Fehde. Ralsko von Wartenberg auf Tollenstein hatte sich gegenüber dem Landvogte Thimo von Lolditz verpflichtet, für 400 Schock den Grafenstein einzuantworten, d. h. ihm zur Besatzung ver- holfen. Doch der Wartenberger zeigte sich als gemeiner Verräter. Das Schloß war mit Kriegern überfüllt. Lolditz, der die Zittauer führte, wurde zurückgeschlagen, wobei acht getötet und sechsund zwanzig gefangen würden, von denen drei sich durch eine Zahlung von je 300 Schock auslösen konnten. Die Zittauer fingen den Verräter später und ließen ihn am 21. Dezember 1433 schleifen und vierteilen, was aber wieder der Anlaß zu zehnjähriger Fehde mit den Wartenbergern und den ihnen verbündeten Hussiten war. *) Nach dem „Handbuch der Geschichte von Zittau" von Christian Adolf Pesch eck und den „Raubburgen der Lausitz, Schlesiens und Böhmens" von vr. pkii. Alfred Moschka u.