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Nr. 16 Gberlausiher Heimatzeitung Bundestag der Landfahrer e. V. in Stolpen KMsTandsahrer? Glücklich wieder eine neue Organisation! So höre ich viele sagen, nachdem sie die Überschrift dieses Artikels gelesen haben. Und ich sage: Ja, glücklich eine Organisation der werktätigen Jugend, die ähnlich dem Wandervogel von dem durchaus ernst zu nehmenden Streben getragen wird, mit vielem Alt hergebrachten zu brechen und eine gründliche Lebensreform in Angriff zu nehmen. „Die Natur ist der Iungborn unsers Denkens. In ihr suchen wir Ruhe und Erholung. Aus der Erholung erwächst uns Sammlung zu den Fahrten in das Land des geistigen Reichtums. Wir wollen uns eine feste Lebensanschauung erringen und lernen, nach unfern Über zeugungen tapfer zu handeln. Wir wollen frohe und natür liche Menschen werden, die die Freude am Guten und Schö nen miteinander verbindet." Das sind in kurzen Stricken die Grundgedanken der Landfahrer, wie schließlich überhaupt der sich immer gewaltiger entwickelnden deutschen Jugendbewe gung. Ich weiß, wie gleichgültig sich die Mehrheit der Er wachsenen zu dieserIugendbewegung verhält, ja, wie sie die selbe anfeindet und auch verspottet. Wer aber nur eine Ah nung von dem Geiste hat, der in den Zeitschriften und den Bünden der Jugendbewegung weht, wer Gelegenheit hat, die prächtigen Jungen und Mädels kennen zu lernen, die sich in den verschiedenen Iugendbllnden zusammengefunden haben, der wird den unerschütterlichen Glauben gewinnen, daß nur diese Jugend berufen sein wird und sein kann, den Wiederaufbau unseres Volkstums in Angriff zu nehmen. — Zu der Tagung sanden sich bereits am Ostersonnabend eine größere Zahl von Wandergruppen in Stolpen ein und erhielten zum größten Teil gastliches Unterkommen im Stadt gut, denn der Landfahrer ist genügsam. Mit einem Lager im Stroh oder Heu ist er zufrieden. „Härte dich ab!" wild wohl schon längst gelehrt, aber nur wenige brachten bisher diese wichtige Gesundheitsregel zur Ausführung. Die Landfahrer tun es. Es war eine Freude, Jungen und Mädel in ihrer schlichten, leichten Kleidung zu sehen, die trotz ihrer Einfach heit häufig einen feinen Geschmackssinn verriet. Barhäuptig, frei um den Hals, manche sogar barfuß, tummelten sich alle auf der großen Wiese am Stadtgut. In der Frühe des Oster- tages strömten die verschiedenen Gruppen mit ihren Wim peln mit dem Silberreiher auf blauem Grunde durch die noch schlafenden Gassen des stillen Städtchens nach dem Marktplatze, wo sie Paul Münch, Handelsschuloberlehrer aus Leipzig, als Bundesvorsitzender begrüßte. Paul Münch, ein Großschönauer Kind, als väterlicher Freund der Jugend in ganz Leipzig bekannt, richtete in vollendeter Form Worte an die Jugend, welche aus warmem Herzen kamen und zu Herzen gingen: „Ihr besitzt das Schönste, was das Menschen leben kennt, die Jugend. Bewahret sie in der Reinheit, die ihr gelobt, und die Morgenröte besserer Tage wird unserm armen Volke leuchten." Darauf folgte die Besichtigung der Ruine der einst neun türmigen, auf dem gewaltigen Basaltkegel gelegenen Trutz feste Stolpen unter Führung des alten Kastellans mit dem jungen Herzen. Die Ostersonne lachte vom tiefblauen Him mel herab auf Iungdeutschland, die Dohlen flatterten um die alten Türme und die Schilderung des Kastellans zau berten Schloßkapelle und Fürstensaal um uns, in die die barhäuptigen Landfahrer mit Laute oder Geige wahrhaftig bester paßten als ein neuzeitlicher Modefe; mit hohem Kragen und Stöckelschuhen. Nach dem selbstbereiteten Mittagsmahl, das die meisten, aus der Wiese des Stadtgutes lagernd, aus ihren mitgebrachten Eßgeschirren zu sich nahmen, strömten Alt und Jung des Städtchens Stolpen hinaus nach dem Stadtgut, wo die Landsahrer ihr Osterfest mit einem köst lichen Fastnachtsspiel von Hans Sachs, Scherzen und aller liebsten wiedererstandenen Volkstänzen feierten, die mit ihren Gesängen meist scherzhaften Inhalts geradezu er quicken. Für den Abend waren Wettgesänge in der Burg ruine vorgesehen. Golden stieg der Mond herauf, und die Sterne funkelten, als die Horden- und Einzelgesänge durch die Nacht erklangen. Es war eine seltene Weihestunde. Alte Volkslieder, zum Teil mündlich überliefert oder aus dem Zupfgeigenhansl und anderen Sammlungen, die wir der Jugendbewegung verdanken, mit ihren ost schwermütigen Weisen wurden zum Teil mit geradezu künstlerischer Lauten- und Geigenbegleitung vorgetragen. Auch die sehr stark ver tretene Zittauer Ortsgruppe errang sowohl im Horden- als auch im Einzelgesang einen Preis. Ganz Vorzügliches aber leisteten die Leipziger und Berliner. Am Ostermontag sollten noch Wettkämpfe im Laufen, Springen, Speerwerfen und Ballspiel stattfinden. Sie muß ten leider wegen des heftigen Regens ausfallen. So vertrieb man sich in der schönen neuen Turnhalle die Zeit mit Spiel und Tanz, nachdem vorher in einer geschäftlichen Sitzung ein stimmig beschlossen worden war, dem Älkohol- und Nikotin genuß endgültig zu entsagen und politisch neutral zu bleiben. Erfrischt und gestärkt, mit neuer Lust zu werktätiger Ar beit gingen dis Gruppen mit einem kräftigen Heil und dem stillen Versprechen auseinander, immer weitere Kreise der deutschen Jugend für den als richtig erkannten Weg der Lebensreform zu begeistern. O. K. Friedrich von Weigsdorf der letzte seines Geschlechts auf Spitzcunnersdorf ch 24. Mai 1620 Vm Rudolf Tzschaschel (TXas Dominium Spitzcunnersdorf war vor der Übergabe der I Lausitz an Sachsen (30. Mai 1635) lange Zeit ein Lehen (keucium, benekicium) der böhmischen Krone. Die damit beliehenen Besitzer waren daher dem Könige von Böhmen zu unverbrüchlicher Treue verpflichtet. Unter der langen Reihe der Herren, denen das Dominium Spitzcunnersdorf erbeigenlümlich gehörte, ragen in vergangenen Jahrhunderten die Herren von Weigsdorf hervor, die dasselbe 144 Jahre lang, 1476 bis 1620, in ununterbrochener Reihe zu Lehen trugen. Bereits im Jahre 1421 wird Hans von Weigsdorf als „zu Cunnersdorf gesessen" erwähnt, aber erst das Jahr 1476 brachte das Dominium dauernd,und zwar nahezu 1 '/-Jahrhunderte, in den Besitz der Familie von Weigsdorf. Heinze von Weigsdorf, Friedrich von Weigsdorf, die Brüder Georg und Hieronymus von Weigsdorf und Friedrich (junior), der Sohn des Hieronymus, haben nach einander Spitzcunners dorf besessen. Eine besondere Wohltäterin der Kirchgemeinde Spitzcunners dorf war die Witwe des um 1561 verstorbenen Hieronymus von Weigsdorf, Sibylla geb. von Raussendorf, die der Kirche in den Jahren 1561 und 1563 zwei Glocken schenkte. Diese sind längstnicht mehr vorhanden, gleichwie auch die Kirche, der sie verehrt wurden, und in der die damalige Gemeinde sich zur Erbauung versammelte, längst einer anderen, größeren und schöneren hat Platz machen müssen. Sie wurde im Jahre 1712 abgebrochen. Die neue Kirche, die noch heute der Gemeinde dient, wurde au derselben Stelle erbaut. Der Sohn dieser Wohltäterin, Friedrich von Weigsdorf, hat ein tragisches Ende genommen. Im Jahre 1581 mit Cunnersdorf