Volltext Seite (XML)
andere die Knaben auf die Dörfer oder in die Berge. Sechs Pfennig mußte jedes Kind für die obligate Semmelmilch bezahlen. Diese Ausflüge erfreuten sich großer Beliebtheit, fielen aber später teilweise wieder weg, weil die größeren Mädchen den Besuch öffentlicher Orte vorzogen und sich schämten, mildem Lehrer im Zuge durch die Stadt zu gehen. Den Gesangsunterricht erteilte ab 1814 der Musik- und Gesangslehrer Blesky für 6 Groschen die Stunde. Am Schlüsse des Sommerhalbjahres fand auch vor zahlreicher Versammlung die erste öffentliche Prüfung statt, die mit großer Teilnahme seitens des Publikums verfolgt wurde. 1816 wurde Barbarossa, welcher inIfferten bei Pestalozzi einen Kursus in der Elemeutarzcichenkunst gemacht hatte, mit dem Zeichenunterricht versuchsweise beauftragt. Ostern 1817 ward, damit die „edle Weiblichkeit der erwachsenen Schülerinnen nicht leide", die erste Klasse nach Geschlechtern getrennt; das war durch den Eintritt desKandidaten Handrick ermöglicht worden. Allerdings mußte die erste Mädchen klasse in die Wohnung Bornemanns auf der Schloßstraße verlegt werden, wo sich bereits die 3 Lehrzimmer der ver einigten Bürgerschulen befanden. Die Nachmittagsstunden wurden jetzt zu Handarbeitsunterricht benützt, in" welchem Frau Bornemann Stricken, Nähen. Sticken und Zuschneiden von Kleidern nach genommenen Maßen lehrte. Auch hierbei wurde auf Ruhe und Ernst gehalten und französische Unter haltung sowie Vorlefen, das sich eingebürgert hatte, gänzlich untersagt. Gewöhnung an Arbeit und nützliche Tätigkeit mit „süßer Belohnung des Fleißes" waren Zweck der Stunden. Das monatliche Honorar bei täglich 4 Arbeits stunden betrug 16 Groschen. Es fanden sich sogar erwachsene Teilnehmerinnen zu den Kursen, sodaß erst Bornemanns Schwägerin und später Fräulein Kindermann als Gehilfin eintrat. Ausstellungen der gelieferten Handarbeiten fanden mangels Besuchern nicht statt. In der ersten Knabenklasse, die nun nur noch 12 Schüler zählte, ward nach der Konstruktionslehre von Ladomus geometrische Formenlehre erteilt. Ende 1817 wurde auch ein Zeichenlehrer aus Ifferten gewonnen namens Senn. Bei freier Wohnung und monatlich 12 Talern war ihm bei dem Mangel eines tüchtigen Zeichenlehrers in Bautzen auch viel Gelegenheit zu bedeutendem Nebenv rdienst gegeben. Ostern 1818 wurde eine vierte Klasse eingerichtet. Latei nische Stunden erteilte der zweite Lehrer am neuen Seminar, Pötzschke, von Michaelis August Böhland, der zugleich an der Bürgerschule tätig war. 1819 entstanden 5 Klassen in der Privatschule. Senn ging nach Dresden; das Zeichnen übernahm der damalige Seminarist, spätere Rektor in seiner Vaterstadt, Kretschmer aus Ostritz. Aber schon im Laufe des Sommers trat an seine Stelle der Freiherr von Gersheim. Seit 1820, wo Zehmc, wie schon angeführt, nach Bunzlau ging, war Bornemann wieder alleiniger Leiter der Privat schule. Feder Nebenlehrer erhielt nun ein für alle Riale für jede Stunde 6 Groschen. Nach vorübergehenden Vikariaten seitens des Kandidaten Dietrich übernahm Kandidat Winkler endgültig die Zehmesche Stelle und bewährte sich vor allem als Elementarlehrer. Der Gesangslehrer Blesky, der wegen Krankheit niedergelegt hatte, wurde erst durch Seminaristen und schließlich durch Johann Gottlieb Dressier ersetzt, der eben seine theologischen Studien in Leipzig be endet hatte. Gegen 200 Taler hielt er 20 Stunden, teils Gesang, teils andere Fächer. Barbarossa trat übrigens nach einem Zwist mit dem Direktor aus dem Lehrerverband aus, sodaß Winkler den ganzen Rechenunterricht, der das Haupt fach des Ausgetretenen war, übernehmen mußte. Im Gegensatz zur Arbeit in der Bürger- und Armen schule war es hier in der Privatschule möglich, den Kindern Hausaufgaben zu erteilen, da die Eltern auf gute Erledi gung derselben hielten. Im Religionsunterrichte wurden viele Sprüche, Lieder und Psalmen gelernt. Im Latein galt es die noch heute üblichen Vorbereitungen zu treffen; in der deutschen Sprachlehre wurden wöchentlich Arbeiten verlangt. Alles Korrigierte mußte daheim noch einmal abgeschrieben werden. In den Realien wurden Werksätze auswendig ge lernt, im Rechnen Aufgaben des häuslichen Lebens ge sammelt und mitgebracht, um gemeinsam erledigt zu werden. Naturzeichnen wurde wenigstens versucht. Faulpelze, die übrigens selten waren, mußten über Mittags!) nacharbeiten. Zensuren wurden unter die Arbeiten gesetzt, die Plätze wurden nach Würdigkeit bestimmt. Die Schule war über haupt nicht oft genötigt zu strafen; der Lehrer erschien mehr als Freund und Vater und beim Unterricht herrschte froher Wetteifer. Prüfungen und Versetzungen fanden wie in der Bürgerschule statt, wobei der Nachdruck auf gründliche Religionskenutnisse gelegt wurde. Mit gewissem Erstaunen wird man in den Darlegungen Borncmanns erkannt haben, wie ähnlich die Verhältnisse unserer Zeit sind. Da ist die Scheidung nach Begabung, die Erkenntnis der Notwendigkeit wöchentlicher Spielnach mittage, die Betonung des Arbcitsunterrichtes und die Not wendigkeit einer ausreichenden Lehrerbesoldung, die damals wie heute noch die Geister, die es mit der Schule gut mein ten, bewegten und in Erregung setzten. Und überlegen wir, mit welchem beispiellosen Eifer und Geschick Bornemann seine Aufgabe in Angriff nahm und löste, soweit es nach den traurigen Verhältnissen möglich war, dann müssen wir dem alten Schulveteran nur höchste Hochachtung zollen. Übrigens hat sich ja seine Dreiteilung der Schule in Waisenhaus-, Bürger- und Privatschule bis in die neueste Zeit erhalten unter dem gleichen Namen der ersteren, wäh rend die Privatschule höhere Mädchen- bez. Vorbereitungs schule genannt wurde. Was würde er mit seinen 5 Lehrern in ärmlichsten Schulstuben, mit seinen wenigen und schlechten Anschauungsmitteln, mit seinen mäßigen Lehrbüchern zu den Schulpalästen und Unterrichismöglichkeiten unserer Tage sagen ? Manches würde ihm gewiß gefallen; aber wer weiß, ob er nicht bei dem und jenem sein ehrwürdiges Haupt schütteln und sprechen würde: „Vor 100 Jahren waren die Verhältnisse in meiner Schule in manchem doch noch ein wenig angenehmer!" Hag mir? Gag mir, lag: Steht noch die aite Weide an dem Bachesrand; Von uns beiden märchengruslig Knujperhexe zubenannt 1 Gb wohl in der Linde wieder Eine Ämsel heimlich baut Wie zur Zeit, da wir vom tust'gen Sitz ins Land hineingslchaut? Kläsjt des Nachbars Spitz noch immer Nach der schwarzen Katze hin? Du und ob aus Müllers Wiese Schon die Himmelschlüssel blühn 1 Gerhard!«»? Fleck. AMWDMOWEMEtELTEPITtKELElGWGWGEWMKEiZ»