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Nr. 16 Gbsrlaufltzer Heimatzeitung Büchern. Zumpe fertigte dafür ein doppeltes Alphabet der Groß- und Kleinbuchstaben zum Aufhängen in den Elemen- tarklassen; ferner wurden noch Karten von Deutschland und Palästina und eine kleine Mineraliensammlung durch den Zeichenlehrer von Gersheim geliefert. Kleinere Bedürf nisse. wie Schwamm, Kreide und Tinte bezahlten die Kin der gemeinsam mit se einem Dreier. In den monatlichen Konferenzen entstand ein pädago gischer Lesezirkel; durch einen jährlichen Gesamtbeitrag von 3 Talern wollten sich die Lehrer die Mittel zur Weiterbil dung in lüerm verschaffen. Der Bischof und andere Stadt größen unterstützten die Sache. Da weder das Wellersche Iournalistikum, noch der Broschüren- und theologische Lese zirkel bestanden, konnte infolge großer Beteiligung der Bei trag auf 2 Taler vermindert werden. Einen Winter bildete sich sogar eine pädagogische Abendgesellschaft, wo Schriften vorgelesen und besprochen wurden. 1825 verließ Dietrich die Schule, um als Rektor nach Meißen zu gehen. Eine Vermehrung seiner Einkünfte um 50 Taler war abschlägig beschieden worden. An sein? Stelle ward der Sohn des Sekundarius Stöckhardt gewählt, der sein Amt aber wegen Krankheit garnicht antrat und bereits Pfingsten starb; sein Stellvertreter Winkler übernahm sein Amt. Im gleichen Jahre ging die Schulstube am Fleischmarkte durch Verkauf des Hauses verloren. Man fand Ersatz auf der großen Brüdergasse im Schmidtschen Hause eine Treppe hoch Allerdings hatte das Zimmer nur zwei Fenster nach Norden, die in einen tiefen, schmutzigen Hof sahen; es war außerdem feucht. Da es nur für 50 Kinder reichte, wurde die Elementarklasse dorthin verlegt! Der Direktor übernahm Heizung und Reinigung des Zimmers. Der Gedanke einer Sonntagsschule zur Fortbildung des in der Schule gelernten tauchte zwar auf, schien dem Direk tor aber bei den Schulverhältnissen überhaupt verfrüht. Außer dem waren die Lehrer mit Nebenstunden zwecks Einkom menerhöhung so überlastet, daß sie keine Lust hatten, umsonst ihren einzigen völlig freien Tag zu opiern. Ihre ganze Kraft widmeten sie der jetzt langsam wieder aufblühenden verei nigten Armen- und Bürgerschule. Wie war dieselbe um jene Zeit eingerichtet? Sie zählte in 4 Klassen 197 Kinder in 4 Lehrzimmcrn. Hauptunterrichtsgegenstand war natürlich Religion mit wöchentlich 5 Stunden. Auch Schreiben mit 3 Stunden wurde eifrig gepflegt. Dagegen fehlten Zeichnen und For menlehre, weil die Geschlechter noch ungetrennt waren und die Mädchen dieses Unterrichts nicht bedurften. Entlassungen fanden am Schlüsse jeden Halbjahres in feierlicher Weise statt. Zu der öffentlichen Prüfung vor Pal marum wurde im Wochenblatte eingeladen. Im größten Zimmer wurde jede Klasse einen halben Tag lang geprüft. 10 Minuten nach Schlag begann früh und nachmittags der Unterricht und endigte gleichermaßen. Gebet und Gesang eröffneten die Arbeit. Aller wichtigen Begebenheiten, wozu auch der Geburtstag des Lehrers gerechnet wurde, ward in längerer Rede gedacht. Wegbleiben von sonntäglicher Kin derlehre wurde als unentschuldigtes Versäumnis angerechnet. Nach hohen Festtagen mußte die gehörte Predigt als Wochen arbeit nach genauer Disposition ausgearbeitet werden. Beim Austritt des Kindes aus der Klasse wurden sein Betragen und seine Leistungen zensiert und in das Schulversäumnis buch eingetragen; in die Hand bekamen die Kinder keine Zensurbücher oder -zettel. Ferien wurden gehalten: Weihnachten vom Thomastag bis zum 1. Januar, Ostern vom Anfang der Karwoche bis zum Tage nach dem Feste, Pfingsten die Festwoche. Die großen Ferien dauerten zwei Wochen, zu Michaelis waren 3 Tage frei zur Aufnahme neuer Schüler. Außerdem war an jedem Jahrmarkt Montag und Dienstag schulfrei, dazu Kirmesmontag und Fastnacht. Die gesamte Einnahme der Schulkasse aus Schulgeldern, Stiftungen und schon genannten Quellen betrug damals 980 Taler und 4 Pfennig. Da die Ausgaben — Lehrerbesoldung, Mietzins, Einsammlung des Schulgeldes, Fertigung der Rechnungen und Ausbessern der Bänke 1062 Taler 14 Gr. beanspruchte, ergab sich ein Kassenausfall von 100 Talern. 1200 Taler betrugen die Schulgeldreste, da eine große An zahl wohlhabender Eltern nur die Hälfte oder garnicht be zahlen wallte. Die Lehrergehalte mußten daher durch einst weilige Vorschüsse aus anderen Kassen gedeckt werden, und das war gewiß kein erfreulicher Zustand, der den Herren viel Feindschaft seitens unvernünftiger Bürger eintrüg. — Kinder gebildeter Eltern hatten sich schon 1812 zu einer Privatschule zusammengeschlassen, welche solchen Anklang fand, daß die übrigen 5 Sammelschulen bis auf eine ein gegangen waren. Infolge der Unterstützuna der Lehrerarbei durch Haussteiß der Kinder und Unterweisung der Eltern, stand jede Klasse dieser Privatschule eine volle Stufe höher als die gleiche Klasse in der Bürgerschule. Freilich erleichterte die geringe Schülerzahl — in der ersten Klasse waren nur 20 Schüler — die Schularbeit bedeutend. Bornemann sorgte auch ständig durch Erweiterung der Unterrichtsgegenstände und Heranzug neuer Lehrkräfte für eine Verbesserung dieser Schule. Mit 16 Kindern hatte er 1812 im Priberschen Hanse am Fleischmarkte zwei Schulklassen eröffnet. Der schon ge nannte Kandidat Domaschke war sein Gehilfe, mit dem er sofort einen Lehrplan aufstellte. Nur nach dem Alter waren die Kinder getrennt. Alle mußten von vorn anfangen, in den Elementarfächern, in den Realien, dann aber auch im Lateinischen und Französischen. Das letztere fand seine Be rechtigung in den Zeitverhältnissen; übrigens hörte es nach Vertreibung der Franzosen von selbst auf. Der damalige Stenerkalknlator Gaspers hatte diesen Unterricht erteilt. Da der Unterricht in der öffentlichen Schule vorging, begann der Unterricht in der Privatschnlc täglich um 9 oder 10, nachmittags nm 3, Sonnabends aber, da ja dort schul frei war, um 8. Die beiden Lehrer standen also von 7—12 und 1 -5 im Tagewerk. Für diese Anstrengung hatten sie nicht die geringste Entschädigung; denn das eingehende Schulgeld reichte nicht einmal zu, um die Gehälter der Neben lehrer im Schreiben und Zeichnen, dazu die Ausgaben für den eigentlichen Schulbetrieb zu bestreiten. Darum erteilte Bornemann noch täglich (N abends von 5—7 Unterricht an 4 erwachsene Mädchen, welche 8 Taler monatlich zahlten. Mit diesem Gelde und den Weihnachtsgeschenken der Eltern kam man wenigsten ohne Schulden aus. Magister Zehme, der an Iuhrs Stelle eingetreten war, fühlte sich den großen, unentgeltlichen Anstrengungen nicht gewachsen. Es erfolgte daher eine Verminderung der Klassen stunden, außerdem ward das Schulgeld erhöht. Die Privat stunde im Lateinischen kam auf 6 Groschen. Außerdem mußten die Schüler noch Holz- und Lichtgeld bezahlen. Michaelis 1813 gründete Zumpe eine Privatschreibschule und trat als Nebenlehrer aus. Im gleichen Jahre wurde eine eigene Wohnung mit drei Schulstuben und einem klei nen Lehrerraum auf der großen Brüdergasse bei Schmidt gemietet. Im Sommer des folgenden Jahres wurden auf den schulfreien Nachmittag des Donnerstages gemeinsame Spaziergänge gelegt. Ein Lehrer führte die Mädchen, der