Volltext Seite (XML)
Wie lieb ich Dich, mein Sachsenland! Oberlausitz, wie bist Du so traut! Ostern 1920 in Sachsens Hauptstadt ists! — Vorbei sind Tage der Torheit, Tage der Not und des Todes. Es war nicht schön in den letzten Wochen. Erhitzte Köpfe hatten das Volk erregt — zur krassen Sinnlosigkeit! Dunkle Gerüchte schwirrten aus allen Ecken und Enden — und so kam es auch bei uns zum traurigen Blutvergießen. Sie — die Opfer — mögen sanft ruhen! Gott ist groß — er weiß, daß mancher mit dabei ist, der in ehrenvoller Pflichterfüllung sein Leben lassen mußte, er weiß aber auch, daß viele nicht wußten, was sie dort am Orte des Bruder mordens zu suchen hatten. — Gestern — am Ostersonnabend — ging der Lausitzer Wanderer durch eine der belebtesten Straßen Dresdens. Da — ein gewal tiger Menschenauflauf vor ihm, aus einem bedeutenden Geschäft dringen weibliche Hilferufe. Hier muß geholfen werden! Ellbogen ran, so drängt er die Masse beiseite und betritt den Laden. Zwanzig bis dreißig Männer sind eingedrungen, toben, schlagen und schreien. Die Angestellten sollen heraus zur Masse auf die Straße. Der Lausitzer spricht beruhigend auf die Menge ein. Man will ihn nicht begreifen, will nicht verstehen, daß jeder Deutsche für Recht eintreten muß. — Man bietet ihm an, seine Knochen zu zerkleinern und noch viel schöneres. Da wars zu Ende. Wir Lausitzer sind geduldig, aber man darf nicht zu weit gehen wollen. — Mit wenig Worten zu den Anführern gab er fünf Minuten Zeit, die Eindringlinge zu entfernen. Nach fünf Minuten war der Laden leer, es wurde niemand mehr belästigt. Kein Blut war geflossen und doch war Ordnung geschafft! Als der Wanderer nach weiteren fünf Minuten den Laden verließ, kam aus der ge waltig angesammelten Menschenmenge das Kommando: „Platz machen!" — Er schritt hindurch und als er allen diesen verhetzten Handwerkern zurief: „Auf Wiedersehen!" flogen die Hüte vom Kopfe und freudig ries die Menge: „Auf Wiedersehen!" Dies nur ein Beispiel, daß sich Menschen auch ohne Blutver gießen, ohne Morden verstehen können. Das Einigende siege, das Trennende unterliege. Wir Deutschen konnten wohl eine Weile irren, aber der ehrliche, gerade Germane wird bald wieder die Wege finden, die zu gehen sind, um Deutschland sein altes An sehen wieder zu erringen! Heut ist Ostern — Ostern im Elbtal. Kennt ihrs? Wie weitet sich des Wanderers Brust, als er unter der Bismarcksäule auf der berühmten Räcknitzer Höhe steht — wehmütig gedenkt er ver gangener Zeiten und ein Lied kommt ihm in den Sinn, das einst Schiller gesungen hat: Osterinahnung! Lieben Freunde! Es gab schönre Zeiten Als die unfern — das ist nicht zu streiten! Und ein edler Volk hat einst gelebt. Könnte die Geschichte davon schweigen, Tausend Steine würden redend zeugen, Die man aus dem Schoß der Erde gräbt. Doch es ist dahin, cs ist verschwunden, Dieses hochbegünsliqte Geschlecht. Wir, wir leben! Unser sind die Stunden, Und der Lebende hat recht. Vorwärts mit Gott! — des Oberlausitzer Wahlspruch — dreht er sich um, will fürbaß schreiten, da steht Einer vor ihm — Ostcr- qruß und Handschlag, Auge in Auge, Hand in Hand sprach Er die Worte: Was sich in den letzten Tagen in Deutschland — im Sachsenland zugetragen hat, ist unseres Volkes unwürdig! Noch nie hat sich das Sachsenvolk bei Kanonendonner und Älutver- gießen wohl gefühlt, und so sollte es bleiben! Gott der Herr sei mit Ihnen und unserem teuren Heimatland! Landsleute — es wurde still. Leise strich der Wind über die Höhe, eine Lerche aber stieg jubilierend in die Lüfte und zog nach der fernen Stadt. Möge sie die Osterbotschast des Einen verkün det haben, der es treu und gut mit uns allen meint. A. M., Mitglied der Landsmannschaft „Oberlausitzer", Dresden. Der neue Lusatiaweg Kottmar—Isergebirge Bon Bruno Reichard, Zittau Der Verband südlausitzer Gebirgsvereine „Lusatia" will unsere herrliche Lausitz in höherem Maße als bisher dem allgemeinen Wanderverkehr erschließen und zu diesem Zweck den von ihm betreuten durchgehendenTouristcnpfade» eine Anzahl neuer, zu verlässig gekennzeichneter Wege angliedern und der Schönheit unseres heimischen Gaues die ihr zukommende Beachtung sichern. Bei dieser Gelegenheit soll gleichzeitig der Nachweis geführt werden, daß sich die Reize der sächsischen Obcrlausitz nicht auf einige besonders bevorzugte Punkte beschränken. Eine der neuen Markierungen soll in west-östlicher Richtung, nördlich des Hauptzuges des Lausitzer Gebirges, eine Verbindung zwischen dem alten Lusatiaweg und dem Isergebirge Herstellen und noch bis zu Beginn der großen Ferien vollendet werden. Die erste Teilstrecke Kottmar — H i r s ch f e l d c wurde am Kar freitag von Vertretern des Ebersbacher und Ruppersdorfer Vereins und des Zittauer „Globus" begangen. Die Teilnehmer waren von dem Ergebnis in hohem Maße befriedigt, und cs steht zu erwarten, daß die reizvolle Wanderung sich nach Fertigstellung der Wegzeichen außerordentlicher Beliebtheit erfreuen wird. Den Ausgangspunkt bildet der Kottmargipfcl; die neue Mar kierung soll aber aus Zweckmäßigkeitsgründen erst bei dcrKott- marschenke einsetzcn. Dort öffnet sich ein malerischer Blick nach Osten. Llber schönen waldigen Vordergrund hinweg sehen wir, wie das Lausitzer Gebirge in anmutigen Hügelkuppen allmählich in die schlesische Ebene Übergeht. Wir folgen etwa 200 Meter der nach Obercunnersdorf führenden Straße und biegen dann auf den Lärchenweg rechts ab, der den adwechsclunqsreichen Ruppersdorfer Forst schneidet. Nach etwa einem Kilometer Wegs erreichen wir eine sternartige Wegekreuzung. Sie bietet einen idyllischen Ausschnitt von Herrnhut. Wir wenden uns südöstlich am Waldrande entlang und gelangen nach einein wei teren Kilometer an eine Stelle, die einen prächtigen Ausblick ans die Lausche und das Krcibitzcr Gebirge bietet. Der Vordergrund zeigt eine liebliche Aussicht aus Oberruppcrsdorf und die Kuckuckshäuser. Wir benutzen dann in scharfer Ecke 200 Meter der alten Eibau-Herrnhuter Straße in nordöstlicher Rich tung und gelangen zum Fuchsberg (300 Meter). Don hier aus halten wir wieder südöstlich, um nach einem halben Kilo meter die parkühnliche Fasanerie der Ruppersdorfer Herrschaft zu erreichen. Ein stimmungsvoller Teich, gewaltige Eichen und lauschige Ruheplätzchen fesseln unsere Aufmerksamkeit. Eine mit sehr alten, prachtvollen Linden gefaßte Allee führt uns dann nach dem hochgelegenen Ruppersdorfer Forsthaus. Wir kreuzen unweit des Bahnhofs die Löbauer Linie in der Richtung nach dem „Gasthof zum Mohren". Hier winkt ein lohnender Ab stecher nach der hübschen Kirche mit dem Nostitzschen Erbbegräb nis und nach dem interessanten, uralten Gerichtskretscham. Vom „Mohren" aus folgen wir südöstlich der Straße nach Groß hennersdorf bis zur anmutigen „W iesenmühlc" im lieb lichen Petersbachtale. Wir folgen am Waldrand auf schwellendem Wiesenweg dem Tal bis zur Maxbrücke und gelangen nach Luldarf mit dem „Culkretscham". Hier bietet sich ein schöner Überblick über das Großhennersdorfer Hügelgelände; etwas später grüßen aus der Ferne Landcskrone unk Iauernicker Berge. Von hier aus führt ein rasiger, angenehmer Fußweg nach der Löbau-Zittauer Straße, die wir hinter dem ehemaligen Chausseehaus erreichen. Wir lassen eine schattige Lindenallee und den Eisberg zur Linken, den Langenberg zur Rechten, freuen uns^des reizende» Blickes