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ISS Gberlausihev Heimatzsiiung Är. 15 ankläger, Magister Schindler, seine ordentliche Berufung durch Vorlegung der von denGemeindeältesten ausgesertigten Designation nachgewiesen. Nach Abfassung des Protokolls überreichte er die Schlüssel und Siegel und verließ dann das Rathaus. Auf den Rat seiner Freunde ging er, „damit ihm nicht etwa Leides widerführe", durch die Kanzlei aus dem Naihause direkt in seine Wohnung zurück. Es gab auch Stimmen, die für Kindler Partei nahmen und behaupteten, ihm sei unrecht geschehen. Ein Hauptgrund der Abneigung gegen ihn mochte wohl darin gelegen haben, daß Kindler „als ein Mann eines deutschen Gemütes" auf gedeckt hatte, daß von seinen Kollegen allzu frei mit des Rates Einkünften umgegangen werde, und dawider geredet und gewollt hatte, daß jeder regierende Bürgermeister bei seiner Amtsniederlegung Rechnung tun sollte. Obwohl er sich erbot, selbst den Anfang damit zu machen, fand er doch ent schiedenen Widerstand. Die Freunde, die für ihn eintraten, orangen nicht durch. Seine Gegner aber ruhten nicht, bis sie ihn gestürzt hatten. Kmdler beruhigte sich bei diesem schnöden Vorgehen gegen ihn nicht. Er reiste am 28. Juni mit einem Sachwalter (Ina. Ramberger) nach Prag au den Hof, führte Beschwerde und erlangte, daß dem zum Landoogte bestimmten Grafen Schlick Auftrag ward, die Sache zu untersuchen. Schon war der Termin der Untersuchung (15. September) festgesetzt, da ver hinderten neue Kriegsunruhen die Ausführung des Auf trages. Daher schlug Kindler einen anderen Weg ein und wendete sich an die eben in der Oberlausitz anwesende mili- tärischeGewalt,nämlich den MarkgrafenGeorg vonBranden- burg-Fägerndorf, welcher ihn in Görlitz anhörte und am 24. November mit Versprechungen entließ. Den Versprechungen folgte alsbald die Tat. Durch den Obristleutnant Rammtek, den seine Mannschaft mit klingendem Spiel, fliegenden Fah nen und zum Teil mit brennenden Lunten begleitete, ließ er Kindler wieder in die Ratsstube einführen, wo der Rat bereits versammelt war, weil Rammiek ein Anbringen im Namen des Markgrafen angemeldet hatte. DerObristleutnant trug dem versammelten Rate vor, wie Kindler widerrechtlich und unschuldig abgesetzt worden, er selbst aber von dem Markgrafen Auftrag habe, ihn wieder in sein Amt als regierender Bürgermeister einzusetzen, und wies ihm seine Stelle wieder zwischen den zwei anderen Bürgermeistern an. Der Rat versicherte, in KindlersAbsetzung nur zur Verhütung größerer Unruhen gewilligt zu haben. Hierauf wurden die Bürgcrältesten beschiedcn. Nur wider willig gaben diese augenblicklich der Gewalt nach, doch ver trösteten sie sich damit, daß die Soldaten nicht immer da seien. Sie hofften auf baldige abermalige Verdrängung des ihnen verhaßten Kindler. Ihre Hoffnung sollte sich nur zu bald erfüllen. Am 23. April 1621 ließ der Kurfürst von Sachsen den Bürgermeister Kindler von Trappenstein durch den Hauptmann oon Heinitz auf dem Rathause gesangennehmen und bewachen und zur Entsagung und Ruhe nötigen. Diese Schmach hat der viel Angefeindcte nicht lange über lebt. Drei Fahre hat er noch im Privatstande gelebt. Am 30. März 1624 starb er, erst fünfzig Jahre alt. Als ehema liger Bürgermeister wurde er in der St. Iohanniskirchc zu Zittau feierlich beigesetzt. Bilder aus der schönen Heimat Bon RichardMättig (Großschönau) zwei Stunden von jenem entfernt, das Dörf chen Schmiedefeld. Freilich berühren nur einige Häuser die Chaussee, während der Ort - selbst sich in einem lieblichen Tale nach Süd osten zu yinzieht. Es ist ein kleines Dorf: nur 617 Be wohner zählt es in seinen Mauern, aber auf sein hohes Alter kann es stolz sein; wird doch schon 1221 seiner als „Smydinelt" Erwähnung getan. Nicht minder be kannt dürfte wohl der große Brand von Schmiedefeld, der durch die Franzosen unno 1813, am 12. Mai, ver ursacht wurde und das ganze Dorf arg beschädigte, sein. Dabei brannten achtunddreißig Gebäude und das alte Gotteshaus ab. Später riß man noch vierzehn Wohn häuser und sechsunddreißig Nebengebäude nieder: wei- iere vierzehn traf das gleiche Schicksal. Die Einwohner hielten sich den ganzen Sommer und Winter nachher in neunzehn Dörfern und vier Städten der Umgebung auf. Sehr langsam erholte sich der Ort und erst 1817 wurde das jetzige schmucke Gotteshaus erbaut und geweiht. Während des Baues entstanden an den Mauern große Risse und der Turm senkte sich, sodaß man sich veran laßt sah, die noch jetzt stehenden mächtigen Pfeiler an zufügen: auch erhielt der Turm seinen zugedachten Ab schluß nicht und wurde infolgedessen im Verhältnis zum Kirchhause zu niedrig. — Das hübsche stattliche „Post gut" erinnert an Schmiedefelds goldene Zeiten, wo der Ort Post-Station war und die gelbe Postkutsche ihr Rasseln hören ließ. — Am Gotteshaus ward eine Erinne rung an 1813 angebracht, nämlich drei Kanonenkugeln und die Inschrift: „Gedenke der dornigen Zeiten. — 12. Mai 1813. — Schreckenstage von Schmiedefeld."