Volltext Seite (XML)
Sollte die Iohanniskirche einmal elektrische Beleuchtung erhalten, was sehr zu wünschen wäre, so würde das herrliche Bild Rosendahls sich noch besser beleuchten lassen und somit für die Gemeinde deutlicher erkennbar werden. Aber wir danken dem Maler Rosendahl nicht nur das Altargemälde der Iohanniskirche. Er hat uns auch die klei nen, seinen Bilder in Sepiafarbe gemalt, welche die Kanzel schmücken und in acht Feldern Bilder aus der Geschichte Jesu darstellen nach Marc. 10,15; Ioh.20,29; Matth. 11,28; Luc. 7,48 und 50; Ioh. 17,20; Luc. 10,42; Ioh. 4,14; Ioh. 3,7. Auch die vier Sepiabilder zwischen der Kanzel und der Emporkirche sind von Rosendahl gemalt und weisen folgende Sprüche auf: Psalm 26,8; Psalm 34,2; Psalm 27,4 und Eph.5,19. Leider sind auch diese Bilder wegen der Höhe der Kanzel und der Emporkirche schlecht sichtbar und darum nur wenig bekannt. Bei seinem Aufenthalte in Zittau lernte Rosendahl seine Frau kennen, eine Berta Auguste Schmaltz, und wurde mit ihr am 25. August 1837 in der Kirche zu Kleinschönau ge traut. Sie war die Tochter des Pfarrers Gottlob Schmaltz in Rengersdorf bei Görlitz, und war geboren am 27. Juli 1806. Sie verstarb am 9.Februar 1875 in Zittau.Eine ihrer Schwestern war verheiratet mit dem Pastor Rhäsa in Ober oderwitz, der auf dem Frauenkirchhof in Zittau beerdigt ist. Eine jüngere Schwester war verheiratet mit dem Pfarrer Michael in Bertsdorf bei Zittau, dem ältesten Bruder des Oberschulrats Professor Michael in Zittau. Die Ehe Rosendahls mit Bertha Auguste Schmaltz war mit vier Kindern gesegnet, von denen drei in jugendlichem Alter starben. Die jüngste Tochter Marie lebt noch in Zittau aus derBlumenstraße 12 und ist seit 18. Mai 1869 mit dem Kaufmann Max Enzmann verheiratet. Mit seiner jungen Frau unternahm der Maler Rosendahl die beschwerliche Reise von Zittau nach Berlin in der Postkutsche. Nachdem Rosen dahl in München und Nürnberg eingehende Kunststudien gemacht hatte, wurden ihm reichlich Aufträge in Berlin und Umgegend zuteil. So malte er in Berlin den Weißen Saal im Königlichen Schlosse und in Potsdam die neue Kirche, 1837 zu 1838. Im Jahre 1843 malte er drei Säle im Groß herzoglichen Schlosse zu Neu-Strehlitz. 1846 malte er im Marmorpalais zu Potsdam und in der Kirche auf derPfauen- insel, ebenso in der Nikolaikirche zu Potsdam. Im König lichen Schlosse zu Berlin erneuerte Nosendahl die Gemälde des Thronsaales, des sogenannten Rittersaales. Eine angenehme Unterbrechung der anstrengenden Arbeit brachten ihm kleine Reisen. So benutzte er 1844 zum ersten Male die Eisenbahn von Berlin nach Hannover und war ganz entzückt von der Fahrt. In einem Briefe sagte er von Vieser Fahrt: „Wie auf sanften Flügeln wird man dahin getragen." Von Hannover bis Bremen kam dann die alte Postkutsche wieder zu ihrem Recht. Im August 1845 besuchte er Dresden, die sächsische Schweiz und auch Zittau wieder. Seine künstlerische Betätigung fand auch die Anerken nung des Königs von Preußen. Am 17. April 1845 ernannte ihn derselbe zum Hofdekorationsmaler. Die bisherigen Lei stungen Rosendahls ließen von ihm noch Großes auf dem Gebiet der Kunst erwarten, aber es kam anders. Mitten aus derArbeit raffte ihn ein plötzlicherTod hinweg. Er verschied am 18. Oktober 1846 an Lungenschlag und wurde am 21. Oktober bestattet. Welch großer Anerkennung sich der junge Künstler erfreute, beweist dieTatsache, daß dreihundert Künst ler seinem Sarge folgten. In Zittau kennen viele Leute nur noch seinen Namen. Auch die Kirchengalerie vom Jahre 1903 nennt auf Seite S2 nur kurz seinen Namen. Er hat es aber verdient, daß mir wieder einmal seiner gedenken und in diesen schlichten Zeilen dankbar festhalten, was über seinen Lebens gang zu erfahren war. MMUMMMIMttMIMIMlttttttlMMMttMlMttliUttllllMUMMMlMMillttMMMMttMMtt U Z ß L ß 8 ß ß Z R MUMMMNMMlMMMIHHIMUttMIIlMIlMllMllMllMlMlMlllttlUMUMMMllMlMMMI 400 jähriges Bestehen der Zittauer Stadt-Apotheke In diesem Jahre kann die Stadt-Apotheke in Zittau aus ein 400jähriges Bestehen zurückblicken. Der Tag der Grün dung ist nicht mehr festzustellen, da das hierauf hinipeisende Privileg verlorengegangen ist. Das älteste vorhandene Apo thekenprivileg ist vom Zittauer Rat dem Christophorus Glitz am 4. Januar 1615 erteilt worden; es ist aber, wie aus der Urkunde hervorgeht, nur die Erneuerung eines bedeutend älteren Ratsprivilegs. Im Laufe der Jahrhunderte bis ans den jetzigen Besitzer ist die Apotheke in 27 Händen gewesen, darunter ist sie viermal auf die Witwen der betreffenden Be- Z D Wie bin ich doch solange fort gewesen! Fast bist du fremd mir, kleine Vaterstadt. Du altes Haus, darin mir meine Mutter Das erste Schlummerlied gesungen hat. Doch traulich grüßen mich die engen Gassen, Drin einst ich jeden Winkel hab gekannt, Und über meine feucht gewordnen Augen Streicht die Erinnerung mit leiser Hand. Borm Rathaus halten Wacht die alten Greisen, Dort auf der Straße sproßt wie eh' das Gras. Am Marktplatz singt der alte Röhrenbrunnen Sein Lied, das lang ich, ach, so lang vergaß. Und schlug die Fremde mir auch tausend Wunden, Bon denen nie ich ganz genesen kann: Ich habe mich nach Haus zurückgefundeii, Wohin ich schau, blickt mich die Jugend an! Da schweigt das ungestüme Glücksverlange», Die große Sehnsucht, sie wird langsam still, Ausatmend rast ich in der Heimat Frieden, So wie ein müdes Kind, das schlafen will. Tony Piischnmnn-H»rnandt. Heimkehr Als wir am Strande der Donau lagen, Hatte das Mordpulsen ausgeschlagen. Gefängnisse strömten Verbannte aus, Die hetzten und liefen nach Haus, nur nach Haus. Sie kamen glühend, zerfetzt an den Strom Und jubelten: „Ich komm, ich komm!" Zum andern weiten Ufer, das die Heimat war, Nach der sie gefiebert Jahr um Jahr. „Ein Boot, ein Boot nach dem Vaterland!" Sie irrten und riesen die Nächte am Strand Und legten sich nicht an unser Feuer. Ein jeder Herzschlag war so teuer. Wenn dann am Morgen ein Boot sie beglückte, Dann waren sie Kinder, Beter verzückte. Sie knieten nieder, sie sprangen hoch Und schrien und schrien: „So kommen wir doch." Mit diesen bunten seligen Gesellen Schwamm dann das Glück auf den Donauwellen. Musik, Musik, die srrudestrahlend scholl, Machte auch unsere Herzen zum Zerspringen voll, Und drüben: Glocken und Wiilkommschrein, So kehrten die fremden Gefangenen heim. Wir sahen nach mit nassem Blick: O kehrten die unfern auch so zurück. Kelivara, November 1918. Karl Heinze. Z R Z 6E ILM)