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Nr. 12 Gberlausiher Heimatzeitung 13S Proben und Beispiele von Oberlausitzer Volksliedern und Reimen Gesammelt von vr. Curt Müller-Löbau. Ich ging'g Parzelgassel runter, 's Laternengasiel wieder ruff. Dort bam lodern Eckflecue kumm'ch zum Bursckdorfer BirnbÜm, siicg'ch uffn Pflauwbüm, pflucki'ch mer meine Möhre ob, koam dr Bauer raus, dam dar tzo. br woar: „Gottstausend, Gottstausend, woas zertrempelste dann mane Hirsche." Do verschutt'ch wer ba dan Lüfn meine Zuckerbrüfln, do koatn de üle lange Viebmoad raus, Tdbls Knebbls, die ale lange Doachloatte, du wirst sie wühl » gekannt hoabn. (Ttchqraben.) (Icdrnsavs Bruchstück oder endlose Geschichte, dl« wieder oa„ oorn beginnt.) Sprachscherze, Klangspiele. „Wir wendschen Waschweiber wollten weiße Wäsche waschen, wenn wir wüßten, wo warmes Waschwasser wäre." (Oderwitz und an andern Orlen.) „Kumm tun tut'r: ob'r ab'r ib'r Ab'iäbcrschbach tut Kumm od'r ab'r ib'r Ad'rudrrwitz, doas wceß'ch ne." (Oderwitz.) Auf die Mundart der Seifhennersdorfer gemünzt. Hoich ack, wie da Sega bimbat und da Data schnaircht, Und di Mutta sitzt an Ösen und frißl'n ganzen Quairg. Lautausdeutungen. Lokomotive bei Sebnitz: Den Berg hinaus: Halst mr ocke, halst mr ockc! Etwas weiter oben: 's giht schon besser. Ganz oben: Ich brauch d'ch nich mehr. Abcndglocke in Bautzen: Bauer raus, Bürger rein! Goldammer: Si, si, si, si, si, Bauer sön Hobr ni ze frich, srieh. Schwalbe: Do'ch fortzog, do'ch sortzog, War alles voll. Do'ch wiederkam, wicderkam, War nicht das Gesperr. Spottreim. Mädchen gegen Jungen: Hu kalt, wie wackelt der Wald, V>e Appeln sein griene, de Mädel sein schiene, De Zungn sein arg. die frassen Ken Quark, Die frassen ock Butter und schieren de Mutter. Oft geht Bauernspotl von Haus zu Haus, und es entstehen lange SpoligetuHte. Gitters«) Gürge Hot zwee weiße Schimmel, Un Basche Hansgürge jährt an Himmel, Grose Hut a groß Haus, Del Richters gucken de Maisc zum Fenster naus, usw. Kindcrreim zum Schützenfest. Brrumbumbum, de Schützen Kumm, Mei Voler rrät de Scheive. Do laß ich mir en Tarer gähn Und girh dermit zu Werne. Brrumbumbum, brrumbumbnm, die Leckerjchdorser tLeutersdorfer) Schützen Kumm! der eene is bucklig, der andre is lahm, den Dritten brengse ofsen Buckel geiroin. (Ttbau.) Liedchen beim Beerensuchen. tzolläin, Hollärr, itz Kumm mer aus'n Beeren, Mrr hon gepflückt vis übern Rand, Der Teufel hut's'chn Rock verbrai.nt Uff alb» beeüen Seiten, Do donn'r nt mich reiten. (kauba b. Löb»».) Hirtenlieder. Harri, horei, meine Kllh sei alle rei, 's fehlt mr noch dr Ziegenbock, wo er mog sein hinuehoppl? In das kleine Dörschen nein, wo die grüßen Bauern sitzen mit den lonaen Zippelmitzen, wo sie 's Geld mit Vierteln messen und den Quark mit Löffeln fressen. (Schönbach bei Sebnitz.) HUttel, Kittel, Ochsenknaicht macht b im (Name des Herrn) alles raicht, kommt er in den Stall gerannt, seien die Ochsen angespannt. In der lanaen Kutte schreit er: Hüo, Hütte. (S°hi°n» .. R.) Grußltedchen an den Maikäfer. Maikäfer, Mai, Deine Mutter Lei, Der Vater is in Pommerland, Pommerland is abgebrannt. Deine Brüder weinen, S'tzen hinter Steinen, Haben keine Messer und Gabel, Fressen alle mit dem Schnabel. (v-utz,-.) Maikäfer, flieg-, dein Vater is im Kriege, deine Mutter is in Pummeiland, Pummerland ist abgebrannt. D e Kinder sein alleene, die brechen Hals und Beene, die Jungs sein davongerannt, de Madl hon'chn Buckel verbrannt. (Hrrwißsdorf b. Zittau.) An den Maikäfer. Sommerkalbl flieg aus, flieg as Muttergotteshaus, bring uns Brut un Votier as Haus. (Schirgi«w-ide.) Ausdeutungen der Vogelstimmen. Oft legt das Volk den Lauten und Klängen der heimischen Tierwelt allerlei Ausdeutungen unter, die auch den Kinderliedchen zugercchnet werden können, da sie heute meist nur den Kleinen be kannt, von den Großen aber vergessen sind. Die Vögel nehmen besonders innig am Leben und Treiben der Menschen teil, so ruft die Amsel im Zeitigen Frühjahr dem Holzarbeiter zu: Lieber Bruder, froist dich? (friert dich?) (Oderwitz.) Oder sie weckt die Leute: „'s is a früh, 's is a früh." Im Winier bittet sie hungrig: „Bauer, miet mich; Bauer, miet mich!" Im Frühling aber hat sie ihr Angebot wieder vergessen: „Pfeif dr uf dein Drack!" Zur Erntezeit aber ist sie wieder arbeitswillig: „Bauer, spann ein, ich will dr halsen zichn. Itz, itz, itz giehts. itz, itz, itz giehts!" (Oderwiz.) Die Waldsänger warnen die Holzdiebe vor dem Förster, so die Drossel oder die Zippe, die man wegen ihres eigenartigen Rufes wohl auch Davidszippe nennt: David, David, cune derre Ficht, enne derre Ficht! Häck s' ob, Hück s' ob, eh der Ferschter kimmt, eh der Fersäster kimmt. Dokter Schniebs, Dokter Schniebs, wu bist'n, wu bist'n? Do hie, do hie, Birkendieb, Birkcndieb, Nimm Kiefern, nimm Kiefern! (Oderwitz.) Die schalkhafte Kohlmeise neckt uns mit ihrem Zuruf: Siehste mich, siehste mich? Do sitz ich, do sitz ich. (Oderwitz.) Wenn die jungen Burschen im ^orfe nachts zu spät Heimkommen, müssen sie die üble Nachrede der Frauen am Dorfbrunnen fürchten, das deutet der warnende Rohrsperling, Rotwistlich in der Lausitz genannt, spöttisch an : Siebst'n, siehst'n, siehst'», ich will wetten, ich will wetten, Ar kcmmt arst heem, ar kemmt arst hecm. Wu a aewast i°, wu a gewast is? Wu a Qual (Quelle) is, wu a Qual is, Kumme vill Weiber zcsamm, Kumme vill Weiber zcsamm, Do Hot an Doife niemand ne Friede, Ne Friede, ne Friede, ne Friede. (Schönbach.) Wie die Goldammer benimmt sich der Sperling im Sommer frech, im Winter bettelt er demütig, so in der Wendet: Im Sommer: 6ur cert, dur oert! --- Bauer Teufel, Bauer Teufel! Im Winter: 6ur vujk, burrvujk!-- Bauer Vcttrrchen,Bauer Vetterchen! (Radibor.)