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Nv.11 Gbsvlausitzer HelmaLzeitung 12S bis achtzig Zentimeter. Nach mühseligem Wandern waren die verheißenen zwei Stunden überwunden, aber weder das Wütighaus noch irgendwelche Holzarbeiter waren zu sehen. Endlich zeigte sich solch ein bärtiger Geselle. Auf unsere Frage, wie weit es noch bis zum Wittighause sei, gab dieser uns die kurze inhaltsschwere Antwort: „Halt a oierStunden!" Nicht wenig ersckrocken staunten wir uns gegenseitig an. Was sollten wir tun? Umkehren? Das war noch weiter. Also vorwärts! Einer ging voran, die andern traten in dessen Fußtapfen. Es hatte bis jetzt ununterbrochen aber ziemlich ruhig geschneit. Auf der Tschiandelwiese aber setzte em furchtbarer Schnee sturm ein. Der Hochwald hörte hier aus. Nur vereinzelte Wetterbäume ragten gespensterhaft aus der weiten Hochfläche empor. Die spitzen Eisnadeln drangen durch die dicke Loden kleidung hindurch und trafen das Gesicht so sch!<Wi)aft, daß es einem die Tränen in die Augen preßte. Endlich verkündete unscin Wegweiser: „Nach dem Wittig- Hause 35 Minuten/ Mit Freuden wurde diese Nachricht be grüßt. Hier begegneten wir drei Schneeschuhläufern, die im lockeren, körnigen Schnee ebenso mühsam vorwärts kamen. Endlos dehnte der Weg. Der Schneesturm wurde immer hef tiger. Die Schneehöhe überstieg einen Meter. Wir kamen immer nur drei Schritte vorwärts, dann mußten wir ebenso lange rasten. Die Schuhe waren knochenhart gefroren, Füße und Unterschenkel ganz steif und leblos geworden. Von Zeit zu Zeit lehnten wir uns aus die langen Gevirgsstöcke, oder setzten uns auf einen Holzstoß, aber sofort begannen wir em- zuschlasen. Dann ging es zähneklappernd vor Kälte werter. Es begann zu dunkeln. Ost narrten uns die erregten Srnne. Fm Nebel sahen wir vor uns den Giebel des Wilrighauses. Kamen wir näher, war es eine verschneite Tanne. Manchmal hörten wir Schellengeläut. Aber es waren nur die v reisten Äste, die solch glockenartige Töne heroorriesen. Drei endlos lange Stunden hatten wir zu der kurzen Sommerstrecke der angezeigten 35 Minuten gebraucht. Kein Wunder, daß einer meiner Begleiter den Mut völlig verlor und uns nicht mehr folgen wollte. Was sollte geschehen, wenn einer von uns ver sagte? Er wäre verloren gewesen. Später erfuhren wir, baß am Vortage drei Schneeschuhläufer halberfroren aufgefunden und geborgen worden waren. Da — endlich — eine Weg ¬ biegung — das Wittighau s lag vor uns! Es war höchste Zeit; die Nacht brach herein und unsere Kräfte waren völlig erschöpft. Am warmen Ofen bei heißer Suppe und Glühwein kam allmählich Leden in die erfroren geglaubten Glieder. Auf einem Hörnerschlitten fuhren wir dann rasch nach Weißbach hinab, ein jeder mit eigenen Gefühlen und Gedanken. Im Osten blauen die Berge der Iser. Der Sommer wird kommen, und dann, lieber Leser, schöne Leserin, steig hinauf auf die einsamen Höhen und vergiß für einige Stunden, was unten im Tale deiner harrt an Sorgen und Beschwerden. INUNNINMNMMMMMIIIMMMIIINIMIIMINMIMUMMMUIIUUMMMUUIUMMMIMUU Dialekt und „weinen" Dialekt regiert im Volk oft mit rechter Tllcke, setzt für Hochdeutschs reinen Klang Eigentumsausdriicke. Dialekts Alleinherrschaft deutlich sestzustellen, bietet sich Gelegenheit in so manchen Fällen. Viel zu vornehm und zu fein klingt dem Volke, „weinen". Dialekt ipringt hilfreich ein, schafft Ersatz den Seinen, viele Wörter für ein Wort, Mannigfaltigkeiten, Nuancierungen sogar für die Eigenheden. Ist die Mutter recht betrübt, fließen ihre Tränen, müßte doch die Kmderschar (wie man sollte wähnen) kleinlaut Klagen: Mutter „weint"! — Da jedoch die Alten aus dem Volke Dialekt hoch in Ehren halten und in ihrem Wörterschatz missen das Wort „weinen", wenden es drum auch nicht an aus dem Volk die Kleinen. Mutter „florrt" undMutter „flennt"! —So dieKinder Klagen.— And erseits kommt auch das Kmd ost in Lebenslagen, wo es weint und doch nicht „weint"; denn alsdann hcißts sicher, (rührts von einer „Wihkoat" her), 's is ock a „Gewicher". — Liest sieht den großen Hund, nimmt vor Angst die „Loalsä en" in die Hand und reißt dann aus und säugt an zu „noatschcn". (Doch nur Lehnwort „noatschen" ist, und mir scheint, als könnten anstatt „weinen" eigentlich „noatschen" bloß die Wenden.) — Ebbe Hal der Tränensee, Tränenflut ein Ende, „noatschen", „wichern", „flenn" und „florrn" höret auf behende. Nur. wenn keine Jungen wärn, wär der Vers jetzt alle. Setz den Fall, es gäb einmal wohlverdiente „Knalle", wett des Burschen Übermut liefert Unerhörtes, „heult" der Knabe, und er „bleckt s'ch". — (Dialekt so lehrt es.) Will nun gar „Granitkops" durch, Mutter sagt zum Teuern, da nicht folgt der Schlußakkord: mennthalb moags'de „leiern"! Vater andrer Meinung ist, greift zum „Lmchenale" „Nudjl, nudd, nudd, nudd" verstummt, und es folgt Finale. Max Iungha ns. iiiiiiiiiiiiiniiiiiiiiniiiiiiiriiiiiiriiiiiiiiliiiriiiiiriiiiiiiiiiuiiiinimiiiiniuuiiiimnuinnnnmiuumnniunuiinumminiiniiiiiiinuuiiiiiiiiiiniiuuuuuuiiiiuimnniuuunuunuuuliuumuumui Proben und Beispiele von Oberlausitzer Volksliedern und Reimen Gesammelt von vr. Curt Müller-Löbau. Wiegenlieder. Schlaf, mei Madl, süßes Kind, draußen im Busche gieht der Wind. Schlaf ock, schlcf, mei Madl, ei, 's Puttel (Hühnchen) im Stalle löt a Ei. (Strahwalde.) Schlaf, mei Kindl schlaf, an Garten gieht a Schaf, die M Ich, die gibi's sisse, die Milch, die gibts sauer fer de windschen Bauer. (Ebersdorf b. Löbau.) Durt uffn Barge, do gieht dr Wind, Durt sitzt die Marie und wiegt ihr Kind. Sie wiegt mit ihrer schneeweißen Hand, Do biaücht se o gar kee schie Wicgenband. (Oderwitz, Lausitz.) Husch, husch, husch mit der Koatze an Busch, mit der Koatze übern Grabn, Fällt se nei, do muß se fahrn. (Olbersdorf, Lausitz.) Ich ha ma mei Kindl gor schiene gelöt, ich ha masche (mir sie) mit lauta Rusen beströt, mit lauta Rusen und Rosmarie, mei Kindl soll schlafen bis morne früh. (Seifhennersdorf, Lausitz.) Kniereiterreim. Ware will a Reiter warn, wie der Wind bum, bum, Dar muß och en Tschacko habn, wie der Wind bum, bum. Holt die Mutter 's Htttefaß. setzt's'n öffn Nischl naß. Laudoiia, lauboria, wie der Wind bum, bum, usw. Scherzliedchen aus der Kinderstube. Gun Morgen, Frau Storchen, könn Se mir nich borgen A Päckchen Zigärrchen, ich werde Sies morgen Mit meiner Dorchen wieder riber besorgen. Trostreim: 's wird schon wieder warn mit der Mutter Barn, Mit der Mutter Knurrn is's o gewurn. Tanzliedchen. Petersilie, Suppenkraut wächst in unserm Garten, unser Annchen ist die Braut, soll nich lang mehr wanen. Roter Wein und weißer Wein, morgen soll die Hochzeit sein. (,robsch>°«idnitz.)