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126 GberlauMsr HsimaiZeltung Nr. Geschichtliches aus Schirgiswalde Bon S. R. Vom Markt zu Schirgiswalde diesem Jahre wird ein Stück Geschichte von S chirgiswalde M verschwinden. Die sogenannten Laubenhäusel' vm Markte werden weggerrffen und muffen einem Neubau weichen. Soll man das Verschwinden dieser slten Laubenhäuser bÄauern? an ihre Stelle nüchterne, moderne Bauten gefegt würden, dann h twiß. Der Neubau wird aber die alten, baufälligen Häuser in demfs/ben Stile erstehen lasse», svdaß wir das ulte,' -rialrrtsche IBM nicht vermisicn werden. „L»ub«n" besitzt die sächsisch e Lausitz ^tt^rr denen in Schirgiswalde keine. Es wäre für den GaschicM- MlKrd ein Ärger Schlag, sollten die Lauben aus dem Schirgis- walder Markte skr immer verivren sein. Mit Besriedigun g kann aber festgestelst werden, daß die alten Lauben in möglichste? Raturtre»e neu erstehen werden. Selbst dis alte Gestalt der beiden ne«en Häuser wird gewahrt bleiben. Diese Gebä» de ge hörten einst zum Niede'chofe von Schirgiswalde. Das heutige Dvmstiftliche Schloß mit seinen Nebengebäuden bildede den Oberhof. Diel»' ist noch heute, wenn auch nicht in der ursprüng lichen Fo^n, erhalten. Im Jahre 1628 verkaufte der Letzte der Lunche von Schirgiswalde, Melchior von Luttitz, sein Besitztum» den Oberhof, für 33000 Gulden an das Domstift in Bautzen. Zum ersten Male wird der Niederhof, aus dem sich die heutigen Häuser am Markte und der Hauptstraße entwickelt habe», im : Jahre 1449 erwähnt. Damals saßen die Luttitz aus Schirgiswalde 1449 ließ der jüngste der vier lebenden Brüder, Hinko (Heinrich) von Luttitz, seine Frau Dorothee mit am obersten und niedersten Hofe, am Vorwerke und au den Leuten im Dorfe» wie er dies von seinem Bruder Albrecht erkauft hat," belcibdingen. Die Witwe des Hinko hatte sich aber später mit einem Hans von Rcchenberg verheiratet. Das war 1473. Dadurch kam der Niederhof an die Rechenberge. Im Jahre 1659 ging der Niederhos an Johann Georg von Ottenseldt über. Dieser stand im Dienste des Grafen Pötting auf Rumburg und des Grafen von Mansfeld auf Schluckena» und Hainspach. 1702 brachte das Domstist Bautzen das ganze Gut Schirgiswalde in seinen Besitz. Der Niederhof verlor all mählich den Charakter eines Gutshofes. Es ist erfreulich, daß die Neubauten die alten Laubenhäuser neu erstehen lassen. Leider wird das Marktbild durch die beiden nüchternen Häuser an der Kirchbergseitc arg beeinträchtigt und es ist nicht zu verstehen, wie man solche Bauten Anlassen konnte. <- *r- * Die Pfnrrlmche zu Schirgiswalde Lusre Lausitz hat so manches reizvolles Landschastsbild auf- H zuweisen wo sich Natur und Menschenhand in glück- lichsterWeise harmonisch verbunden haben. Zu den schönsten Bildern der ganzen Oberlausitz gehört unstreitig die Schirgis- walder katholische Pfarrkirche. Du magst sie betrachten, von welcher Seite Du willst: Immer wirkt sie schön und erhaben. Kommst Du vom Bahnhöfe oder von Kirschau, so grüßen Dich die stattlichen Türme und laden Dich ein zu einem Besuch in das Innere des Gotteshauses. Nahst Du vom Fuchsberge her, so winken die Türme von weitem über dem Echloßgarten hinweg und weisen Dir den Weg zum Tale der Spree. Ganz anders wirkt das Bild von Osten her. Wie ein romanischer Dom sieht sie von der Callenberger Straße her ans. Willst Du sie in ihrer ganzen Schönheit genießen, so richte Dir Deine Ankunft so ein, daß Du von Sohland oder noch besser von Wehrsdorf her über den Steinbruch und dann quer über die Wiesen weg nach Schirgiswalde wanderst. Ich muß stets an den Naumburger Dom denken, wenn ich die Kirche von hier aus be trachte. Je näher Du kommst, um so schöner wird der Anblick. Wenn Du aber dem Markte nahst und siehst das Gotteshaus auf seiner Höhe liegen und bewunderst die 63 steinernen Stufen, die zu ihm hinausführen, dann wirst Du neidlos zugestehen, daß selten eine Kirche eine so prachtvolle Lage hat wie diese. An schömn SommcÄagen pftzege ich im Garten zu sitzen in einer kruschigcn Ecke, Dichte Stc'äs.chcr verbergen mich und meine Bücher vor allen Blicken der L eute, die vom Bahnhof oder Kirschau her die Straße entlaß- wandern. Ich aber kann alle sehen, denn der Garten liegt A 4 Meter über der Straße schräg gegenüber der Kirche. Sv mmiichen Ausspruch der Wan derer habe ich belauscht. Üud weM ein Zug auf dein Bahnhofe angekommen ist und die Fremdes hchnab zum Städtchen steigen, dann lege ich mestre Arbeit gern Mr Seite und beobachte. Wie verschieden doch die Menschen-sind t Dr' kommt ein alter Herr im grauen Bart. Sinnend bleibt er stehen und betrachtet die statt-- lichen Türme. Und er hebt nmljl arrch d>.ie Hand vor die Augen^ weil ihn die NachmiAagssoniiL blende^ d.ie hinter der Kirche steht-- Und er rückt sich rechW rmd lnÄts nud tritt dann in Len Schatten der Friedenseiche und wird nicht:fertig mit Schauen» Schließlich schlügt er den Weg z«m Friedhof; der da§ Gottesheus- umgibt,, ein und geht Schritt für Schritt um das Gebäude herum. Ich freue mich über den Mre». Das. ist-ebner, der's versteht-und ge nießt und schweigt. Es komm«! aber arA? solche, die nichts verstehen, dchür um ss mehr reden. In Kurzen-Heilen und-Wadenstrümpfen, jämmerlich zugestutztem Sämu rrbä:rtci»en, das wie zwei häßliche schivarzeFlccke unter der Ncq'e aussah, lram einst einer mit drei oder vier Freunden. Schon von weitem hörtz ieh sie schmatze» und lachen. Nun biege» sie um die Ecke und ihr Blick fällt auf die Kirche, die ich leider nicht verstecken kann, so«dKi.ii stehen bleibe» muß. „Donnerwetter", kräht der Sttrtzer anerkennend. „So ne Isschmacklvsigkcch diesen Bau hierher;» pflanze«? Iehört in 'ne Irotzstadt, nicl -in j» 'n NestK Die anb-crn lachen dsM und zjsyerr vorüber. Die Sachs ist für sie abgemacht. Nur einer in der Gruppe starrt unverwa rdt beim Borübergehen ans das Gotteshaus. Er Hst wohl andre Meinung als wie sein Führer. Ganz anders jener Wandrer!i Er bleM stehen und retrochlet die Kirche und wartet» bis er rioieri Mamr trifft, der ihm jo aus sieht, als könne er ihm die Auskunft, geben, die er von ihm ver langt. Aber der weiß, nicht virl und gesteht: „Dos werß'ch ni, wenn, fr gebaut is. Se is schus lange dr'e!" Der Fremde ist ein gründlicher Mann. Noch zwer.oder drei Vorübergehend hält er an. Derselbe „Nichtersolg". Da. hättest Du schön nutz fragen müssen, lieber Freund. Aber mich siehst Du nicht. Und da er sich gar nicht zufrieden gibt und augenscheinlich noch imm?r wartet, um endlich eine Person zu erwischen, die seinen Wissensdurst heilen kann, trete ich an die Mauer snd biete mich als.-Vädecker an: „1735 wurde diese Kirche erbaut» Unter dem Dekan Johann Josef Ignaz Freyichlag vonSchmideuthal. Der war damals hier- Seelsorger. Es bestand aber bereits seit 1346 ein Kirchlein hier» aber nicht auf demselben Platze, sondern ein Stück hinter dem- Pfarrhaufe. Das alte Kirchlein war aber sehr Klei in An seiM Stelle kam dieses Gotteshaus, aber zunächst ohne Türme." „Und die Türme?" „Diese wurden 1866 aufgeführt." Dec Fremde will noch mehr wissen. Ich verweste, ihn ach dem Bücherladen drunten auf dem Marktplätze. „Dort bekomme». Sie einBüchlein, in dem Sie alles ausgezeichnet finden, nms Sia wünschen." Er dankt und geht dann langsam weiter. Ja, so sind sie, die Menschen. Noch viele B-robachtUÄgen habe ich gemacht. Uber manche Leute habe ich mich gefreut. Das stutz die, welche mit sehenden Augen und warmen Herzen für die Schönheiten der Natur dahin wandern. Aber über einige habe ich mich geärgert, nämlich über jene, die gesunde Augen haben, aber nicht sehen; die nur Spott und lächerliche, witzig jein jollende Be merkungen herausbrachten, wenn sie beim Vorüvergehen die Orgel tönen und den Gesang der Gemeinde klingen hörten. Der Stolz der katholischen Pfarrkirche zu Schirgiswalde ist das Altargemälde. Das frühere Dresdner Journal schrieb 188b darüber: „Der katholischen Kirche zu Schirgiswalde erwächst durch dieses Gemälde ein wirkungsvoller und künstlerischer Schmuck." Das Kunstwerk stellt eine Madonna dar, die aufWolken schwebend und von Cherubim umgeben, den Blick nach aufwärts gerichtet. > der Erde zu entschwinden scheint. So mancher Wanderer geht